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Jahrbuch für Photographie und Reproduktionstechnik — 9.1895

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Neuhauss, Richard: Die Photographie in natürlichen Farben
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https://doi.org/10.11588/diglit.50998#0200
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Die Photographie in natürlichen Darben. 187
sichtigen) Kornes zwischen die dünnen Zenker'sehen Blätt-
chen eine regelrechte Interferenz der Strahlen zu Stande
kommen soll.
Noch auf zwei weitere Thatsachen, welche gegen die
Zenker’sche Theorie sprechen, machte Verfasser aufmerksam:
Erstens ist der Ort, wo im Spectrum bestimmte Farben auf-
treten, keineswegs ein unveränderlicher. Während längerer
Belichtung verschieben sich die Farben in sehr merklicher
Weise. Wo z. B. im Anfang der Belichtung Blau oder Violett
auftritt, hat man bei längerer Exposition Grün. Das Blau und
Violett rückt dann weiter nach dem mehr brechbaren Ende des
Spectrums hinaus. Hierbei müssten also die nach der Zenker-
sehen Theorie gebildeten dünnen Blättchen bei längerer Be-
lichtung ihren gegenseitigen Abstand ändern — eine Annahme,
die ausserordentlich wenig Wahrscheinlichkeit für sich hat.
Man könnte einwenden, dass die dünnen Blättchen bei längerer
Belichtung dicker werden, weil auch die dem Schwingungs-
Maximum zunächst gelegenen Silbermolecüle mit in Schwin-
gung gerathen. Hierbei würden die freien Zwischenräume
zwischen zwei Blättchen mehr und mehr zusammenschrumpfen.
Infolge dessen könnte wohl Licht von kürzerer Wellenlänge
dort auftreten, wo vorher ein solches von grösserer Wellen-
länge war, nicht aber umgekehrt, wie es in Wirklichkeit der
Fall ist.
Zweitens ändern sich in dem fertig entwickelten, fixirten
und getrockneten Bilde die Farben, wenn man die Bildschicht
mit einem in Alkohol getränkten Lederläppchen vorsichtig ab-
reibt. Hierbei findet ein mechanisches Entfernen der obersten
Bildschichten statt. Es werden also bei hinreichend langem
Reiben einige der nach Zenker’scher Theorie gebildeten
dünnen Blättchen entfernt. Theoretisch müsste die Folge des
Abreibens sein, dass an der abgeriebenen Stelle die Leucht-
kraft der Farbe abnimmt. In Wirklichkeit treten jedoch nach
dem Abreiben ganz andere Farben auf: Es tritt an die Stelle
der abgeriebenen Farbe die benachbarte Farbe mit kürzerer
Wellenlänge, Gelb also an diejenige des Roth, Blau an die-
jenige des Grün u. s. w. Reibt man weiter, so wird die Sache
unregelmässig. In einzelnen Fällen konnte Verfasser jedoch
einen sehr regelmässigen Wechsel der Farben feststellen.
Hierbei handelt es sich nicht etwa um einen durch den Alkohol
herbeigeführten Schrumpfungsprocess der Gelatine, welcher ein
allmähliches Aneinanderrücken der dünnen Blättchen bewirken
könnte. Legt man nämlich die Platte in Alkohol, ohne zu
reiben, so bleibt die Farbveränderung aus.
 
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