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Österreich / Zentral-Kommission für Erforschung und Erhaltung der Kunst- und Historischen Denkmale [Hrsg.]
Jahrbuch der K. K. Zentral-Kommission für Erforschung und Erhaltung der Kunst- und Historischen Denkmale — NF. 3.1905

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Nachtrag
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https://doi.org/10.11588/diglit.47867#0334
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Nachtrag zu Sp. 77 Anm. 1.

Zu der Fassung der Trajanssage im „Dolopathos“ und
bei Enenkel finde ich eine interessante Variante in einer
bisher unbekannten deutschen, zur Weltchronik erweiterten
Bilderbibel (Hs. saec. XV. in.) im Kapuzinerkloster in Klagen-
furt: Kaiser Trojanus (sic) geboren bei Köln, verirrt sich
auf der Jagd und irrt drei Tage im Wald herum (beliebtes
Märchenmotiv), bis er hungernd zu einer einsamen Mühle
gelangt, wo er im Tausch gegen zwei Kleider ein Brot er-
bittet. Die Müllerin, die erklärt, sie habe nur ein Brot für

Nachtrag zu
Der orientalische Ursprung der Fabel von der Witwe,
die den vorüberreitenden König um Gerechtigkeit anfleht —
schon aus inneren Gründen wahrscheinlich, da das persön-
liche Rechtsprechen am Wege besser für einen morgen-
ländischen König als für den an der Spitze eines wohlge-
ordneten Rechtsstaates stehenden Imperator paßt, scheint
mir ganz sichergestellt, seitdem ich auf die analoge bibli-
sche Erzählung Reg. IV, 6, 26 aufmerksam geworden bin.

sich und ihre Kinder (Motiv der biblischen Witwe mit dem
Ölkrüglein in der Eliaserzählung), weigert den Tausch.
Darauf bietet des Kaisers Sohn Gewand und Roß für die
Hälfte des Brotes. Als auch das verweigert wird, raubt der
Prinz das Brot mit Gewalt. Die Witwe klagt beim Kaiser,
der das Brot bezahlt und seinen Sohn zur Blendung ver-
urteilt, worauf dann die Geschichte wieder mit Benutzung
des Zaleukusmotivs zu Ende geführt wird.

80 Anm. 1.
Dort heißt es: Cumque rex Israel transiret per murum1,
mulier quaedam exclamavit ad eum dicens: Salva me Do-
mine mi, rex. Qui ait: Non te salvat Dominus, unde te
possum salvare . . . Quid tibi vis? Quae respondit: Mulier
ista dixit mihi: da filium tuum, ut comedamüs eum hodie
et filium meum comedamüs cras. Coxuimus ergo filium
meum, et comedimus. Dixique ei altera die: Da filium
tuum, ut comedamüs eum. Quae abscondit filium suum etc.

R. Eisler
 
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