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M. Hoernes Die neolithische Keramik in Österreich
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„pannonischer“, beziehungsweise „Pfahlbau“-Deko-
ration, teils völliger Verzicht auf das Ornament,
womit das eine der neuen Elemente, die glänzend
polierte Gefäßwandung, das andere ganz aus dem
Felde geschlagen hat. Die im I. Bande dieses
Jahrbuches behandelte Keramik der Bronzezeit
Niederösterreichs zeigt in den oben zitierten Bei-
spielen (Sp. 33 f. und 37 f.) dieses merkwürdige
Hinschwinden der Rahmendekoration zugunsten der
völlig glatten schwarzen Gefäßfläche, deren Wir-
kung nurmehr durch absichtlich rauh und matt-
gehaltene Stellen (wie a. O. Fig. 41) gehoben wird.
Südungarn: Dinge, die im großen und ganzen einer
jüngeren Periode angehören als der reine Umlauf-
stil dieser Länder, nämlich der jüngsten Steinzeit-
stufe, der Kupferzeit und der Bronzezeit. Wie für
den Umlaufstil wird dann auch für diesen Öster-
reich weitere reichliche und charakteristische
Beispiele liefern. Es bietet mehrfachen Vorteil, in
dieser einleitenden Betrachtung jene südlichen und
südöstlichen Nachbarländer vorangehen zu lassen
und dann, ohne Aufenthalt bei der Charakteristik
der Stilgruppen, das österreichische Material vor-
zuführen.
87
90
Fig. 87—92 Tongefäßfragmente vom Debelo-Brdo bei Sarajevo; 72 n. Gr. Nach Wiss. Mitt. Bosn.-Herzeg. (87 — IV
45, 51 ; 88 = IV 45, 50; 89 = IV 45, 52; 90 = IV 45, 54; 91 = V Taf. 49, 18; 92 = V Taf. 49, 4).
Die Dekoration des Rahmenstiles ist tektonisch
aufgebaut, daher hinfälliger, leichter zerstörbar,
als die des Umlaufstiles; das lehrt schon die
Bronzezeit. Ihre Verbindungen lösen sich leicht
und entschwinden völlig oder fallen in den alten,
unzerstörbaren Umlaufstil zurück.
Dies vorausgeschickt, darf ich bei willigen
Lesern auf Verständnis rechnen, wenn ich im Fol-
genden eine Anzahl von Funden und Fundorten
zusammenstelle, zunächst aus dem gleichen Ge-
biete, wie die oben behandelten Erscheinungen
des Umlaufstiles, nämlich aus Bosnien, Slawonien,
In M. Wosinskys Buch Die inkrustierte Ke-
ramik der Stein- und Bronzezeit (mit 1447 Ab-
bildungen, Berlin, 1904) ist unlängst eine Bilder-
sammlung erschienen, welche zu einem großen
Teile auch den Rahmenstil Mitteleuropas illustriert.
Das genannte Buch ist freilich nach Plan und
Ausführung kein Ideal; es setzt sich, wie der
Autor schon früher getan, zum Beispiel in seiner
Verfolgung der „Pilzgefäße“ durch Raum und
Zeit, einerseits ein zu weites Ziel und beschränkt
sich anderseits doch zu sehr auf einen einzigen
(hier den im Titel bezeichneten) Gesichtspunkt
M. Hoernes Die neolithische Keramik in Österreich
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„pannonischer“, beziehungsweise „Pfahlbau“-Deko-
ration, teils völliger Verzicht auf das Ornament,
womit das eine der neuen Elemente, die glänzend
polierte Gefäßwandung, das andere ganz aus dem
Felde geschlagen hat. Die im I. Bande dieses
Jahrbuches behandelte Keramik der Bronzezeit
Niederösterreichs zeigt in den oben zitierten Bei-
spielen (Sp. 33 f. und 37 f.) dieses merkwürdige
Hinschwinden der Rahmendekoration zugunsten der
völlig glatten schwarzen Gefäßfläche, deren Wir-
kung nurmehr durch absichtlich rauh und matt-
gehaltene Stellen (wie a. O. Fig. 41) gehoben wird.
Südungarn: Dinge, die im großen und ganzen einer
jüngeren Periode angehören als der reine Umlauf-
stil dieser Länder, nämlich der jüngsten Steinzeit-
stufe, der Kupferzeit und der Bronzezeit. Wie für
den Umlaufstil wird dann auch für diesen Öster-
reich weitere reichliche und charakteristische
Beispiele liefern. Es bietet mehrfachen Vorteil, in
dieser einleitenden Betrachtung jene südlichen und
südöstlichen Nachbarländer vorangehen zu lassen
und dann, ohne Aufenthalt bei der Charakteristik
der Stilgruppen, das österreichische Material vor-
zuführen.
87
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Fig. 87—92 Tongefäßfragmente vom Debelo-Brdo bei Sarajevo; 72 n. Gr. Nach Wiss. Mitt. Bosn.-Herzeg. (87 — IV
45, 51 ; 88 = IV 45, 50; 89 = IV 45, 52; 90 = IV 45, 54; 91 = V Taf. 49, 18; 92 = V Taf. 49, 4).
Die Dekoration des Rahmenstiles ist tektonisch
aufgebaut, daher hinfälliger, leichter zerstörbar,
als die des Umlaufstiles; das lehrt schon die
Bronzezeit. Ihre Verbindungen lösen sich leicht
und entschwinden völlig oder fallen in den alten,
unzerstörbaren Umlaufstil zurück.
Dies vorausgeschickt, darf ich bei willigen
Lesern auf Verständnis rechnen, wenn ich im Fol-
genden eine Anzahl von Funden und Fundorten
zusammenstelle, zunächst aus dem gleichen Ge-
biete, wie die oben behandelten Erscheinungen
des Umlaufstiles, nämlich aus Bosnien, Slawonien,
In M. Wosinskys Buch Die inkrustierte Ke-
ramik der Stein- und Bronzezeit (mit 1447 Ab-
bildungen, Berlin, 1904) ist unlängst eine Bilder-
sammlung erschienen, welche zu einem großen
Teile auch den Rahmenstil Mitteleuropas illustriert.
Das genannte Buch ist freilich nach Plan und
Ausführung kein Ideal; es setzt sich, wie der
Autor schon früher getan, zum Beispiel in seiner
Verfolgung der „Pilzgefäße“ durch Raum und
Zeit, einerseits ein zu weites Ziel und beschränkt
sich anderseits doch zu sehr auf einen einzigen
(hier den im Titel bezeichneten) Gesichtspunkt