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Österreich / Zentral-Kommission für Erforschung und Erhaltung der Kunst- und Historischen Denkmale [Hrsg.]
Jahrbuch der K. K. Zentral-Kommission für Erforschung und Erhaltung der Kunst- und Historischen Denkmale — NF. 4.1906

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Nr. 4
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Tietze, Hans: Johann Michael Rottmayr
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https://doi.org/10.11588/diglit.47869#0228
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Η. Tietze Johann Michael Rottmayr


Fig. 48 Rottmayr, Deckenfresko in der Residenz in Salzburg

gutte qualitätundaigenschaftzuacquirieren.“ Trotz-
dem hat unser Künstler nicht nur von dem italia-
nisierten Münchner gelernt, sondern daneben auch
andere Anregungen aus gleichzeitiger und älterer
venezianischer Kunst empfangen. Sein Hauptlehrer
Johann Carl Loth, Carlotto genannt, Sohn des
Münchner Malers Ulrich Loth und der Tochter
Livia des Bildhauers Hans Krumpner, ist 1632
in München geboren; er lernte zuerst bei seinem
Vater, dann bei Pietro Liberi in Venedig, wo er
seit seiner Lernzeit lebte, aber erst seit 1687 in den
Büchern der fraglia erscheint und am 6. Oktober
1698 starb.1) Als Lehrer erfreute sichLoth,besonders
1) Zu dem zerstreuten Material über Loth, das wohl
einer gelegentlichen Zusammenstellung wert wäre, möchte
ich heute nur folgendes hinzufügen: „Vorschlag zu histo-
rischen Gedenktafeln für das Gebäude der bayrischen Hypo-
theken- und Wechselbank“ im Münchener Stadtarchiv. Da-
selbst, Ratsprotokolle 166. Das T estament L 01 h s, das Lipowsky
vielleicht gekannt hat, ist im Staatsarchiv in Venedig.

bei nordischen Kunstbeflissenen, einer ganz beson-
deren Beliebtheit; Seiter, Pascoli, Rottmayr,
Peter Strudl, Ambrogio Bono, Haiwachs,
Santi Prunati, Jacob van der Meer, Turriani
werden als seine Schüler genannt. Außer seiner
persönlichen Liebenswürdigkeit — die wir aus den
fürsorglichen Bestimmungen seines Testamentes
herauslesen können — mochte ihn sein Eklektizis-
mus als Lehrer empfehlen. Über seinen Stil urteilt
Lanzi ganz richtig, daß Loth von seinem Lehrer
Liberi keinen Einfluß erfahren habe; die Schulung,
die er von seinem Vater, dem Schüler Carlo Sara-
cenis, empfangen hatte, bewahrte ihn, gerade dort
seinem zweiten Lehrer nachzueifern, wo dessen Ein-
fluß sonst der breiteste war, im Kolorit; dieses
Caravaggeske blieb die Grundlage seines Schaffens,
aber das hat nicht gehindert, daß er sich der Ein-
wirkung einer ganzen Reihe von Künstlern nicht
zu entziehen vermochte. Das nordische Element in

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