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Jahrbuch für Photographie und Reproduktionstechnik — 15.1901

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Müller, Egon: Objectivbrennweite und Bilddurchmesser
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https://doi.org/10.11588/diglit.32120#0155
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Objectivbrenüweite und Bilddurchmesser.

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Forderungen dieses Satzes erfüllt, keine Täuschungen über die
Dimensionen des abgebildeten Gegenstandes erwecken kann.

Von Stereoskopbildern soll in Folgendem stets abgesehen
werden; wir dürfen dann jede Photographie nur mit dem Ge-
sichtseindrucke vergleichen, den wir beim Betrachten eines
Gegenstandes mit nur einem Auge erhalten. In beiden Fällen
ist eine directe Längenmessung auf dem betrachteten Gegen-
stande mittels des Bildes (sowohl im Auge als auch auf der
photographischen Platte) ausgeschlossen.

Einzig und allein der Gesichtswinkel ist durch die Grösse
des Bildes auf der Netzhaut uncl durch den nur wenig ver-
änderlichen Augendrrrchmesser eindeutig bestimmt. Ueber die
Entfernung des Gegenstandes vom Auge kann nur die persön-
liche Erfahrung Aufschluss geben; wo dieselbe versagt, z. B.
beim Betrachten von Gestirnen, fehlt auch jedes Urtheil über
die Entfernung. Betrachten wir ein Bild, so projiciren wür

dasselbe in Gedanken sofort in jene Entfernung vom Auge,
die nach unserer Erfahrung für den abgebildeten Gegenstand
uns richtig erscheint. Bei dieser Projection wird aber cler Ge-
sichtswinkel, unter welchem das Bild jedes einzelnen Theiles
erscheint, nicht verändert. Blicken wir auf eiu Bild, welches
die Forderungen des oben ausgesprochenen Satzes erfüllt, so
müssen wir im Auge genau denselben Eindruck erhalten, als
wenn wir clen abgebildeten Gegenstand selbst betrachten
würden; deshalb kann das Bild keine Täuschung iiber clie
Dimensioneu des Gegenstandes erwecken.

2. Jedes Bild kann so betrachtet werden, dass es die Be-
dingungen des oben angeführten Satzes erfüllt (oder, wie wir
kurz sagen wollen, dass es „richtig“ erscheint), nämlich dann,
wenn es in derselben Entfernung vom Auge (Sehweite) gehalteu
w-ird, in welcher sich bei cler Aufnahme die Platte vom Ob-
jective (Bildweite) befancl. Denn dann ist der Gesichtswinkel
des Bildes gleich dem des Gegenstandes. In Fig. 42 ist O
das Objectiv, OB die Bildw reite. Die Richtigkeit cles Satzes
folgt aus der Gleichheit der Winkel 0. und ß.
 
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