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Die Photographie in natürlichen Farben.
Bekanntlich gilt die ausgezeichnete Arbeit von Dr. 0.Wiener
über stehende Lichtwellen (Wiedemann’s Annalen 1890. Bd. 40,
S. 203) als die beste Stütze der Zenker’schen Theorie. Wir
dürfen uns aber nicht verhehlen, dass auch Wiener den einzig
zwingenden directen Beweis vom Vorhandensein der dünnen
Blättchen nicht erbracht hat. Bei unseren jetzigen optischen
Hilfsmitteln wäre der directe Beweis wohl möglich. Man
hätte dabei folgendermassen zu verfahren: Die Emulsion wird
auf eine Abzieh-Platte gegossen. Nach der Belichtung im
Spectrographen und der Entwickelung des Bildes zieht man
das dünne Häutchen von der Platte herunter und fertigt von
demselben mit Hilfe des Mikrotomes Querschnitte. An Stellen,
wo die Platte von rothem Lichte getroffen ist, müsste sich auf
dem Querschnitte eine feine Streifung zeigen, bei der die
Streifen einen gegenseitigen Abstand von 0,00038 mm haben.
Unter Anwendung der besten Oel-Immersionen lässt sich dies
Streifensystem auflösen. (Man denke an die Auflösung von
Amphipleura pellucida, wo die Streifen einen gegenseitigen
Abstand von nur 0,00022 mm haben.)
Bei den Spectralaufnahmen des Verfassers zeigte sich
sowohl in der infrarothen, wie in der ultravioletten Zone ein
eigenartiges Dunkelgrün. Doch glauben wir, dies als eine
specifische Farbe nicht ansprechen zu dürfen. Es ist vielmehr
dasselbe Grün, welches bei Aufnahme von Mischfarben häufig
an den Theilen der Platte zur Erscheinung kommt, die über-
haupt nur sehr wenig Licht erhielten, z. B. auf dem mangel-
haft beleuchteten Hintergründe, wo eine bestimmte Farbe nicht
fertig wurde. Das vielbesprochene Lavendelgrau konnte Ver-
fasser niemals entdecken. Zwischen genanntem Dunkelgrün
und dem eigentlichen Roth zeigt sich bei allen Spectren, die
reichliche Belichtung erfuhren, ein leuchtendes Dunkelpurpur.
Während die Wiedergabe von Spectren leicht ist, bereitet
die Aufnahme von Mischfarben recht erhebliche Schwierig-
keiten. Hier ist die Neigung der Platte, falsche Farben zu
erzeugen, eine grosse. Man studirt die falschen Farben am
besten bei Spectralaufnahmen, wo die Verhältnisse am ein-
fachsten liegen. Das bereits erwähnte Dunkelgrün ist die Vor-
läuferin aller Farben, am ausgesprochensten diejenige des Blau
und Violett. Besonders im Gebiet des Spectralblau stellt sich
überdies im Anfänge der Belichtung mitunter ein eigenartiges
Rosa ein. Bei Ueberbelichtung tritt die bereits erwähnte all-
gemeine Verschiebung der Farben ein. Wird die Ueberbelich-
tung sehr weit getrieben, so blassen die Farben ab. Bei den
Mischfarben kommt noch als sehr zu berücksichtigender Punkt
Die Photographie in natürlichen Farben.
Bekanntlich gilt die ausgezeichnete Arbeit von Dr. 0.Wiener
über stehende Lichtwellen (Wiedemann’s Annalen 1890. Bd. 40,
S. 203) als die beste Stütze der Zenker’schen Theorie. Wir
dürfen uns aber nicht verhehlen, dass auch Wiener den einzig
zwingenden directen Beweis vom Vorhandensein der dünnen
Blättchen nicht erbracht hat. Bei unseren jetzigen optischen
Hilfsmitteln wäre der directe Beweis wohl möglich. Man
hätte dabei folgendermassen zu verfahren: Die Emulsion wird
auf eine Abzieh-Platte gegossen. Nach der Belichtung im
Spectrographen und der Entwickelung des Bildes zieht man
das dünne Häutchen von der Platte herunter und fertigt von
demselben mit Hilfe des Mikrotomes Querschnitte. An Stellen,
wo die Platte von rothem Lichte getroffen ist, müsste sich auf
dem Querschnitte eine feine Streifung zeigen, bei der die
Streifen einen gegenseitigen Abstand von 0,00038 mm haben.
Unter Anwendung der besten Oel-Immersionen lässt sich dies
Streifensystem auflösen. (Man denke an die Auflösung von
Amphipleura pellucida, wo die Streifen einen gegenseitigen
Abstand von nur 0,00022 mm haben.)
Bei den Spectralaufnahmen des Verfassers zeigte sich
sowohl in der infrarothen, wie in der ultravioletten Zone ein
eigenartiges Dunkelgrün. Doch glauben wir, dies als eine
specifische Farbe nicht ansprechen zu dürfen. Es ist vielmehr
dasselbe Grün, welches bei Aufnahme von Mischfarben häufig
an den Theilen der Platte zur Erscheinung kommt, die über-
haupt nur sehr wenig Licht erhielten, z. B. auf dem mangel-
haft beleuchteten Hintergründe, wo eine bestimmte Farbe nicht
fertig wurde. Das vielbesprochene Lavendelgrau konnte Ver-
fasser niemals entdecken. Zwischen genanntem Dunkelgrün
und dem eigentlichen Roth zeigt sich bei allen Spectren, die
reichliche Belichtung erfuhren, ein leuchtendes Dunkelpurpur.
Während die Wiedergabe von Spectren leicht ist, bereitet
die Aufnahme von Mischfarben recht erhebliche Schwierig-
keiten. Hier ist die Neigung der Platte, falsche Farben zu
erzeugen, eine grosse. Man studirt die falschen Farben am
besten bei Spectralaufnahmen, wo die Verhältnisse am ein-
fachsten liegen. Das bereits erwähnte Dunkelgrün ist die Vor-
läuferin aller Farben, am ausgesprochensten diejenige des Blau
und Violett. Besonders im Gebiet des Spectralblau stellt sich
überdies im Anfänge der Belichtung mitunter ein eigenartiges
Rosa ein. Bei Ueberbelichtung tritt die bereits erwähnte all-
gemeine Verschiebung der Farben ein. Wird die Ueberbelich-
tung sehr weit getrieben, so blassen die Farben ab. Bei den
Mischfarben kommt noch als sehr zu berücksichtigender Punkt