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Österreich / Zentral-Kommission für Erforschung und Erhaltung der Kunst- und Historischen Denkmale [Editor]
Jahrbuch der K. K. Zentral-Kommission für Erforschung und Erhaltung der Kunst- und Historischen Denkmale — NF. 3.1905

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Nr. 1
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Hoernes, Moritz: Die neolithische Keramik in Österreich: Eine kunst- und kulturgeschichtliche Untersuchung
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https://doi.org/10.11588/diglit.47867#0034
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M. Hoernes Die neolithische Keramik in Österreich


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Ostalpen. Ich beginne mit dem letzteren Drittel
in unmittelbaren Anschluß an das oben behandelte
bosnisch - slawonisch - südungarische Gebiet, denn
jenes ist die westliche Fortsetzung von diesem.
1. Die Küsten- und Alpenländer
a) Höhlen im Küstenlande

Im adriatisch-ostalpinen Süden Österreichs ist
die ältere neolithische Stufe (oder die Gruppe des
Umlaufstiles) hauptsächlich durch Höhlenfunde im
Küstenland, die jüngere neolithische oder kupfer-
zeitliche Stufe (oder die Gruppe des Rahmenstiles)
durch Pfahlbaufunde aus dem Innern der Alpen-
zone vertreten. Das ist wohl kein Zufall, sondern
bezeugt das Eindringen menschlicher Besiedler in
die Gebirgstäler geg'en das Ende der jüngeren
Steinzeit. Typische Überreste des keramischen Um-
laufstiles lieferten u. a. die Theresienhöhle im
Hirschpark von Duino bei Monfalcone, die Co-
tarjova-pecina bei Prosecco, die Vlasca-jama und
die Jama na Dolech bei Nabresina und die Höhle
von Gabrovizza bei Triest, die ersteren von L. K.
Moser, die letztere von C. Marchesetti untersucht.1)
Keiner dieser kulturarmen Troglodytenschlupf-
winkel war natürlich auch nur entfernt so ergiebig
wie etwa Butmir; dennoch vertreten sie ganz
deutlich dieselbe Kulturstufe wie diese. Am
reichsten war noch die Theresienhöhle, sogar an
Dingen, die in Butmir fehlen: Gefäßmalerei (braun
auf gelbem und grauem Grunde, schwarz auf rot),
weiße Inkrustation (auf einem spiralig und einem
geradlinig verzierten Scherben, s. Fig. 117 u. 118)
und Metall (ein Kupfermeißelchen) sowie Obsidian

Theresienhöhle: Mitt, prähist. Komm. 112—21 f. 263.
Urgesch. d. bild. Kunst S. 287, 294. — Cotarjova-pecina:
ined., prähist. Samml.Wien. — Vlasca-jama: Moser, der Karst
und s. Höhlen, 113 ff. und Taf. I, II. — Jama na Dolech: idem,
Mitt. Anthr. Ges. XXXIII 1903 S. [69] ff. H. v. Gabrovizza:
Marchesetti Atti Mus. civ. stör. nat. Trieste VIII 1890,
Urgesch. d. bild. Kunst, S. 294. Ich verstehe nicht recht,
weshalb Cot.ini, Rapporti fra l’Italia ed altri paesi europei
durante l’etä neolitica (Estr. Atti Soc. Rom. Antrop. X 1904
1—3) S. 8, Anm. 3 von dem Tonstempel aus der Theresien-
höhle meint: „questo esemplare differisce notevolemente
da tutti gli altri finora conosciuti e quindi lo indico con
qualche riserva.“ Er hat ganz die Form von a. O. Fig. 9.
10 und die Zeichnung von Fig. 5, also den Charakter der
ligurischen „Pintaderas“.

und Rötel, welche beiden sich auch in der Jama na
Dolech gefunden haben. Auch die wirtschaftliche
Grundlage des Lebens war eine andere, als in
Butmir, nämlich Jagd, Fischfang, Muschellese,
Viehzucht, weshalb die Kulturschichte viele Kno-
chengeräte, geschnittenes Hirschgeweih und son-
stige Reste von Hirsch, Rind, Ziege, Schwein,

118


117 119


120


Fig. 117—120 Topfscherben aus Karsthöhlen bei Triest;
% n. Gr. (117 — 119 Theresienhöhle, 120 Cotarjova-pecina).
Nach den Originalien im k. k. natur hist. Hofmuseum

Torfhund, Krebsen, Fischen und eßbaren Mollusken
enthielt. Das beruht hier, wie in den übrigen
Höhlen, auf den lokalen Verhältnissen. Daher auch
keine steinernen Feld Werkzeuge: Schuhleistenkeile
und breite, einseitig gewölbte „Hacken“. In allem
anderen ist die Zugehörigkeit zur Periode des
Umlaufstiles evident. Schon Palliardi betonte
 
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