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J. Bayer Eine Töpferei aus der Bronzezeit bei Herzogenburg
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Fig. 13 Kanneliertes Henkelkrügelchen; Durchmesser am
Rand 9 cm, der mittleren Halsrundung 5‘5 cm, des Bauch-
wulstes 8 cm, am Fuß 4·7 cm, Höhe 11 cm
schön graphitiert; es ist eine silbern schimmernde
Graphitschichte, die entweder auf dem ungebrannten
Gefäß als dünner Überzug aufgetragen wurde oder
durch Glätten der Oberfläche des stark graphithalti-
genTones mit den nassenFingern entstand. Die Kon-
sistenz des Tonmaterials ist hier die denkbar beste;
es ist sehr feiner, geschwemmter Ton, der an der
Bruchstelle stets dunkelschwarz und sehr homogen
erscheint. Durchweg gut gebrannt, zeigen diese
Erzeugnisse eine Festigkeit, wie sie der Hallstatt-
keramik nicht im entferntesten eigen ist. Die
Graphitierung ist im Gegensatz zu jener eine vor-
Fig. 14 Krügelchen; Durchmesser am Rand 7 cm, am
Bauch 9 cm, am Boden 5 cm, Höhe 7 cm
Jahrbuch der k. k. Zentral-Kommission IV x, 1906
zügliche zu nennen, indem die Flächen auch an-
gefeuchtet nicht abfärben. Man muß in dieser Be-
ziehung einen Rückschritt der ersten Eisenzeit
gegenüber dieser Bronzezeitkultur konstatieren.
Einige Krügelchen entsprechen dem sehr
häufigen Bronzezeitgefäßtypus mit einfacher Bauch-
kante.
Fig. 15
Wirbelknochen mit Schleifflächen; χ/2 n. Gr.
3. In diese Gruppe gehören ferner die schönen,
hoch gehenkelten Töpfe oder hochwandigen Schüs-
seln,1) die sich wie Vergrößerungen der oben be-
schriebenen Henkelschalen ausnehmen. Auch hier
findet man den scharfkantigen Bauchwulst und die
zierlich geschwungenen, hohen Henkel. Diese
Gefäßgröße entspricht am besten den metallenen
Vorbildern, deren Glanz der schimmernde Graphit-
überzug ersetzen sollte. Die Gefäße waren mit
Holzspatel oder geschliffenem Stein fein geglättet
worden, aber auch mit Knochen,2) wie die Schleif-
flächen eines in der Aschenschicht gefundenen
Wirbelknochens deutlich zeigen.
Fig. 16 Becher; x/2 n. Gr.
b Bei geringer Halshöhe und großem Randdurch-
messer verdienen sie eher die Bezeichnung Schüsseln als
Töpfe.
2) Ähnlich Μ. Hoernes a. Ο. I (190) 21 fg. Fig. 9 (aus
Hippersdorf); ferner Kaindl ebd. 40.
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J. Bayer Eine Töpferei aus der Bronzezeit bei Herzogenburg
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Fig. 13 Kanneliertes Henkelkrügelchen; Durchmesser am
Rand 9 cm, der mittleren Halsrundung 5‘5 cm, des Bauch-
wulstes 8 cm, am Fuß 4·7 cm, Höhe 11 cm
schön graphitiert; es ist eine silbern schimmernde
Graphitschichte, die entweder auf dem ungebrannten
Gefäß als dünner Überzug aufgetragen wurde oder
durch Glätten der Oberfläche des stark graphithalti-
genTones mit den nassenFingern entstand. Die Kon-
sistenz des Tonmaterials ist hier die denkbar beste;
es ist sehr feiner, geschwemmter Ton, der an der
Bruchstelle stets dunkelschwarz und sehr homogen
erscheint. Durchweg gut gebrannt, zeigen diese
Erzeugnisse eine Festigkeit, wie sie der Hallstatt-
keramik nicht im entferntesten eigen ist. Die
Graphitierung ist im Gegensatz zu jener eine vor-
Fig. 14 Krügelchen; Durchmesser am Rand 7 cm, am
Bauch 9 cm, am Boden 5 cm, Höhe 7 cm
Jahrbuch der k. k. Zentral-Kommission IV x, 1906
zügliche zu nennen, indem die Flächen auch an-
gefeuchtet nicht abfärben. Man muß in dieser Be-
ziehung einen Rückschritt der ersten Eisenzeit
gegenüber dieser Bronzezeitkultur konstatieren.
Einige Krügelchen entsprechen dem sehr
häufigen Bronzezeitgefäßtypus mit einfacher Bauch-
kante.
Fig. 15
Wirbelknochen mit Schleifflächen; χ/2 n. Gr.
3. In diese Gruppe gehören ferner die schönen,
hoch gehenkelten Töpfe oder hochwandigen Schüs-
seln,1) die sich wie Vergrößerungen der oben be-
schriebenen Henkelschalen ausnehmen. Auch hier
findet man den scharfkantigen Bauchwulst und die
zierlich geschwungenen, hohen Henkel. Diese
Gefäßgröße entspricht am besten den metallenen
Vorbildern, deren Glanz der schimmernde Graphit-
überzug ersetzen sollte. Die Gefäße waren mit
Holzspatel oder geschliffenem Stein fein geglättet
worden, aber auch mit Knochen,2) wie die Schleif-
flächen eines in der Aschenschicht gefundenen
Wirbelknochens deutlich zeigen.
Fig. 16 Becher; x/2 n. Gr.
b Bei geringer Halshöhe und großem Randdurch-
messer verdienen sie eher die Bezeichnung Schüsseln als
Töpfe.
2) Ähnlich Μ. Hoernes a. Ο. I (190) 21 fg. Fig. 9 (aus
Hippersdorf); ferner Kaindl ebd. 40.
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