Carnuntina
Von Wilhelm Kubitschek
1. Inschriftsteine aus Carnuntum
Unlängst wurde mir ein altes Quartblatt zur
Verfügung gestellt — ich trat es an die Biblio-
thek des kunsthistorischen Hofmuseums ab —,
das von Franz Fidelis Wachter, in den Jahren
1816 bis 1834 (f) Kustos am Wiener k. k. Münz- und
Antiken-Kabinett, augenscheinlich auf einem Aus-
fluge nach Deutsch-Altenburg und Hainburg, ver-
mutlich zwischen den Jahren 1816 und 1823,1) mit
Bleistift beiderseits beschrieben worden ist. Es
enthält Kopien von neun Inschriftsteinen (acht
lateinischen, einem griechischen) und von einem
Ziegelstempel.
Das Blatt ist vor dem Gebrauch zweimal ge-
faltet worden, so daß es wie ein kleines Notiz-
buch bequem in der Rocktasche Platz fand. Seine
Vorderseite enthält auf einem der so entstandenen
Viertel folgende Kopien dreier (mit 1 bis 3 ge-
zählter) Inschriften:
„ 1 und 2 beym Bauer Alberstetter“ (so glaube
ich den Namen2) lesen zu dürfen) und „1. 2 Sand-
stein, gefunden auf dem Burg-
feld, y4 St. südlich v. D. Alten-
burg·“.
I(pvi) o(ptiwio) m(aximo)
Aur(elius) It[t\o
tub(iceri)
s(ph’it) leibens) in(erito)
Fig.78
b Vgl. Sp. 111 Anm. 3 und Sp. 126.
2) Konservator Bortt.ik, Kustos des Museums in
Deutsch-Altenburg, hatte die Güte, auf eine an ihn ge-
richtete Frage brieflich zu antworten: „Richtig wohl Alm-
städter. Ein Josef Almstädter, Sohn des Sebastian Alm-
Zu Z. 2 Itto vgl. CIL III 4784 (Virunum) und
5242 (Celeia); üblicher ist die Form Ittu. Ί,. 3 scheint
Wachter T, nicht I geschrieben zu haben; tubicen
allein und ohne Beziehung zum Truppenkörper,
in dem er dient, und an einer Stelle, wo diese
Beziehung sich nicht von selbst aus dem örtlichen
Zusammenhang ergeben konnte, zeigt die Inschrift
CIL IX 5065 [C.] Caesius [C. /.] Vel(ina\ tubice[n\1')
,ό I. ΟΓΊ
c^nvi 1V6
5£/V£C/o
G. V- L·. 5 J
S(oli) i{nvicto) d(eo)
Q(uintus) Lw\inl\us
Senecio
vettgranus) Kggionis) XIIII
g^eminae) v^otum) Igbens)
s(plvl)t
Randnotiz: Q. l/y/A/5
Fig. 79
Z. 2 hat Wachter zuerst IIVI/IVS abgeschrieben,
dann flV/MS an den Rand notiert; vermutlich
wollte er — sonst würden die beiden Kopien
zu stark voneinander abweichen — flVAIVS
Städter, heiratete am 5. November 1820 (Trauungsmatrikel
der Pfarre Deutsch-Altenburg). Sonst findet sich um diese
Zeit kein Name ähnlichen Klanges. Gegenwärtig findet
sich dieser Name in Deutsch-Altenburg nicht, wohl aber
in Wildungsmauer und Scharndorf.“
x) Mommsen bezweifelt allerdings in den Indices zu
CIL IX p. 769 den militärischen Charakter dieses Tubicen;
aber wenn wir uns auch durch diesen Zweifel bestimmen
lassen, bleiben Fälle anderer Chargenbezeichnungen — so-
wohl solcher, die zugleich dem Sprachgebrauche des ge-
wöhnlichen Lebens angehören, als rein militärischer — ohne
ausdrückliche Beziehung auf den zugehörigen Truppen-
körper.
