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Österreich / Zentral-Kommission für Erforschung und Erhaltung der Kunst- und Historischen Denkmale [Hrsg.]
Jahrbuch der K. K. Zentral-Kommission für Erforschung und Erhaltung der Kunst- und Historischen Denkmale — NF. 3.1905

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Nr. 2
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Tietze-Conrat, Erica: Unbekannte Werke von G.R. Donner
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E. Tietze-Conrat Unbekannte Werke von G. R. Donner

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festigt, den ein Ornament in der Art von ge-
preßtem Leder verziert. Die Beine sind mit eng-
anliegenden Hosen bekleidet, die Füße stecken in
hohen Schuhen, die an der Seite geschnürt sind.
Im rechten Eck liegt zwischen zwei Palmzweigen,


Fig. 95 Der Winter, Statue im Stiegenhause des Palais
Sr. k. Hoheit des Herrn Erzherzogs Friedrich in Preßburg

die einen Kronreif tragen, ein Wappen, auf dem
ein Krebs dargestellt ist. Es ist das Wappen der
Grafen Csaby1) und so dürften wir die auf dem
Gedenkstein abgebildete Persönlichkeit mit großer
Wahrscheinlichkeit mit einem Grafen Czaby iden-
‘) Auch diese Mitteilung verdanke ich Sr. Exzellenz
Graf Th. Zichy.

tifizieren. Da aber Graf Karl Zichy mit einer
Gräfin Czaby verheiratet war, so kann möglicher-
weise doch ein Zusammenhang des Gedenksteines
mit dem Marienaltar bestehen. Doch bin ich leider
nicht imstande, näheres hierüber mitzuteilen. Der
Graf ist in mittleren Jahren, mit langen Haaren,
die im flachsten Relief traktiert um die Schultern
fallen. Der Schnurrbart geht in den Bart über,
dieser reicht fast bis zum Gürtel und es ist ein
malerisches Kunststück, wie die leicht gewellten
Haare des Bartes sich mit dem kurzgeringelten
Pelzwerk mischen. Die Stirn ist ganz unter der
Mütze verborgen, die Augenbrauen sind hart ge-
schnitten und gehen in den schmalen geraden
Nasenrücken mit den breit angesetzten Nasen-
flügeln über. Die Augen sind von hartgezeich-
neten Lidern umgeben. Es ist die gleiche Be-
handlung der Augen wie bei den anderen Por-
träts des Künstlers, wie sie bereits bei Bespre-
chung der Januariusbüste hervorgehoben wurde.
Die einfache Faltengebung an den Ärmeln und
vor allem die naturalistisch gebildeten magern
Hände mit den breiten Fingernägeln, die sich in
das Pergament einpressen, sprechen gleichfalls
für Donners Arbeitsweise.
Die Vermutung, daß wir ein Werk Donners
vor uns haben, wird endlich noch durch den Um-
stand gestützt, daß der Graf in Nationaltracht
dargestellt ist; dies kommt in jener Zeit außer
bei Donner, der den hl. Martin im Nationalkostüm
bildete, niemals vor.
8.
Zu den Preßburger Kunstwerken, welche die
Tradition als Arbeiten Donners bezeichnet,1) ge-
hören auch die Figuren der vier Jahreszeiten im
Stiegenhaus des Palais des Herrn Erzherzogs
Friedrich. Bei Schlager2) werden sie unter den
„Marmorarbeiten“, die Donner während seines
Preßburger Aufenthaltes verfertigte, erwähnt:
„ ... . dann jene vier Statuen im Stiegenhaus des
fürstlich Grassalkowitsschen Palastes in Preßburg,
die vier Jahreszeiten darstellend.“ Am Schlüsse
seiner Monographie in dem „Entwurf eines Ver-
zeichnisses über die teils erwiesenen teils angeb-
’) Die Ausschmückung der Elemosynariuskapelle und
die ehemalige Ausgestaltung des Hochaltares im Dom.
2) 1. c. p. 40.
 
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