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Jahrbuch für Photographie und Reproduktionstechnik — 13.1899

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Kampmann, Carl: Der Naturselbstdruck: ein kleiner Beitrag zur Geschichte desselben
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https://doi.org/10.11588/diglit.32124#0157
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139

Mittel hatte derselbe damals zu Gebote, um Metallplatten her-
zustellen, auf welchen die Zeichnung hoch stand, und mit
welchen gedruckt worden sein musste, da es ja ohne Zweifel
erwiesen ist, dass die Abdrucke am Papier vertieft erscheinen.
Die Galvanoplastik, welche für diesen Zweck in Anwen-
dung gebracht zu haben das Verdienst Auer's ist, war da-
mals noch nicht erfunden, und ein anderes Verfahren, wie
z. B. Hochätzung in Metall u. s. w., gab es damals nicht.
Dass Seligmann die Zeichnung in Holz (hoch) schnitt, ist
jedenfalls ausgeschlossen, ebenso wenig dürfte anzunehmeu
sein, dass er einen Metallstock in diesem Sinne anfertigte.
Wie hatte also Seligmann diese Drucke angefertigt?
wird nun Jedermann fragen, auf denen man, nicht nur wie
Herr Einsle sagt: ,,deutlich den präcisen Druck der
Kupferplatte erkennt", sondern welche auch, wie Herr
R. v. Perger (in den schon citirten Marginalien, S. 27) angibt,
auf ,,jeder Tafel eine in Kupfer gestochene und in
dem schnörkeligen Geschinacke des XVIII. Jahr-
hunderts entworfene Randeinfassung und die Auf-
schriften mittels Platten eingedruckt, zeigen".
,,Dass diese Tafeln Naturabdrucke sind, beweisen nicht
nur die Vertiefungen, welche durch die Stengel und Mittel-
rippen im Papier hervorgebracht wurden, sondern ganz vor-
züglich die Feinheit und Zartheit der Adernetze, welche durch
Menschenhand nie mit solcher Genauigkeit nachgealimt
werden können. Auch gibt sich bei der Untersuchung mit
dem Vergrösserungsglase keine Spur von einer Aetzung, noch
von einer Führung des Grabstichels oder der Radirnadel",
schreibt R. v. Perger, und wir stehen demnach nicht an zu
erklären, dass diese Werke von Seligmann wohl Natur-
selbstdrucke sind, welche jedoch nach dem alten bekannten
Verfahren hergestellt wurden.
Meiner Ansicht nach legte Seligmann die macerirten
und auf einer Seite mit Farbe eingefärbten Pflanzentheile auf
eine Kupferplatte, welche mit Schrift und Zierrand versehen
war (die Farbe oben), hierauf ein Blatt gefeuchtetes Papier,
weiter eine weiche Auflage, und lässt alles unter der Kupfer-
druckpresse durchgehen, das Resultat ist ein mit einem
Kupferplattenrand und eingedruckter Schriftverzierung ver-
sehener Naturselbstdruck, ganz so, wie ihn die alten, schon
früher erwähnten Meister, wie Kniphofu. s. w., angefertigt
haben (welche allerdings die feine Confection ihrer Ab-
drucke durch Plattenrand u. s. w. nicht anwendeten).
Dadurch, dass nun diese so erzielten Abdrücke ganz den
Habitus eines Kupferstiches an sich haben, hauptsächlich
 
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