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M. Hoernes Die neolithische Keramik in Österreich
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Fig. 128—132 Tongefäße aus dem Mondsee (128—130, 132 nach Munro,
Lake-dwellings 40, 1—4; 131 nach Much, Atlas XV 16); n. 131 l/8 n. Gr.,
die übrigen % n. Gr.
ringere und gröbere in den Pfahl-
bauten des Salzkammergutes. Der
starke Unterschied liegt nicht etwa
bloß in der feineren oder gröberen
Ausführung derselben Zierformen,
sondern auch im Formenkreise
selbst, der bei Laibach ein wesent-
lich anderer ist als in Oberöster-
reich. Es liegen da zwei Unter-
gruppen vor, die man aber doch,
gegenüber dem reinen Umlaufstil,
zu einer Gruppe zusammenfassen
muß, wenigstens bis auf weiteres.
Die beigegebenen Abbildun-
gen Fig. 123 —135 und 143—166
sollen mich einer detaillierten Be-
schreibung dieser beiden Unter-
gruppen, ihrer Kennzeichen und
Unterschiede, überheben. Die Kera-
mik des Attersees und die des
Mondsees (Fig. 123—135) gehören
eng zusammen. Hier ist alles
derber als in der Keramik des Laibacher Moores,
vieles plump und unverstanden, z. B. wenn von
der Randeinfassung mit „Wolfszähnen“ nur ein-
zelne hängende Dreiecke Zurückbleiben (Much
Kupferzeit2 151 Fig. 67; 33 Fig. 32). Hier
kommen auch noch Spiralen vor; aber sie stehen
unverbunden nebeneinander (a. O. 34 Fig. 33),
und häufiger ist die konzentrische Kreisfigur. Das
seltsame Gemenge konzentrischer Kreis- und ge-
strichelter Vierecksfiguren (Fig. 133 nach a. O.
138 Fig. 60) ist evident nichts als eine Übersetzung
der zusammenhängenden Spiralreihe in den Streu-
figurenstil. Aus den Voluten sind geschlossene
Kreise, aus den mehrstrichigen geraden Verbin-
dungslinien fenstergitterförmige Vierecke gewor-
den.1) Auch die Spiralschleife (Fig. 134 nach a. O.
1) Die Neigung des Spiralmusters, sich in mehrstrichige
kurze und lose Bandstücke zu zersetzen, äußert sich auch
an einigen Gefäßen der Spiral- und Mäanderkeramik in
der Gegend von Worms, vgl. Köhl a. O. VIII 15, 14. In
der keramischen Dekoration der Kupferbronzezeit Cyperns
spielen diese Bandstücke eine große Rolle. In der älteren,
aber auch, wenn gleich seltener, in der jüngeren Winkel-
bandkeramik bei Worms bilden sie unzählige Male, hori-
zontal aneinander gereiht, ein Umlaufornament unterhalb
des Mundsaumes, vgl. Köhl a. O. II—VI passim und XII
4, 10. Auch darin erblicke ich eine Hindeutung auf das
33 Fig. 32, vgl. Fig. 135) ist ein verkommener
Rest der alten Spiraldekorafion. Ähnliches fand
sich im spätneolithischen Pfahlbau von Schussen-
ried in Württemberg (Fig. 136) und in der bronze-
zeitlichen Ansiedlung von Kölesd, Kom. Tolnau in
Ungarn (Fig. 137). Aber das Merkwürdigste sind
die längst und oft bemerkten Analogien dieser
Atter- und Mondsee-Dekoration mit dem Zierstil
der Kupferbronzezeit Cyperns. Dort — und nicht
nur dort allein — findet sich am östlichen Mittel-
meere dasselbe sinnlos scheinende Gemenge von
Vierecks- und Kreisfigaren (Fig. 138) zuweilen
doch noch in symmetrischer, die Entstehung- klar
bezeugender Anordnung (Fig. 139), vereinzelt sogar
dieselbe Spiralschleife (Fig. 140), dabei allerdings
auch andere Muster und vor allem ganz andere
Gefäßformen. Der nie bezweifelte Zusammenhang
geringere Alter der gesamten Winkelbandkeramik gegen-
über der Volutenkeramik. Eine ähnliche Zerstückung und
Auflösung erfährt in Westdeutschland das mehrstrichige
Zickzackband in Gestalt des „Bäumchenmusters“, a. O.
