Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Jahrbuch für Photographie und Reproduktionstechnik — 9.1895

DOI Heft:
von Rothschild, Albert: Ueber die scharfe und unscharfe Richtung
DOI Artikel:
Eder, Josef Maria: Zur Geschichte des photographischen Mehr-Farbendrucks (Dreifarbendruck, Naturfarbendruck)
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.50998#0341

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Zur Geschichte des photographischen Mehr-Farbendruckes etc. 329
zubringen, als durch ein allzu scharfes, bei welchem die
geringsten Fehler der Composition und der Lichtführung sofort
mehr auffallen. Damit ist jedoch keineswegs gesagt — was
viele der neuesten Jünger der Lichtbildkunst als Axiom hin-
stellen möchten — es sei nur nothwendig, etwas unscharf auf-
zunehmen, um eine künstlerische Wirkung hervorzubringen.
Es gilt sowohl auf photographischem, wie auf malerischem
Gebiete, dass das Motiv des Bildes sofort verständlich sein
sollte; eine Photographie deren Sujet Einem erst mit Zuhilfe-
nahme des Kataloges klar wird, kann nicht den Anspruch er-
heben-, wirklich künstlerischen Werth zu besitzen, selbst wenn
mystisch angelegte Naturen, dieselbe aus einer grösseren Ent-
fernung betrachtend, in dem Anblick verschwommener Licht-
effecte träumend schwelgen mögen.
Da es bekanntlich verschiedene Methoden gibt, um von
einem scharfen Negative unschärfere Abdrücke zu erhalten,
während es umgekehrt nahezu unmöglich ist, wenn das Negativ
zu unscharf, einen schärferen Abdruck zu erhalten, so empfiehlt
es sich im Allgemeinen, bei einer Original-Aufnahme in Bezug
auf Unschärfe nicht zu übertreiben. Von einem wohlgelungenen
scharfen Abdrucke auf glattem Papiere kann man mittels eines
Monocles sich ohne grosse Schwierigkeit ein etwas weicheres,
unschärferes Negativ machen und zwar in derselben Grösse,
ja sogar leicht vergrössert, ohne dass hierdurch die Plastik
beeinträchtigt wird. Man ist also dann im Stande, beiden
Geschmacksrichtungen Rechnung zu tragen, resp. ein scharfes
und ein unscharfes Bild von demselben Objecte zu liefern.
Ich habe gefunden, dass diese Methode in den meisten
Fällen den Vorzug verdient, vor denjenigen, welche gewöhn-
lich angewendet werden, um von einem scharfen Negative einen
unschärferen, weicheren Abdruck herzustellen.

Zur Geschichte des photographischen Mehr-Farben-
druckes (Dreifarbendruck, Naturfarbendruck).
Von Dr. J. M. Eder.
Gewöhnlich nimmt man als erwiesen an, dass Baron von
Ransonnet in Wien und der Maler Collens in London 1865
die erste Anregung zum Dreifarbendruck gaben, oder wenig-
stens die ersten waren, welche die Idee dieser Art der photo-
graphischen Farbenwiedergabe gefasst hatten.
 
Annotationen