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Österreich / Zentral-Kommission für Erforschung und Erhaltung der Kunst- und Historischen Denkmale [Hrsg.]
Jahrbuch der K. K. Zentral-Kommission für Erforschung und Erhaltung der Kunst- und Historischen Denkmale — NF. 4.1906

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Nr. 3
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Bayer, Josef: Eine Töpferei aus der Bronzezeit bei Herzogenburg
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https://doi.org/10.11588/diglit.47869#0042
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J. Bayer Eine Töpferei aus der Bronzezeit bei Herzogenburg

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tritt weniger weit, aber sehr scharfkantig hervor,
der Hals zeigt nach oben eine leichte Ausladung.
Der kühn von der Bauchkante aufstrebende kan-
tige Henkel steigt über den Mundsaum bis zu
2 cm empor und drückt den Rand an der Ver-
bindungsstelle stark einwärts. Der Boden ist
innen schön gerundet und graphitiert mit deutlich
wahrnehmbaren Spatelspuren. Ein Exemplar (Fig. 8)
zeichnet sich durch einen Doppelhenkel aus,1) der
sich nur wenig über den Schalenrand erhebt.
Diese Schale zeigt eine auffallend starke Verengung
des Mittelteiles und eine starke Erweiterung des
konischen Halses nach oben. Die Unterscheidung
zwischen Schale und Krügelchen ist bei manchen

Henkel eine ziemlich regelmäßige Bogenlinie.
Fig. 12 hat einen so unregelmäßigen Boden, daß
das Gefäß auf der Seite der starken Randausladung
gegenüber dem Henkel um 1-5 cm aufragt.
In diese Formkategorie gehört dann noch das
einzige ornamentierte Stück dieses Fundes. Es
stellt in seiner einfachen Schönheit und Zierlich-
keit der bronzezeitlichen Keramik ein glänzendes
Zeugnis einer hohen, man kann sagen künstleri-
schen Auffassung aus. Im allgemeinen der Form
der oben beschriebenen Henkelkrügelchen folgend,
zeichnet es sich durch einen kleinen Fußrand aus;
die sonst scharf hervortretende Bauchkante ist
schön abgerundet und in dem an den Hals an-

10 11 12
Fig. 10—12 Henkelkrügelchen
10 Durchmesser am Rand 10'5, am Boden 4'5, Höhe 10 cm; 11 9'5, 5, 8—9'5 cm; 12 9'5, 4, 9 cm


Exemplaren mehr oder weniger subjektiv. Die
Gefäße dieser Gattung mit höherem Halse seien
als Henkelkrügelchen im folgenden beschrieben:
2. Fig. 9 und 10 stellen sehr fein profilierte,
schön graphitierte Henkelkrügelchen dar. Der Hals
ist bei Fig. 9 fast zylindrisch und nur der Mund-
saum ist wenig ausladend. Der Henkel setzt an
der Bauchkante geradlinig an, um in einer ele-
ganten, leichten Knickung den Gefäßrand, 1'5 cm
über ihn sich erhebend, zu erreichen. Fig. 10 ist
eine unregelmäßigere Arbeit, der Rand stark aus-
ladend, mit flach hervortretendem Wulst. Der
Henkel verdickt sich an der Stelle der Knickung.
Der Boden liegt nicht genau in der Mitte, daher
steht das Gefäß etwas schief.
Bei Fig. 11 und 12 beschreiben die niederen,
an der Randverbindungsstelle stark verdickten
*) Siehe Hoernes Mitteil. d. präh. Komm. I 97 und
Urgeschichte des Menschen 403 (Bronzegefäß aus Schleswig-
Holstein).

schließenden Teil vertikal kanneliert.1) Der vier
kantige Henkel steigt über den weit ausladenden
Mundsaum, an der Verbindungsstelle ihn etwas hin-
aufziehend, empor. Der Henkel ist schief angesetzt
worden, wie ich dafür halte: mit Absicht. Der
Töpfer wurde dieser schiefen Stellung auch in der
Kannelierung gerecht, die an der unteren Ansatz-
stelle des Henkels dessen Richtung akzeptiert.
Geschah aber das schiefe Ansetzen unabsichtlich,
so hat sich der Töpfer mit gutem Geschmack zu
helfen gewußt.
Jedenfalls drückt sich in der Auffassung eine
bemerkenswerte Selbständigkeit des Erzeugers aus.
Der Hals steigt zuerst in gleicher Rundung empor,
um im obersten Drittel in weiter Ausladung der
unteren Ausbauchung ein Gegengewicht zu bieten
und die Verengung des Mittelteiles noch kräftiger
hervortreten zu lassen. Dieses Gefäß ist in gleicher
Manier wie die anderen Stücke dieser Gruppe sehr
b Vgl. Rzehak Jahrbuch d. Z. K. II (1904) 1 Fig. 1.
 
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