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Österreich / Zentral-Kommission für Erforschung und Erhaltung der Kunst- und Historischen Denkmale [Hrsg.]
Jahrbuch der K. K. Zentral-Kommission für Erforschung und Erhaltung der Kunst- und Historischen Denkmale — NF. 3.1905

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Nr. 2
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Tietze-Conrat, Erica: Unbekannte Werke von G.R. Donner
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https://doi.org/10.11588/diglit.47867#0301
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E. Tietze-Conrat Unbekannte Werke von G. R. Ronner

2l2


Fig. 77 Januariusbüste in der gleichnamigen Kapelle zu Wien

resto, e col maggior ossequio me le rassegno per sempre
di vostra Eccza humilis1110 e devom° serre
Gio. Luca da Hildebrandt
Vienna, li 24 febraro 1734.
Noch aus demselben Jahre, vom 2. Juni da-
tiert, ist ein anderer Brief vorhanden, der sich auf
die Pläne der alten und neuen Kapelle in Cune-
waldt und anderer Bauten bezieht und auch eine
Bemerkung über die Arbeiten auf der Landstraße
enthält: „.La settimana entrante sarä affatto

coperta la nuova fabrica al Giardi-
no di Sua Eccza il S. Padre, ehe
n’esce di sua soddisfatione, e sarä
qualche cosa ä vedersi .. . .“ Und
im folgenden Jahre in einem
Brief vom 2. März schildert er
seine Tätigkeit: „.... Al Giardino
di Sua Eccza il Sigr Padre faccio
continuare la capella di San Ge-
naro, ehe sara in effetto una chie-
sola con tutte le commoditä per
una filial Parochia; ma non vo-
lendo S. Eccza far gran Spesa,
non potrö farvi spicar ciö, ehe
vorei, nulla di meno so di certo,
ehe riuscirä ä potersi tollerare
.“ und versichert, daß die
Kapelle noch diesen Sommer
„affatto terminato“ sein dürfte.
Da die Kapelle eine Harrach-
sche Stiftung ist, die von Hilde-
brandt ausgeführt wurde, so ist
es leicht möglich, daß der Archi-
tekt auch bei dieser Arbeit den
befreundeten Künstler beschäf-
tigt hat. Daß Donner schon nach
Preßburg übersiedelt war, kann
kein stichhaltiger Einwand gegen
diese Vermutung sein, da er auch
ein Jahr vorher Kaiser Karls VI
Marmorstatue von Preßburg nach
Breitenfurt geliefert hatte. Die
Januariusbüste (Abb. 77) ist in
zwei Teilen gegossen; der Kopf
aus Blei ist mit Schrauben an die
Büste aus Messing gefügt. Diese
ist in der Art der florentinischen
Porträtbüsten des XV. Jh. abge-
schnitten und auf ein graugestrichenes hölzernes
Postament gesetzt. Der Heilige ist in einen mit Orna-
menten ziselierten Panzer gekleidet, der über den
Schultern mit geflügelten Engelsköpfen verziert ist.
Wir finden ähnliches bei anderen Werken Donners,
wie z. B. bei den Brustbildern des Feldmarschalls
Daun (Abb. 78) und des Grafen Althann (Abb. 79).
Der Kopf sitzt auf starkem Hals, die Haare sind
als ganze Masse behandelt, nur um die Stirn und
über den Schläfen ein wenig gelockt. Die Stirne
 
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