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Österreich / Zentral-Kommission für Erforschung und Erhaltung der Kunst- und Historischen Denkmale [Hrsg.]
Jahrbuch der K. K. Zentral-Kommission für Erforschung und Erhaltung der Kunst- und Historischen Denkmale — NF. 3.1905

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Nr. 1
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Hoernes, Moritz: Die neolithische Keramik in Österreich: Eine kunst- und kulturgeschichtliche Untersuchung
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https://doi.org/10.11588/diglit.47867#0036
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M. Hoernes Die neolithische Keramik in Österreich

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keramischen Formen und Ornamenten gefolgt ist.
Es ist auch möglich, daß der spiralenzeichnende
Umlaufstil an der oberen Adria während einer
jüngeren neolithischen Stufe unverändert beibe-
halten wurde, worauf aus der fast unveränderten
Spiralenzeichnung auf Grabsteinen der ersten Eisen-
zeit bei Novilara in Umbrien und Nesactium in
Istrien geschlossen werden könnte. Es bleibe dahin-
gestellt, wieviel etwa selbst von den oben ange-
führten Höhlenfunden in diesem Sinne als jung-
neolithisch anzusprechen wäre.

zähne, Schachbretter, Rautenketten —, teils neue,
die aus dem Prinzip des Rahmenstils hervorge-
gangen sind: geschlossene Kreise mit Punkt- oder
Strahleneinfassung und verschiedener Innenzeich-
nung, einzelne verzierte Quadrate, Rhomben,
Kreuze u. s. w. Anordnung und Ausführung sind
ebenso oft roh als fein. Im ersteren Falle ist die
Gefäßwand als umrahmte Fläche aufgefaßt und
ohne weitere Gliederung mit einzelnen Streufiguren
besetzt; im andern Falle wechseln die Figuren
nicht selte.1 rhythmisch, wie Metopen und Tri-

ft) Die ostalpinen Pfahlbauten
Im Gegensätze zu den küstenländischen Höhlen
ist in den ostalpinen Pfahlbauten der reinste
Rahmenstil (in zwei ziemlich verschiedenen und
räumlich gesonderten Ausprägungen) ausschließ-
lich vertreten. Zum Unterschied der geographischen
Sphäre tritt die Verschiedenheit der Siedelungs-
und der Werkzeugformen. Aus Stein finden sich
beiderseits gewölbte Flachbeile und durchbohrte


Fig. 123 Topfscherben aus dem Pfahlbau Weyeregg am
Attersee; V3 n. Gr. Nach G. Wurmbrand (Much, Atlas XV 24)

und geschweifte Hämmer, häufig mit abgesetztem
Knauf am stumpfen Ende, typisch verschieden
von den schweren, plätteisenförmigen Hämmern
der früheren Zeit, aus Kupfer an mehreren Fund-
orten nicht wenige Stücke, u. zw. nicht bloß kleine
Schmucksachen, wie z. B. in Lengyel, sondern Beile,
Dolche, Angelhaken, Spiralscheiben, die man am
Ort selbst goß und schmiedete. In der Keramik
fehlen die bomben- und birnförmigen Gefäße, die
Spitzbecher und hornförmigen Henkel der älteren
Zeit, und vorherrschend sind einhenklige Töpfe
oder bauchige „Amphoren“. Das Ornament ist in
„Furchenstich“- oder „Stichkanaltechnik“ ausge-
führt und mit starker, weißer Einlage gefüllt. Die
Muster sind teils die alten einfachen — Wolfs-


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Fig. 124—127 Topfscherben aus Pfahlbauten im Attersee;
2/3 n. Gr. (124. 125 Wygerege, 126. 127 Seewalchen). Nach
den Originalien im k. k naturhist. Hofmuseum

glyphen im dorischen Fries. Das Ornament ist hier
nicht Kleid sondern Schmuck des Gefäßkörpers.
Unsere Kenntnis der ostalpinen Pfahlbauten
der Kupferzeit beruht auf einigen wenigen Fund-
orten, von welchen zudem noch keiner ordentlich
publiziert ist: auf der Station von Brunndorf im
Laibacher Moor, einigen am Ättersee und einer
am Mondsee. Man sieht aber doch klar, daß zwei
ziemlich verschiedene Ausprägungen des Rahmen-
stils vorliegen: eine wesentlich höhere und feinere,
die sich eng an die Funde bei Vukovär und Essek
anschließt, im Laibacher Moor, und eine viel ge-
 
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