Jahrbuch für Photographie und Reproduktionstechnik (19.1905)

Saures Goldtonbad mit Zusatz von Thiokarbamid. 219
10 Teilen unterschwefligsaurem Natron in 100 Teilen Wasser
gelöst.
Zur Tonung mit dem Thiokarbamidbad können sowohl
Glanz- und Mattcelloidinpapiere als auch Chlorsilbergelatine-
papiere (Aristopapier) verwendet werden. Die Tonung gibt
Bilder von homogener Färbung. Es können Töne von Braun-
rot bis Blauviolett erreicht werden.
Für Mattcelloidinpapiere zeigt die braune Farbe, welche
schon nach kurzer Behandlung mit der Tonungslösung ein-
tritt, eine sehr günstige Wirkung.
Besonders vorteilhaft erscheint die Anwendung dieses
Bades bei kontrastreichen Kopieen, welche in anderen Ton-
bädern meistens ungleich färben, während hier der B'arbenton
des Bildes in Licht und Schatten gleichmäßig erscheint.
Der Zusatz von Citronensäure kann durch einen solchen
von Weinsäure in gleichem Ausmaße ersetzt werden. Während
jedoch die Citronensäure die Herstellung von bläulichen
Tönen begünstigt, kann die Weinsäure besser für bräunliche
Töne verwertet werden. Für manche Chlorsilbergelatine-
papiere ist der Weinsäurezusatz entschieden vorzuziehen.
Der von R. E. Blake Smith empfohlene Zusatz von
stark verdünnter Salpetersäure (dieses „Jahrbuch“ für 1904,
S. 505; ,, Photography “ 1903, S. 427), welcher vorzugsweise
zur Herstellung purpurbrauner Töne dienen soll, hat keinen
wahrnehmbaren Unterschied in der Wirkung des Tonbades
erkennen lassen.
Die genannten Eigenschaften dürften das Thiokarbamid-
tonbad für die Praxis wertvoll erscheinen lassen, was um so
mehr der Fall sein wird, da sich auch der Goldgehalt sehr
gut ausnutzen läßt. Es kann mit diesem Tonbade so lange
getont werden, als noch Spuren von Goldsalz enthalten sind.
Die Verstärkung des Bades durch Hinzufügen von Goldchlorid
ist jedoch nicht zu empfehlen.
Schließlich dürfte auch der Umstand, daß im Thio-
karbamidtonbad keine giftigen Bestandteile enthalten sind
und der Bezug der hiefür notwendigen Chemikalien an keinen
Giftschein gebunden ist, vielen willkommen sein.
Die Vielseitigkeit der Verwendung und die sonstigen
guten Eigenschaften lassen daher das Thiokarbamidtonbad
als in hohem Grade verwendbar erscheinen.