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Österreich / Zentral-Kommission für Erforschung und Erhaltung der Kunst- und Historischen Denkmale [Hrsg.]
Jahrbuch der K. K. Zentral-Kommission für Erforschung und Erhaltung der Kunst- und Historischen Denkmale — NF. 3.1905

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Nr. 2
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Tietze-Conrat, Erica: Unbekannte Werke von G.R. Donner
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E. Tietze-Conrat Unbekannte Werke von G. R. Donner

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war, um zur Ausführung einer so kleinen Arbeit
zu kommen, und endlich durch eine Reihe stilisti-
scher Eigenheiten und Mängel, die uns veranlassen,
dieses Relief als erstes in der großen Entwick-
lungsreihe anzusetzen, die in den Darstellungen
an der Gurker Kanzel ihre abschließende Voll-
endung erreicht.
Das Relief ist aus Blei, doch ganz leicht mit
Goldfarbe überzogen, eine Technik, die Donner auch
bei den Reliefs in der Ele-

uns die Bewegung selbst anschaulicher. Auf anderen
Auferstehungen hat es oft den Anschein, als würde
Christus in der Luft stehen. Das Grab ist mit der
Kante nach vorn gesetzt und zeigt die Lang- und
die Schmalseite in perspektivischer Verkürzung;
doch sehen wir gar nichts von einem obern Grab-
rand, ein Beweis dafür, daß das Relief für die
Untensicht gearbeitet ist. Links im Hintergrund
ist der schlafende Soldat; das bärtige Haupt ist


Fig. 81 Bekehrung des Paulus. Relief an der Kanzel im Dom zu Gurk

mosynariuskapelle in Preß-
burg angewendet hat. Es
stellt Christi Auferstehung
vor. Drei Soldaten sind
bei der Grabwache einge-
schlafen und haben es nicht
gesehen, daß die Platte vom
Grab gewichen. Der eine
von ihnen merkt es auch
nicht, wie Christus, die licht-
volle Gestalt aus dem Grabe
steigt und zum Himmel
schwebt; die anderen aber
fahren aus dem Schlaf und
begleiten mit erschreckten
Gebärden die verklärte Er-
scheinung. Christus trägt
in der linken Hand die
wehende weiße Fahne, die
rechte hat er segnend vor-
gestreckt. Der Oberkörper
verschwimmt in flachstem
Relief, er zeigt eine breite
Brust, einen starken Hals
— der Kopf ist leider so
lädiert, daß man gar kein Detail daran unterscheiden
kann. Das linke Bein ist aus dem Grund herausge-
arbeitet, das rechte verschwindet hinter dem Grab-
tuch, das den rechten Schenkel mit reichen Falten
bedeckt, die linke Hüfte einfaßt und von den Lenden,
wo es befestigt ist, bis ins Grab hinunterhängt. So
bildet es den letzten Zusammenhang mit der greif-
baren Erde, der sichtbare Fuß schwebt schon in
den Wolken. Man glaubt, das Höher- und Höher-
steigen mitzuerleben, man glaubt, das Tuch zu
sehen, wie es erst im Grabe liegt und dann mit
hinaufgezogen wird; und weil wir die Veränderung
sehen, welche die Bewegung hervorruft, so wird

mit einem Helm bedeckt und ruht auf dem nackten
rechten Oberarm, dessen Hand lässig herabhängt.
Der linke Arm ist an den Körper gelegt. Der
Soldat vorn in der Mitte ist erwacht und hat sich
auf seinen linken Arm aufgerichtet, der den Schild
an breitem Band hält. Er ist mit einem anliegenden
Panzerhemd bekleidet, um die Hüften hat er einen
faltigen Rock, die Knie sind bloß, die Füße stecken
in Sandalen, deren Riemen bis zur halben Wade
das Bein umschnüren. Der Kopf ist abgebrochen,
doch dürfte er auch gegen die lichte Erscheinung
gerichtet gewesen sein, da die abwehrende Be-
wegung des ausgestreckten rechten Armes wohl
 
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