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Österreich / Zentral-Kommission für Erforschung und Erhaltung der Kunst- und Historischen Denkmale [Hrsg.]
Jahrbuch der K. K. Zentral-Kommission für Erforschung und Erhaltung der Kunst- und Historischen Denkmale — NF. 3.1905

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Nr. 1
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Hoernes, Moritz: Die neolithische Keramik in Österreich: Eine kunst- und kulturgeschichtliche Untersuchung
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https://doi.org/10.11588/diglit.47867#0016
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M. Hoernes Die neolithische Keramik in Österreich

J 2




negatives Ergebnis gegenüber den
zahlreichen Beinpfriemen, Hirsch-
hornhämmern usw. aus neolithi-
schen Höhlen und Pfahlbauten,
deren Bewohner regelmäßig Jagd
und Viehzucht trieben.
Die stufenweise Abgrabung
der Kulturschichte ergab gleich-
artige Steinwerkzeuge in allen


Horizonten, jedoch am zahlreich-
sten im oberen Drittel der Schicht-
stärke. Dagegen lagen die Ton-
figuren und die Scherben schöner
spiralverzierter Tongefäße meist
im unteren Drittel; im mittleren
waren beide seltener und im obe-
ren fehlten sie fast völlig.1) Auch
die Stücke mit besseren gerad-
linigen Ornamenten stammen größ-
tenteils aus der Tiefe der Kultur-


Fig. 15—22 Tongefäße aus Lengyel. Nach Wosinsky, Schanzwerk von L.
(15 = VI 3; 16 = XXII 173; 17 = XIII 73; 18 = XI 51; 19 = XLIII 332;
20 = XV 100; 21 =VI 8; 22 = XXV 189)

schicht; im oberen Drittel zeigten
die Topfscherben nurmehr rohe
Strichverzierung oder Tupfenlei-
sten. Im Laufe der Jahrhunderte,
während deren der Platz besiedelt
war, hat also eine Zunahme der
Steinmanufaktur und eine Ab-
nahme der künstlerischen Fertig-
keit stattgefunden.
Demnach hat es den Anschein,
daß der Stamm, welcher diese doch
ziemlich isolierte Gegend bewohn-
te, ursprünglich im Besitz einer
höheren Erbschaft von Kunst-
formen war, nach Kolonistenart
zuerst bloß Feldbau, dann, zu
Handelszwecken, auch die Stein-

manufaktur
Menschen

selbst waren die Zeugnisse für Bodenkultur —
verkohlte Früchte von Weizen, Gerste, Einkorn,

Über die Herkunft dieser
durchaus nichts Sicheres

betrieb.
läßt sich

Linse — sehr häufig (vielleicht gehören auch die
vielen schartig gewordenen Steinhauen hieher),
die für Tierzucht sehr g'ering und die für Jagd

*) A. J. Evans hielt die neolithische Keramik von
Knossos für älter als die von Butmir, weil sie keine Spi-
ralen hat. Sie ist aus diesem Grunde eher jünger als die

kaum nennenswert. Nur wenige Knochen stammen
vom Rind, der Ziege oder dem Schaf und dem
Hausschwein, ganz spärliche Reste vom Hirsch
und vom Reh. Auch fanden sich nur 3 Knochen-
artefakte und diese an der Grenze zwischen
Humus und Kulturschicht, ein überraschendes

letztere. Sie hat weiße Einlagen, den Mäander, und einige
Scherben zeigen sogar den Rahmenstilcharakter der
Laibacher Pfahlbaukeramik, vgl. Journ. hell. stud. XXIV
(1903) Taf. IV 30. 24. 29. Aber allerdings sind am östlichen
Mittelmeer nur Dinge ä la Butmir noch rein neolithisch
und stoßen nach oben schon an die erste „frühminoische
Stufe“. Alles, was in Mitteleuropa jungneolithisch ist, fällt
 
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