Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Jahrbuch für Photographie und Reproduktionstechnik — 13.1899

DOI Heft:
Original-Beiträge
DOI Artikel:
Strache, Hugo: Ueber die Beleuchtung mit Acetylen
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.32124#0390

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
372


Ueber die Beteuchtung mit Acetyten.
Von Dr. Hugo Strache, Privatdocent an der k. k. technischen
Hochschule in Wien.
Erhitzt man ein Gemisch von Kalk mit Kohle mittels
eines elektrischen Ofens auf mehr als 3000 Grad, so entsteht
eine in der Hitze geschmolzene, beim Erkalten krystallinisch
erstarrende Verbindung, das Calciumcarbid, durch Vereinigung
von Calcium mit Kohlenstoff, indem der Kohlenstoff den
Kalk (Calciumoxyd) zu Calcium reducirt, wobei gleichzeitig
Kohlenoxyd gebildet wird, während sich das entstehende
Calcium mit dem im Ueberschusse vorhandenen Kohlenstoff
vereinigt nach folgender Gleichung:
Das Calciumcarbid hat die merkwürdige Eigenschaft,
beim Zusammenbringen mit Wasser ein brennbares Gas —
das Acetylen — zu liefern, welches seit der Entdeckung der
obengenannten Darstellungsweise des Calciumcarbides durch
Moissan und Wilson, sowie der praktischen Verbesserungen
des elektrischen Ofens durch Bu liier die Beleuchtungs-
techniker lebhaft interessirte.
Das Acetylengas zerlegt sich in der Hitze in Kohlenstoff
und Wasserstoff nach der Formel:
wobei sich der auftretende feinvertheilte Kohlenstoff durch
die bei der Zerlegung freiwerdende Wärme auf mehr als
2000 Grad erhitzt. Entzündet man daher das Acetylengas
beim Austritt aus einer Brenneröffnung, so erhält man zufolge
der Ausscheidung des über 2000 Grad erhitzten Kohlenstoffes
in der Flamme ein sehr helles, glänzendes und nahezu voll-
kommen weisses Licht, welches zufolge seiner Farbe und
Schönheit allein schon geeignet ist, die Aufmerksamkeit auf
sich zu lenken. Weiter ist es aber namentlich die Einfach-
heit der Erzeugung dieses Gases, welches, wie oben erwähnt,
durch Uebergiessen des festen Calciumcarbides mit Wasser
entsteht, welche zu der Hoffnung führte, dass es in Zukunft
Jedermann möglich sein werde, sich sein Leuchtgas in seinem
Hause, seiner Wohnung, ja sogar in seiner Lampe selbst zu
erzeugen.
Diese Hoffnung wurde allseitig noch dadurch vermehrt,
dass die Erzeugungskosten des Calciumcarbides so gering
angegeben wurden, dass das Acetylen nicht nur als eines der
schönsten, sondern auch als eines der billigsten Beleuchtungs-
mittel erhofft werden konnte. Die Einfachheit der Entstehung
 
Annotationen