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Die Photographie in natürlichen Farben.
Die Photographie iu natürlichen Farben.
Von Dr. R. Neuhauss in Berlin.
Im Sommer 1894 nahm Verfasser die schon vor zwei
Jahren begonnenen Versuche mit dem Lippmann’schen Ver-
fahren wieder auf, und zwar unter Anlehnung an die Vor-
schriften, welche E. Valenta in seinem ausgezeichneten Buche
über „Photographie in natürlichen Farben“ (Halle a. S. 1894.
W. Knapp) gibt. In befriedigender Weise gelang auf Brom-
silberplatten die Wiedergabe von Spectren und Mischfarben.
Die bei diesen Versuchen gewonnenen Ergebnisse sind in drei
Aufsätzen niedergelegt, welche im October-, November- und
December-Heft der „Photographischen Rundschau“ (1894) zum
Abdruck gelangten. Einen kurzen Auszug aus diesen Arbeiten
lassen wir hier folgen.
Bisher nahm man allgemein an, dass die zur Herstellung
von Aufnahmen in natürlichen Farben geeigneten Platten korn-
los sind und sein müssen. Eine vom Verfasser vorgenommene
Untersuchung der Platten ergab, dass hier ein schwerwiegender
Irrthum vorliegt. Die nach Valenta’s und Lumiere’s Vor-
schriften hergestellten Bromsilberplatten (Mischungstemperatur
der Emulsion 40 GradC.), welche alle Farben in trefflichster Weise
wiedergeben, besitzen ein deutlich sichtbares Korn. Die Grösse
des Kornes vor und nach der Entwickelung ist nicht dieselbe.
Vor der Entwickelung beträgt dieselbe 0,0001 bis 0,0003 mm.
Da nun die halben Wellenlängen des dem Auge sichtbaren
Lichtes schwanken zwischen 0,00019 und 0,00038 mm, so er-
giebt sich, dass das Korn durchschnittlich beinahe ebenso
gross ist, wie die halben Wellenlängen.
Bei der nicht entwickelten Platte sieht man das Korn am
besten unter Zuhilfenahme einer Apochromat-Oel-Immersion
mit engem Beleuchtungskegel und mässig schräg einfallendem
Licht. Nach Färben der Platte mit verdünnter Fuchsin-Lösung
tritt das Korn deutlich hervor.
Unter der Einwirkung des Ammoniaks vergröbert sich
das Korn während der Entwickelung in sehr auffallender Weise.
Der Durchmesser beträgt nach der Entwickelung 0,0005 bis
0,0015 mm; er ist also erheblich grösser, als die halben Wellen-
längen. Im Hinblicke auf diese Thatsacho erscheint es mehr
als fraglich, ob die Zenker'sehe Theorie, auf welcher das
Lippmann’sche Verfahren aufbaut, richtig ist. Mit unseren
Vorstellungen über den Gang der Lichtstrahlen lässt es sich
ungemein schwer vereinigen, dass bei Einlagerung eines so
groben (und, wie der Augenschein lehrt, recht undurch-
Die Photographie in natürlichen Farben.
Die Photographie iu natürlichen Farben.
Von Dr. R. Neuhauss in Berlin.
Im Sommer 1894 nahm Verfasser die schon vor zwei
Jahren begonnenen Versuche mit dem Lippmann’schen Ver-
fahren wieder auf, und zwar unter Anlehnung an die Vor-
schriften, welche E. Valenta in seinem ausgezeichneten Buche
über „Photographie in natürlichen Farben“ (Halle a. S. 1894.
W. Knapp) gibt. In befriedigender Weise gelang auf Brom-
silberplatten die Wiedergabe von Spectren und Mischfarben.
Die bei diesen Versuchen gewonnenen Ergebnisse sind in drei
Aufsätzen niedergelegt, welche im October-, November- und
December-Heft der „Photographischen Rundschau“ (1894) zum
Abdruck gelangten. Einen kurzen Auszug aus diesen Arbeiten
lassen wir hier folgen.
Bisher nahm man allgemein an, dass die zur Herstellung
von Aufnahmen in natürlichen Farben geeigneten Platten korn-
los sind und sein müssen. Eine vom Verfasser vorgenommene
Untersuchung der Platten ergab, dass hier ein schwerwiegender
Irrthum vorliegt. Die nach Valenta’s und Lumiere’s Vor-
schriften hergestellten Bromsilberplatten (Mischungstemperatur
der Emulsion 40 GradC.), welche alle Farben in trefflichster Weise
wiedergeben, besitzen ein deutlich sichtbares Korn. Die Grösse
des Kornes vor und nach der Entwickelung ist nicht dieselbe.
Vor der Entwickelung beträgt dieselbe 0,0001 bis 0,0003 mm.
Da nun die halben Wellenlängen des dem Auge sichtbaren
Lichtes schwanken zwischen 0,00019 und 0,00038 mm, so er-
giebt sich, dass das Korn durchschnittlich beinahe ebenso
gross ist, wie die halben Wellenlängen.
Bei der nicht entwickelten Platte sieht man das Korn am
besten unter Zuhilfenahme einer Apochromat-Oel-Immersion
mit engem Beleuchtungskegel und mässig schräg einfallendem
Licht. Nach Färben der Platte mit verdünnter Fuchsin-Lösung
tritt das Korn deutlich hervor.
Unter der Einwirkung des Ammoniaks vergröbert sich
das Korn während der Entwickelung in sehr auffallender Weise.
Der Durchmesser beträgt nach der Entwickelung 0,0005 bis
0,0015 mm; er ist also erheblich grösser, als die halben Wellen-
längen. Im Hinblicke auf diese Thatsacho erscheint es mehr
als fraglich, ob die Zenker'sehe Theorie, auf welcher das
Lippmann’sche Verfahren aufbaut, richtig ist. Mit unseren
Vorstellungen über den Gang der Lichtstrahlen lässt es sich
ungemein schwer vereinigen, dass bei Einlagerung eines so
groben (und, wie der Augenschein lehrt, recht undurch-