Jahrbuch für Photographie und Reproduktionstechnik (13.1899)

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Die Geschwindigkeit der Entwicklung.
Von Arthur Freiherrn von Hübl in Wien.
Bei der Entwicklung der photographischen Bromsilber-
Gelatineplatte wird bekanntlich das belichtete Bromsilber
durch eine mit reducirenden Eigenschaften begabte Lösung
in metallisches Silber umgewandelt. Die infolge der Reduction
wahrnehmbare Schwärzung der photographischen Schicht tritt
dabei um so eher ein, je grösser die Intensität und Dauer der
Belichtung war. Die Entwicklung einer in der Camera ex-
ponirten Platte erfolgt daher successive; die Reduction be-
ginnt an den vom hellsten Lichte getroffenen Stellen, breitet
sich allmählich aus, und schliesslich wird auch aus den nur
wenig belichteten Bromsilbertheilchen metallisches Silber aus-
geschieden. In diesem Stadium wird der Entwicklungsprocess
unterbrochen. Die für diesen Vorgang nöthige Zeit wird als
„Entwicklungsdauer" und ihr reciproker Werth als „Ent-
wicklungsgeschwindigkeit" bezeichnet.
Der successive Verlauf des Entwicklungs-Phänomens lässt
sich in folgender Weise erklären: Die Molekeln des reduciren-
den Körpers in der Entwicklerlösung befinden sich in ver-
schiedenem Bewegungszustande, wodurch eine verschiedene
Reactionsfähigkeit derselben bedingt wird. Das reichlich be-
lichtete Bromsilber wird schon durch wenig reactionsfähige
Molekeln gespalten, während die von nur wenig Licht ge-
troffenen Bromsilbertheilchen den Anprall sehr reactionsfähiger
Molekeln fordern. Da alle Theile der Bromsilberschicht in
der Zeiteinheit von der gleichen Zahl Entwickler-Molekeln
getroffen werden und fast alle derselben befähigt sind, das
stark belichtete Bromsilber zu reducireu, wenigen aber nur
die Fähigkeit inne wohnt, das schwach belichtete Silbersalz
zu spalten, so müssen, sich bei erstereu früher die ersten An-
zeichen der Reduction, d. i. die beginnende Schwärzung, be-
merkbar machen.
Die gleiche Anschauungsweise gilt auch für die Erklärung
des successiven Verlaufes jeder chemischen Reaction, und die
Entwicklungsgeschwindigkeit der photographischen Platte
muss daher von jenen Gesetzen abhängen, welche für die
Geschwindigkeit jedes chemischen Processes maassgebend sind.
Als erstes Resultat dieser Erkenntuiss ergibt sich die That-
sache, dass die Menge der reducirenden Flüssigkeit ohne Ein-
fluss auf die Entwicklungsdauer ist, weil das unlösliche Brom-
silber mit der Lösung ein heterogenes System bilden.
Weiter müssen für die Geschwindigkeit der Entwicklung
die chemischen Eigenthümlichkeiten der reducirenden Sub-