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E. Tietze-Conrat Unbekannte Werke von G. R. Donner
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den Kopf erhoben und leicht nach links geneigt;
da er nur für die Untenansicht gearbeitet ist und
im Verkürz gesehen wird, so hat es Donner über-
flüssig gefunden, den innerlichen Ausdruck im
Fig. 90 Das Tabernakel vom Ignatiusaltaredn der
Katharinenkirche zu Agram
Antlitz zu vertiefen, so daß dieses im Vergleich
mit dem hl. Ignatius leer erscheint.
Auch das graziöse Tabernakel (Abb. 90) ist
eigenhändig, bis auf die bronzene Tür, eine ganz
minderwertige Arbeit, die weder mit Donner noch
mit seiner Schule etwas zu tun hat. Es stellt einen
kleinen Tempel dar, der mit einer Bekrönung in
Zwiebelform abgeschlossen ist; diese liegt auf einem
breiten Gesims über einem Architrav, den ge-
wundene Säulchen tragen. Die Wand zwischen
diesen Säulchen ist durch hohe Nischen
durchbrochen, aus denen adorierende große
Engel heraustreten. Die Verbindung zwi-
schen Altarwand und Sakramentshäuschen
ist durch große Voluten hergestellt, die
mit schwebenden Engelsputten verziert
sind; diese sind nackt, nur um die eine
Schulter und um die Hüfte ist ein Tuch
gezogen, das der Engel rechts mit der
einen Hand in einen Bausch zusammen-
faßt, während er die andere Hand in
anbetender Gebärde vor die Brust hält;
der andere Putto hat beide Arme fest
über der Brust verschränkt; beide zeigen
gut durchmodellierte Körper, die bis in
die kleinste Einzelheit eingehendes Natur-
studium beweisen.
Über der Bekrönung sind zwei große
geflügelte Engelsköpfe, die eine dünne
Marmorplatte mit einem Wolkensockel
tragen, den wieder kleine geflügelte Engels-
köpfe schmücken. Auf diesem Wolken-
sockel ruht eine thronende Madonna, die
von einem Strahlennimbus umgeben ist
und das Christiiskind auf den Knien hält.
Ober dem Gesims vor der Bekrönung
sind Halbgiebel, auf denen, wie beim
Aschacher Altar, adorierende Engel knien;
sie sind in lange faltige Gewänder ge-
kleidet, die unter der Brust zusammen-
gehalten sind; die Ärmel sind über die
Ellenbogen hinaufgestreift und lassen die
kräftigen Unterarme frei; bei dem Engel
links ist auch die eine Brust bloß, da das
Kleid über die Schulter hinunter gerutscht
ist. Sie knien — ähnlich den Klosterneu-
burger Engeln, im Gegensätze zu denen auf
der Bekrönung des Aschacher Altares —
auf einem Bein. Beim Engel rechts liegt das
Gewand eng um die Hüften und schmiegt sich
der Linie des Körpers an; beim Engel links
fällt es in reichen Falten, die ein wechselndes
Spiel von Licht und Schatten zeigen, bis zu den
Füßen herab.
E. Tietze-Conrat Unbekannte Werke von G. R. Donner
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den Kopf erhoben und leicht nach links geneigt;
da er nur für die Untenansicht gearbeitet ist und
im Verkürz gesehen wird, so hat es Donner über-
flüssig gefunden, den innerlichen Ausdruck im
Fig. 90 Das Tabernakel vom Ignatiusaltaredn der
Katharinenkirche zu Agram
Antlitz zu vertiefen, so daß dieses im Vergleich
mit dem hl. Ignatius leer erscheint.
Auch das graziöse Tabernakel (Abb. 90) ist
eigenhändig, bis auf die bronzene Tür, eine ganz
minderwertige Arbeit, die weder mit Donner noch
mit seiner Schule etwas zu tun hat. Es stellt einen
kleinen Tempel dar, der mit einer Bekrönung in
Zwiebelform abgeschlossen ist; diese liegt auf einem
breiten Gesims über einem Architrav, den ge-
wundene Säulchen tragen. Die Wand zwischen
diesen Säulchen ist durch hohe Nischen
durchbrochen, aus denen adorierende große
Engel heraustreten. Die Verbindung zwi-
schen Altarwand und Sakramentshäuschen
ist durch große Voluten hergestellt, die
mit schwebenden Engelsputten verziert
sind; diese sind nackt, nur um die eine
Schulter und um die Hüfte ist ein Tuch
gezogen, das der Engel rechts mit der
einen Hand in einen Bausch zusammen-
faßt, während er die andere Hand in
anbetender Gebärde vor die Brust hält;
der andere Putto hat beide Arme fest
über der Brust verschränkt; beide zeigen
gut durchmodellierte Körper, die bis in
die kleinste Einzelheit eingehendes Natur-
studium beweisen.
Über der Bekrönung sind zwei große
geflügelte Engelsköpfe, die eine dünne
Marmorplatte mit einem Wolkensockel
tragen, den wieder kleine geflügelte Engels-
köpfe schmücken. Auf diesem Wolken-
sockel ruht eine thronende Madonna, die
von einem Strahlennimbus umgeben ist
und das Christiiskind auf den Knien hält.
Ober dem Gesims vor der Bekrönung
sind Halbgiebel, auf denen, wie beim
Aschacher Altar, adorierende Engel knien;
sie sind in lange faltige Gewänder ge-
kleidet, die unter der Brust zusammen-
gehalten sind; die Ärmel sind über die
Ellenbogen hinaufgestreift und lassen die
kräftigen Unterarme frei; bei dem Engel
links ist auch die eine Brust bloß, da das
Kleid über die Schulter hinunter gerutscht
ist. Sie knien — ähnlich den Klosterneu-
burger Engeln, im Gegensätze zu denen auf
der Bekrönung des Aschacher Altares —
auf einem Bein. Beim Engel rechts liegt das
Gewand eng um die Hüften und schmiegt sich
der Linie des Körpers an; beim Engel links
fällt es in reichen Falten, die ein wechselndes
Spiel von Licht und Schatten zeigen, bis zu den
Füßen herab.