Jahrbuch für Photographie und Reproduktionstechnik (19.1905)

220 Die Telephotographie mittels der Lochkamei'ä.
Oie Telephotographie mittels der Cochkamera.
Von H. d’ Ar cy-'Po wer1).
Die Herstellung großer Bildformate mit der Lochkamera
bietet beträchtliche Schwierigkeiten. Wenn man eine Ansicht
unter sehr kleinem Gesichtswinkel auf einer z. B.
30X40 cm großen Platte aufnimmt, was bei den Aufnahmen
für künstlerische Photographie stets der Fall zu sein pflegt,
so ist man genötigt, den Balg der Kamera sehr lang aus-
zuziehen, wodurch eine übermäßig lange Expositionszeit (für
Baumpartieen und Unterholz eine halbe Stunde und mehr)
nötig wird. Eine Kamera, welche auf 50 bis 70 cm Länge aus-
gezogen ist, bietet auch sehr wenig Festigkeit und wird leicht


durch den Wind und gelegentliche Erschütterungen verschoben,
so daß es leicht Vorkommen kann, daß eine große Aufnahme,
w7elche vielleicht nur einmal zu machen, und deshalb sehr
wertvoll ist, auf solche Weise verloren geht. Wenn man aber
dieselbe Bildgröße und denselben Gesichtswinkel mit einem
halb so langen Auszuge hätte erhalten können, so wären diese
Unannehmlichkeiten vermieden worden.
Ich versuchte durch Einschaltung einer negativen
Linse dieselbe Bildgröße mit einem kürzeren Auszuge zu er-
halten.
Fig. 66 erläutert diese Idee: Die Strahlen, aus welchen
das Luftbild A besteht, durchdringen die Oeffnung S und
entwerfen bei B ein Bild in der gleichen Größe. Nach dem
Durchgänge der Strahlen durch die Linse L aber werden
sie zerteilt und erzeugen ein gleich großes Bild in
der halben Entfernung zwischen S und B. Die Ablenkung
und die Verschiebung des Bildes sind von der Brennweite der
negativen Linse und von ihrer Entfernung von dem Loche in

1) Aus „Photo-Revue“, 1905, Nr. 4.