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Österreich / Zentral-Kommission für Erforschung und Erhaltung der Kunst- und Historischen Denkmale [Editor]
Jahrbuch der K. K. Zentral-Kommission für Erforschung und Erhaltung der Kunst- und Historischen Denkmale — NF. 3.1905

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Nr. 2
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Tietze-Conrat, Erica: Unbekannte Werke von G.R. Donner
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https://doi.org/10.11588/diglit.47867#0296
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201

E. Tietze-Conrat Unbekannte Werke von G. R. Donner

202

vier Jahre vorher mit dem
Künstler in Verbindung
gestanden war.
In dem kleinen kahlen
Raume der Schloßkapelle
befindet sich an der dem Ein-
gänge gegenüberliegenden
Wand der Altar (Taf. VI);
zu seinen beiden Seiten
sind Türen mit Verklei-
dungen und Bekrönungen
von rotem Marmor; die
Felder über den Türen sind
durch das erzbischöflich
Harrachsche Wappen von
gelblich-weißem Marmor
ausgefüllt; es ist derselbe
Stein, wie ihn Donner für
die Figuren des Altares
verwendet. Die architek-


b c

Münzen von den Erzbischöfen Franz Anton und Firmian

tonische Gliederung des
Altares ist eine dreifache:
das zweiteilige Postament,
das Mittelstück und die wieder zweiteilige Be-
krönung. Der untere Teil des Postamentes be-
steht aus einem tieferliegenden langgestreckten
Stück mit herausspringendem Altartisch und zwei
zu beiden Seiten hervortretenden Sockeln, den
untersten Trägern der Säulen des Mittelstückes;

hinter diesen Sockeln sind andere, perspektivisch
in die Wand verschwindende, die — analog — die
Träger der Pilaster des Mittelstückes bilden. Der
obere Teil des Postamentes wird von dem untern
durch ein scharf profiliertes Gesims getrennt und
zeigt seine verkleinerte Wiederholung; als neues

Jahre 1726 (Fig. 72 a) zeigt das mit einem bloßen D. sig-
nierte schön gearbeitete Porträt des Erzbischofs mit der
Umschrift: Franc. Ant. S. R. 1. Prine, ab Harrach; auf
dem Avers ist das Erzbischöflich-Harrachsche Wappen
mit dem Kardinalshut und der Umschrift: D. G. Archie-
piscop. & S. R. J. Prine. Salisburg. S. S. A. L. 1726. Chrono-
logisch folgt die Medaille auf den Regierungsantritt des
Kurfürsten Karl Albert von Bayern, spätem Karl VI. (Fig.
72 c); die schlechte Erhaltung dieser Medaille erklärt sich
daraus, — ich bekam die freundliche Mitteilung von Herrn
Regierungsrat Dr. Karl Domanig — daß sowohl das goldene
als das silberne Exemplar der kaiserlichen Sammlung aus
den bereits von Rost angegriffenen Stempeln ausge-
prägt sind. Der Revers enthält ein mit G. R. Donner
f. gezeichnetes Brustbild des Kurfürsten, das (ebenso wie
das Porträt des Erzbischofs Leopold) als Arbeit weit hinter
der erstbesprochenen Münze zurücksteht. Es trägt die Um-
schrift: Carolus Alb. D. G. V. Bavar. et Ps. D. C. Pr. S.
R. J. Archidux et Elect. LL. Auf dem Avers ist die Bavaria
mit einer Mauerkrone dargestellt, die, das bayrische Wappen
in den Händen, auf einem gekrönten Löwen sitzt; vor ihr

steht der Kurfürst mit Zepter und Reichsapfel, in römischer
Imperatorenrüstung, wie ihn auch Donner 1734 in Marmor
(Wien, Belvedere) darstellte. Die Umschrift lautet: Tanto
duce et auspic(io) tanto instaurata felicitas Bavar. 1727.
Ferner folgt eine Medaille auf den Regierungsantritt des
Erzbischofs Firmian, der am 3. Oktober 1727 gewählt
wurde. Das Porträt auf dem Revers wird bei der Münze
aus dem folgenden Jahr (Fig. 72 b) wiederholt. Auf dem
Avers ist ein Wappen abgebildet mit der Umschrift:
Dextera Domini exaltavit me IV. Octobris 1727. Die Medaille
aus dem Jahre 1728 zeigt (Fig. 72b), wie schon gesagt
wurde, das mit R. Donner gezeichnete Brustbild des Erz-
bischofs mit der Umschrift: Leopold. D. G. Arch. & Pr.
Salisb. S. S. A. L. G. Prim. Auf dem Avers ist eine Sonnen-
uhr mit der Jahreszahl 1728 dargestellt; ein Baum und
Gräser deuten die Landschaft an, links oben ist die Sonne
sichtbar. Ilg deutet die Umschrift: „Me sol vos umbra
regit“ in seinem „Katalog der Donnerausstellung im Künstler-
haus, 1893“ auf die Ausweisung der Protestanten. Doch
dürfte der Zusammenhang kein direkter sein, da die Emi-
gration erst 1731 begann.
 
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