Von Wilhelm Kubitschek
1. Inschriftsteine aus Carnuntum
Unlängst wurde mir ein altes Quartblatt zur
Verfügung gestellt — ich trat es an die Biblio-
thek des kunsthistorischen Hofmuseums ab —,
das von Franz Fidelis Wachter, in den Jahren
1816 bis 1834 (f) Kustos am Wiener k. k. Münz- und
Antiken-Kabinett, augenscheinlich auf einem Aus-
fluge nach Deutsch-Altenburg und Hainburg, ver-
mutlich zwischen den Jahren 1816 und 1823,1) mit
Bleistift beiderseits beschrieben worden ist. Es
enthält Kopien von neun Inschriftsteinen (acht
lateinischen, einem griechischen) und von einem
Ziegelstempel.
Das Blatt ist vor dem Gebrauch zweimal ge-
faltet worden, so daß es wie ein kleines Notiz-
buch bequem in der Rocktasche Platz fand. Seine
Vorderseite enthält auf einem der so entstandenen
Viertel folgende Kopien dreier (mit 1 bis 3 ge-
zählter) Inschriften:
„ 1 und 2 beym Bauer Alberstetter“ (so glaube
ich den Namen2) lesen zu dürfen) und „1. 2 Sand-
stein, gefunden auf dem Burg-
feld, y4 St. südlich v. D. Alten-
burg·“.
I(pvi) o(ptiwio) m(aximo)
Aur(elius) It[t\o
tub(iceri)
s(ph’it) leibens) in(erito)
Fig.78
b Vgl. Sp. 111 Anm. 3 und Sp. 126.
2) Konservator Bortt.ik, Kustos des Museums in
Deutsch-Altenburg, hatte die Güte, auf eine an ihn ge-
richtete Frage brieflich zu antworten: „Richtig wohl Alm-
städter. Ein Josef Almstädter, Sohn des Sebastian Alm-
Zu Z. 2 Itto vgl. CIL III 4784 (Virunum) und
5242 (Celeia); üblicher ist die Form Ittu. Ί,. 3 scheint
Wachter T, nicht I geschrieben zu haben; tubicen
allein und ohne Beziehung zum Truppenkörper,
in dem er dient, und an einer Stelle, wo diese
Beziehung sich nicht von selbst aus dem örtlichen
Zusammenhang ergeben konnte, zeigt die Inschrift
CIL IX 5065 [C.] Caesius [C. /.] Vel(ina\ tubice[n\1')
,ό I. ΟΓΊ
c^nvi 1V6
5£/V£C/o
G. V- L·. 5 J
S(oli) i{nvicto) d(eo)
Q(uintus) Lw\inl\us
Senecio
vettgranus) Kggionis) XIIII
g^eminae) v^otum) Igbens)
s(plvl)t
Randnotiz: Q. l/y/A/5
Fig. 79
Z. 2 hat Wachter zuerst IIVI/IVS abgeschrieben,
dann flV/MS an den Rand notiert; vermutlich
wollte er — sonst würden die beiden Kopien
zu stark voneinander abweichen — flVAIVS
Städter, heiratete am 5. November 1820 (Trauungsmatrikel
der Pfarre Deutsch-Altenburg). Sonst findet sich um diese
Zeit kein Name ähnlichen Klanges. Gegenwärtig findet
sich dieser Name in Deutsch-Altenburg nicht, wohl aber
in Wildungsmauer und Scharndorf.“
x) Mommsen bezweifelt allerdings in den Indices zu
CIL IX p. 769 den militärischen Charakter dieses Tubicen;
aber wenn wir uns auch durch diesen Zweifel bestimmen
lassen, bleiben Fälle anderer Chargenbezeichnungen — so-
wohl solcher, die zugleich dem Sprachgebrauche des ge-
wöhnlichen Lebens angehören, als rein militärischer — ohne
ausdrückliche Beziehung auf den zugehörigen Truppen-
körper.