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Ueber umkehrbare photochemische Reaktionen.
Organismen, welche einen schnelleren Ersatz für den Sauer-
stoffverlust haben, also vor allem die in voller Assimilation
befindlichen, belichteten chlorophyllhaltigen Pflanzen und Tiere,
leisteten dieser desoxydierenden Eigenschaft der Strahlen am
längsten Widerstand.
Doch scheint noch ein anderer Umstand bei dem Zu-
standekommen der Strahlenwirkung eine Rolle zu spielen Es
zeigte sich nämlich, daß die sogen, oxydativen Fermente
(Oxydasen) ebenfalls durch Belichtung mit 280 pp beein-
flußt werden. So konnte die Wirkung von Peroxydasen
(indirekten Oxydasen) durch Belichtung abgeschwächt, resp.
aufgehoben werden. Dagegen erfuhr die Wirkung von
Katalase (Löw) eine Steigerung. Brachte Hertel
Schimmelpilze oder Fibrinpartikelchen in reines Wasserstoff-
superoxyd, so konnte er unter der Einwirkung von Licht
von 280 pp eine lebhafte Vermehrung der aufsteigenden 0.2-
Bläschen mit dem Mikroskop konstatieren. Auch wenn die
an sich katalytische Wirkung des Fibrins erloschen schien,
und keine Bläschen mehr aufstiegen, konnte durch Bestrah-
lung die Gasentwicklung wieder angeregt werden. Ob sich
reines Wasserstoffsuperoxyd allein durch Belichtung mit 280 pp
zersetzen läßt, konnte Hertel nicht sicher entscheiden, viel-
leicht gehören aber dazu nur noch intensivere Funken als
die von ihm verwendeten. Ob sich die Störung der Per-
oxydasewirkung und Erhöhung der Katalasewirkung etwa im
Sinne der Bach-Chodatschen Theorie über die Oxydations-
prozesse im Organismus zu hypothetischen Folgerungen über
die Lichtwirkung im lebenden Plasma verwenden lassen, läßt
Hertel gleichfalls unentschieden.
lieber umkehrbare photochemische Reaktionen.
Von Dr. Fritz Weigert in Berlin.
Wenn wir die bis jetzt uns vorliegenden experimentellen
Ergebnisse der wissenschaftlichen Photochemie vom Stand-
punkt der Energetik betrachten, drängt sich uns die Erkennt-
nis auf, daß die Grundgesetze der Photokinetik noch völlig
unbekannt sind. Bei weitem der größte Teil der photo-
chemischen Untersuchungen ist dem Studium solcher exo-
thermer Vorgänge gewidmet, deren Reaktionsgeschwindigkeit
sich bei der Bestrahlung mit irgend einer Lichtart verändert1 * *).
1) Vergl. die Lehrbücher der Photochemie. Außerdem sei auf die
neueren Untersuchungen von Roloff, Lemoine, Bodenstein, Gros,
Kistiakowsky, Goldberg, Wilder mann, Slatoru. a. verwiesen.
Ueber umkehrbare photochemische Reaktionen.
Organismen, welche einen schnelleren Ersatz für den Sauer-
stoffverlust haben, also vor allem die in voller Assimilation
befindlichen, belichteten chlorophyllhaltigen Pflanzen und Tiere,
leisteten dieser desoxydierenden Eigenschaft der Strahlen am
längsten Widerstand.
Doch scheint noch ein anderer Umstand bei dem Zu-
standekommen der Strahlenwirkung eine Rolle zu spielen Es
zeigte sich nämlich, daß die sogen, oxydativen Fermente
(Oxydasen) ebenfalls durch Belichtung mit 280 pp beein-
flußt werden. So konnte die Wirkung von Peroxydasen
(indirekten Oxydasen) durch Belichtung abgeschwächt, resp.
aufgehoben werden. Dagegen erfuhr die Wirkung von
Katalase (Löw) eine Steigerung. Brachte Hertel
Schimmelpilze oder Fibrinpartikelchen in reines Wasserstoff-
superoxyd, so konnte er unter der Einwirkung von Licht
von 280 pp eine lebhafte Vermehrung der aufsteigenden 0.2-
Bläschen mit dem Mikroskop konstatieren. Auch wenn die
an sich katalytische Wirkung des Fibrins erloschen schien,
und keine Bläschen mehr aufstiegen, konnte durch Bestrah-
lung die Gasentwicklung wieder angeregt werden. Ob sich
reines Wasserstoffsuperoxyd allein durch Belichtung mit 280 pp
zersetzen läßt, konnte Hertel nicht sicher entscheiden, viel-
leicht gehören aber dazu nur noch intensivere Funken als
die von ihm verwendeten. Ob sich die Störung der Per-
oxydasewirkung und Erhöhung der Katalasewirkung etwa im
Sinne der Bach-Chodatschen Theorie über die Oxydations-
prozesse im Organismus zu hypothetischen Folgerungen über
die Lichtwirkung im lebenden Plasma verwenden lassen, läßt
Hertel gleichfalls unentschieden.
lieber umkehrbare photochemische Reaktionen.
Von Dr. Fritz Weigert in Berlin.
Wenn wir die bis jetzt uns vorliegenden experimentellen
Ergebnisse der wissenschaftlichen Photochemie vom Stand-
punkt der Energetik betrachten, drängt sich uns die Erkennt-
nis auf, daß die Grundgesetze der Photokinetik noch völlig
unbekannt sind. Bei weitem der größte Teil der photo-
chemischen Untersuchungen ist dem Studium solcher exo-
thermer Vorgänge gewidmet, deren Reaktionsgeschwindigkeit
sich bei der Bestrahlung mit irgend einer Lichtart verändert1 * *).
1) Vergl. die Lehrbücher der Photochemie. Außerdem sei auf die
neueren Untersuchungen von Roloff, Lemoine, Bodenstein, Gros,
Kistiakowsky, Goldberg, Wilder mann, Slatoru. a. verwiesen.