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Jahrbuch für Photographie und Reproduktionstechnik — 13.1899

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Kampmann, Carl: Der Naturselbstdruck: ein kleiner Beitrag zur Geschichte desselben
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https://doi.org/10.11588/diglit.32124#0156

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138


unter Anwendung von Russ und Farbe auf Papier abgedruckt
wurden, weil bei Betrachtung der Tafeln deutlich der präcise
Eindruck der Kupferplatte zu erkennen ist, sondern dass die-
selben auf ähnliche Weise hergestellt seien, wie die viel
späteren Naturselbstdrucke Auer's, des Directors der Wiener
k. k. Hof- und Staatsdruckerei, und folgerichtig diesem die
Priorität für dieses Verfahren abzuerkennen sei. Die Frage,
auf welche Art aber Seligmann die Druckplatten zur Her-
stellung dieser Pflanzenabdrücke hergestellt haben könnte,
lässt Ein sie unbeantwortet.
Meines Dafürhaltens sind diese Abdrücke in den von mir
selbst studirten Werken nicht von Tiefdruckplatten gedruckt,
sondern sind einfach dadurch entstanden, dass die Pflanze
selbst eingefärbt und auf das Papier abgedruckt wurde. —
Der Augenschein zeigte nämlich, dass die ganze Structur der
Pflanze, wie Stengel, Rippen u. s. w., tief in das Papier
eingedrückt war, als wäre zum Drucke eine Hochdruck-
stanze in Anwendung gekommen. Es ist dies unzweifelhaft
nur dadurch entstanden, dass die Rippen, Stengel u. s. w.
der Pflanze sich in das Papier eingedrückt haben. Ganz
genau dasselbe Aussehen haben alle alten, sogen.
Naturselbstdrucke, welche ich Gelegenheit hatte, zu
sehen, und wurde bisher auch keine Stimme laut, welche das
Gegentheil behauptete.
Vergleichen wir dagegen die Naturselbstdrucke, wie sie
in der k. k. Hof- und Staatsdruckerei in Wien unter Dr. Auer
hergestellt wurden, so wird Jedermann sofort der Umstand
ins Auge fallen müssen, dass dieselben die Abdrucke en relief
zeigen. Ein jeder Laie (und sogar Fachmännern ist dieses
schon passirt) glaubt, die Pflanze u. s. w. liegt in natura auf
dem Papiere, und er fühlt die Versuchung, dieselbe abzuheben.
Dass diese Thatsache zum besseren Aussehen der Ab-
drücke wesentlich mit beiträgt, ist ohne Zweifel, da diese
hochliegenden Naturselbstdrucke wirklich positiv in die Er-
scheinung treten, dagegen die auf die alte Manier hergestellten
Abdrücke (oder richtiger gesagt Eindrücke) eigentlich negative
Abbildungen sind, ähnlich einer Matrize, welche für den
Abguss bestimmt ist.
Selbst der Blinde wird den Unterschied zwischen einem
alten, sagen wir ,,Vor-Auer'schen" und einem Auer'schen
Naturselbstdruck leicht herausfinden, man darf dieselben nur
einfach angreifen.
Stellen wir uns auf den Standpunkt, auf welchem die
Drucktechnik zu der Zeit gestanden hatte, als das Werk von
Seligmann gedruckt wurde, und fragen wir uns, welche
 
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