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Österreich / Zentral-Kommission für Erforschung und Erhaltung der Kunst- und Historischen Denkmale [Hrsg.]
Jahrbuch der K. K. Zentral-Kommission für Erforschung und Erhaltung der Kunst- und Historischen Denkmale — NF. 3.1905

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Nr. 2
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Tietze-Conrat, Erica: Unbekannte Werke von G.R. Donner
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227

E. Tietze-Conrat Unbekannte Werke von G. R. Donner

228

so dürften sich wahrscheinlich noch andere Ar-
beiten finden, die mit Raphael Donner in Zusammen-
hang’ stehen.
5-
So kleine Arbeiten wie die Statuetten oder
das Modell für die Porzellanfabrik wurden neben den
großen Aufträgen ausgeführt, mit denen Donner
während dieser ganzen Jahre beschäftigt war. Franz
Anton, Erzbischof von Salzburg, läßt die Stiegen-
hausskulpturen im Mirabellschloß von dem Künst-


Fig. 86, Porzellanstatuette
im Besitz des Dr. H. Modern in Wien

ler ausführen und stellt ihn dann — allerdings nur
provisorisch — im Münzamt an, auch Graf Har-
rach, der Komtur des Deutschen Ritterordens,
war mit den Fassadenfiguren zufrieden und als
Johann Nepomuk, die Arbeit eines unbekannten
Wiener Künstlers, „in der Harrach“ aufgestellt
wurde und sein Mißfallen erregte, ließ er diese
Statue durch eine von Donner ersetzen. Die Kirche
also war diese ganzen Jahre hindurch Donners
Auftraggeber, Klosterneuburg und die beiden
Grafen Harrach und auch weiterhin war es ein
Kirchenfürst, der Donner in seine Dienste nahm.

Ilg schreibt in seiner Festschrift*): „Es mochte
für den von so vielen Mißerfolgen (er spielt auf
die Streitigkeiten mit dem Salzburger Münzamt
an) bedrängten Meister ein Lichtblick in seinen
Kümmernissen gewesen sein, als, wahrscheinlich
im Jahre 1728, ihn der kunstliebende Primas von
Ungarn, Erzbischof Emmerich Esterhäzy-Galantha
als seinen Hofbaudirektor und Bildhauer nach
Preßburg berief.“ Dank eines Briefes, den ich im
Graner Primatialarchiv gefunden habe, ist es mir
gelungen, das erste Werk zu eruieren, das Donner
im Auftrage des Primas ausgeführt hat; es ist dies
der St. Ignatiusaltar in der Katharinenkirche in
Agram.* 2) Das Archiv des Fürstprimas Esterhazy ist
nicht auf einem seiner Schlösser (Galantha, Eisen-
stadt usw.) geblieben, wie dies bei den anderen Mit-
gliedern der Familie der Fall war, sondern dem
Primatialarchiv einverleibt worden, das sich heute
in Gran befindet. Bei den vielen Ortsveränderungen,
denen es im Laufe des letzten Jahrhunderts aus-
gesetzt war, muß es sehr gelitten haben, denn wir
finden das Esterhäzyarchiv bis auf einen geringen
Rest zusammengeschmolzen, der größtenteils Ent-
scheidungen weltlicher und kirchlicher Prozesse
enthält. Nur wenige Dokumente3) beziehen sich
auf die Kunsttätigkeit des Primas; unter diesen war
folgender Brief, ein Schreiben, in dem der Jesuiten-
rektor in Agram anläßlich des Weihnachtsfestes
seine Glückwünsche ausspricht und bei dieser Ge-
legenheit den vom Grafen Esterhäzy-Galantha in

b 1. c. p. 17.
2) Schon vor dieser Zeit finden wir den Primas als
Spender von Kunstgegenständen für das Agramer Dom-
kapitel. Im Jahre 1720 hat er eine goldene Kette gespendet,
die in Wien um den hohen Preis von 6430 fl. verfertigt wurde
und ein Medaillonbild des hl. Ladislaus mit der Umschrift :Meo
deo consecro ex voto perpetuo enthält. Im Jahre 1722
stiftet er ein reichverziertes Kästchen mit einer Darstellung
der Leiden Jesu und ein silbernes Ziborium mit sechs
Bildern aus dem Leben Jesu. Im Jahre 1738 wurde von
ihm und Branjuga gemeinsam ein Antipendium im Werte
von 6.000 fl. gespendet, das die Goldarbeiter Joh. Reiman,
Jos. Seckl, J. Vodicka, J. Arzperger und Seb. Sträszgielt
in Marburg verfertigt haben (Prvostolna Crkva Zagrebacka,
Tkalcic 1885).
3) Ich möchte auch auf ein Dankschreiben hinweisen,
das vom Preßburger Domkapitel an den Primas gesandt
wurde und sich auf die Errichtung und Ausschmückung
der Elemosynariuskapelle bezieht.
 
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