IV 14, 15, 18, welches dann wieder mit unzerstückten Zick-
zackbändern symmetrisch kombiniert wird: a. O. II 8,
11—14, III 15, VI 4, 7, 13, 23 usw. Eine Art Mittelstellung
derWinkelbandkeramik zwischen alt- und jungneolithischem
Stil scheint mir daraus deutlich hervorzugehen, nicht aber
das vermeintliche hohe Alter des „Hinkelsteintypus.“
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M. Hoernes Die neolithische Keramik in Österreich
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Fig. 128—132 Tongefäße aus dem Mondsee (128—130, 132 nach Munro,
Lake-dwellings 40, 1—4; 131 nach Much, Atlas XV 16); n. 131 l/8 n. Gr.,
die übrigen % n. Gr.
ringere und gröbere in den Pfahl-
bauten des Salzkammergutes. Der
starke Unterschied liegt nicht etwa
bloß in der feineren oder gröberen
Ausführung derselben Zierformen,
sondern auch im Formenkreise
selbst, der bei Laibach ein wesent-
lich anderer ist als in Oberöster-
reich. Es liegen da zwei Unter-
gruppen vor, die man aber doch,
gegenüber dem reinen Umlaufstil,
zu einer Gruppe zusammenfassen
muß, wenigstens bis auf weiteres.
Die beigegebenen Abbildun-
gen Fig. 123 —135 und 143—166
sollen mich einer detaillierten Be-
schreibung dieser beiden Unter-
gruppen, ihrer Kennzeichen und
Unterschiede, überheben. Die Kera-
mik des Attersees und die des
Mondsees (Fig. 123—135) gehören
eng zusammen. Hier ist alles
derber als in der Keramik des Laibacher Moores,
vieles plump und unverstanden, z. B. wenn von
der Randeinfassung mit „Wolfszähnen“ nur ein-
zelne hängende Dreiecke Zurückbleiben (Much
Kupferzeit2 151 Fig. 67; 33 Fig. 32). Hier
kommen auch noch Spiralen vor; aber sie stehen
unverbunden nebeneinander (a. O. 34 Fig. 33),
und häufiger ist die konzentrische Kreisfigur. Das
seltsame Gemenge konzentrischer Kreis- und ge-
strichelter Vierecksfiguren (Fig. 133 nach a. O.
138 Fig. 60) ist evident nichts als eine Übersetzung
der zusammenhängenden Spiralreihe in den Streu-
figurenstil. Aus den Voluten sind geschlossene
Kreise, aus den mehrstrichigen geraden Verbin-
dungslinien fenstergitterförmige Vierecke gewor-
den.1) Auch die Spiralschleife (Fig. 134 nach a. O.
1) Die Neigung des Spiralmusters, sich in mehrstrichige
kurze und lose Bandstücke zu zersetzen, äußert sich auch
an einigen Gefäßen der Spiral- und Mäanderkeramik in
der Gegend von Worms, vgl. Köhl a. O. VIII 15, 14. In
der keramischen Dekoration der Kupferbronzezeit Cyperns
spielen diese Bandstücke eine große Rolle. In der älteren,
aber auch, wenn gleich seltener, in der jüngeren Winkel-
bandkeramik bei Worms bilden sie unzählige Male, hori-
zontal aneinander gereiht, ein Umlaufornament unterhalb
des Mundsaumes, vgl. Köhl a. O. II—VI passim und XII
4, 10. Auch darin erblicke ich eine Hindeutung auf das
33 Fig. 32, vgl. Fig. 135) ist ein verkommener
Rest der alten Spiraldekorafion. Ähnliches fand
sich im spätneolithischen Pfahlbau von Schussen-
ried in Württemberg (Fig. 136) und in der bronze-
zeitlichen Ansiedlung von Kölesd, Kom. Tolnau in
Ungarn (Fig. 137). Aber das Merkwürdigste sind
die längst und oft bemerkten Analogien dieser
Atter- und Mondsee-Dekoration mit dem Zierstil
der Kupferbronzezeit Cyperns. Dort — und nicht
nur dort allein — findet sich am östlichen Mittel-
meere dasselbe sinnlos scheinende Gemenge von
Vierecks- und Kreisfigaren (Fig. 138) zuweilen
doch noch in symmetrischer, die Entstehung- klar
bezeugender Anordnung (Fig. 139), vereinzelt sogar
dieselbe Spiralschleife (Fig. 140), dabei allerdings
auch andere Muster und vor allem ganz andere
Gefäßformen. Der nie bezweifelte Zusammenhang
geringere Alter der gesamten Winkelbandkeramik gegen-
über der Volutenkeramik. Eine ähnliche Zerstückung und
Auflösung erfährt in Westdeutschland das mehrstrichige
Zickzackband in Gestalt des „Bäumchenmusters“, a. O.
IV 14, 15, 18, welches dann wieder mit unzerstückten Zick-
zackbändern symmetrisch kombiniert wird: a. O. II 8,
11—14, III 15, VI 4, 7, 13, 23 usw. Eine Art Mittelstellung
derWinkelbandkeramik zwischen alt- und jungneolithischem
Stil scheint mir daraus deutlich hervorzugehen, nicht aber
das vermeintliche hohe Alter des „Hinkelsteintypus.“
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