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E. Tietze-Conrat Unbekannte Werke von G. R. Donner
214
ist von wagrechten Falten gefurcht, der gerade
Nasenrücken mit den kräftig angesetzten Nasen-
flügeln erinnert an den Gedenkstein in der Kreuz-
paterkirche in Preßburg, auf den wir später zu
sprechen kommen werden; ebenso der Übergang
der Nasenwurzel zur Stirn und die Modellierung
des Fleisches über dem oberen Augenlid. Auch
das Auge mit dem unteren Lid, das von der
Wange so deutlich abgesetzt ist und an seinem
Rand eine beleuchtete Fläche zeigt, ist in seiner
harten Behandlung den Augen des Porträts aus
kommen mit dem Brustporträt des Grafen Althann
übereinstimmend. Wenn uns auch jede mündliche
oder schriftliche Überlieferung im Stiche läßt,
möchte ich aus allen diesen Gründen trotzdem
annehmen, daß wir ein Werk Donners vor uns
haben.
3-
Um nach dieser Abschweifung, die chrono-
logische Aneinanderreihung der Arbeiten Donners
fortzusetzen, müssen wir abermals an die Akten
der deutschen Ordenskommende anknüpfen.
Fig. 78 und 79 Feldmarschall Daun und Gundaker Graf von Althann
Medaillen im Kunsthistorischen Hofmuseum
Preßburg (Abb. 94), das oben schon zitiert wurde,
ähnlich, erinnert aber mit seinen ausgebildeten
Tränensäcken und den eingezeichneten Pupillen
noch mehr an andere Porträts Raphael Donners,
wie an den Grafen Daun und Althann (auch an
die Bronzemedaille des letzteren1) und an die dem
Künstler zugeschriebene Büste des Grafen Salm.2)
Die Behandlung des Mundes mit den gezeichneten
Rändern, den in einfachen Flächen modellierten
Lippen und den eingedrückten Mundwinkeln, so-
wie auch die kleine Fläche unten am Kinn ist voll-
J) Diese Medaille sowie jene Dauns sind im Hofmuseum.
2) Diese Büste ist in Ilgs Festschrift reproduziert.
Das Schiff ist nach Wien abgegangen, um die
Figuren nach Linz zu transportieren; „dies zieht
sich durch den ganzen August, da es mit den
Schiffern Schwierigkeiten gibt, endlich am 29. ist
die Ladung da; der Bildhauer war am 26. von
Wien aufgebrochen, kam aber erst am 5. Septem-
ber an, da er mit Hildebrandt sich unterwegs im
Kloster Melk aufgehalten hatte.“ Einige Zeilen
später fügt Ilg dem aktenmäßigen Bericht hinzu:
„von Beziehungen Hildebrandts und Donners zum
Stift Melk ist bis heute noch gar nichts bekannt.“
Ich möchte den Aufenthalt des Künstlers in Melk
mit einem Grabstein in Zusammenhang bringen,
14’
E. Tietze-Conrat Unbekannte Werke von G. R. Donner
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ist von wagrechten Falten gefurcht, der gerade
Nasenrücken mit den kräftig angesetzten Nasen-
flügeln erinnert an den Gedenkstein in der Kreuz-
paterkirche in Preßburg, auf den wir später zu
sprechen kommen werden; ebenso der Übergang
der Nasenwurzel zur Stirn und die Modellierung
des Fleisches über dem oberen Augenlid. Auch
das Auge mit dem unteren Lid, das von der
Wange so deutlich abgesetzt ist und an seinem
Rand eine beleuchtete Fläche zeigt, ist in seiner
harten Behandlung den Augen des Porträts aus
kommen mit dem Brustporträt des Grafen Althann
übereinstimmend. Wenn uns auch jede mündliche
oder schriftliche Überlieferung im Stiche läßt,
möchte ich aus allen diesen Gründen trotzdem
annehmen, daß wir ein Werk Donners vor uns
haben.
3-
Um nach dieser Abschweifung, die chrono-
logische Aneinanderreihung der Arbeiten Donners
fortzusetzen, müssen wir abermals an die Akten
der deutschen Ordenskommende anknüpfen.
Fig. 78 und 79 Feldmarschall Daun und Gundaker Graf von Althann
Medaillen im Kunsthistorischen Hofmuseum
Preßburg (Abb. 94), das oben schon zitiert wurde,
ähnlich, erinnert aber mit seinen ausgebildeten
Tränensäcken und den eingezeichneten Pupillen
noch mehr an andere Porträts Raphael Donners,
wie an den Grafen Daun und Althann (auch an
die Bronzemedaille des letzteren1) und an die dem
Künstler zugeschriebene Büste des Grafen Salm.2)
Die Behandlung des Mundes mit den gezeichneten
Rändern, den in einfachen Flächen modellierten
Lippen und den eingedrückten Mundwinkeln, so-
wie auch die kleine Fläche unten am Kinn ist voll-
J) Diese Medaille sowie jene Dauns sind im Hofmuseum.
2) Diese Büste ist in Ilgs Festschrift reproduziert.
Das Schiff ist nach Wien abgegangen, um die
Figuren nach Linz zu transportieren; „dies zieht
sich durch den ganzen August, da es mit den
Schiffern Schwierigkeiten gibt, endlich am 29. ist
die Ladung da; der Bildhauer war am 26. von
Wien aufgebrochen, kam aber erst am 5. Septem-
ber an, da er mit Hildebrandt sich unterwegs im
Kloster Melk aufgehalten hatte.“ Einige Zeilen
später fügt Ilg dem aktenmäßigen Bericht hinzu:
„von Beziehungen Hildebrandts und Donners zum
Stift Melk ist bis heute noch gar nichts bekannt.“
Ich möchte den Aufenthalt des Künstlers in Melk
mit einem Grabstein in Zusammenhang bringen,
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