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Österreich / Zentral-Kommission für Erforschung und Erhaltung der Kunst- und Historischen Denkmale [Editor]
Jahrbuch der K. K. Zentral-Kommission für Erforschung und Erhaltung der Kunst- und Historischen Denkmale — NF. 4.1906

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Nr. 4
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Tietze, Hans: Johann Michael Rottmayr
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https://doi.org/10.11588/diglit.47869#0230
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89

Η. Tietze Johann Michael Rottmayi

90

Fig. 50 Albani, Deckenbild im Palazzo Verospi in Rom


von S. Pietro in Castello; die Komposition macht
offenkundige Entlehnungen bei Paris Bordones
berühmtem Akademiebild, aber daneben verraten
Einzelheiten, wie die akademische Abrundung durch
Füllgruppen in den Ecken die bolognesische
Schulung, deren reines Produkt Bilder wie etwa
die Kreuzigung in S. Fava sind.
Neben diesem akademischen Element in der
Komposition erfährt auch die Farbengebung aller-
hand Veränderungen; an Stelle der silbrigen und gol-
digen Töne von früher macht sich bei einer Gruppe
von Malern mehr und mehr ein branstig rotes
Kolorit bemerkbar, das, wie ich glaube, von Padua
herkommt und das der Padovanino in Venedig
eingebürgert hat;x) als bestes Beispiel sei hier nur
das Meisterwerk des Padovanino, S. Liberale be-
freit zwei zum Tode Verurteilte, im Carmine ge-
Siehe neuerdings über ihn ein einen allerdings sehr
ungenügenden Aufsatz von Virgilio Brocchi, 11 Padovanino,
in Atti del R. Istituto Veneto die Scienze, Lettere ed Arti,
1899/1900, S. 519.

nannt. Im Anschluß an ihn ist es Liberi, ein seltsamer
Abenteurer, der von seinen Zeitgenossen zu den
ersten Meistern gezählt wurde, der diesem rötlichen
Kolorit noch mehr Verbreitung verschafft hat.1)
Auch andere Künstler sind gleichzeitig bestrebt,
sich wieder koloristischen Problemen zuzuwenden,
die sich einige Zeit lang mit der bolognesisch aka-
demischen Formengebung in Einklang bringen
lassen; so Sebastiano Ricci, der diesen Formen
durch starke Anlehnung anCaravaggio neues Leben
zuführen will, wie etwa die thronende Madonna
in S. Giorgio Maggiore oder die hl. Helena in
S. Rocco beweisen. Ein anderer und fruchtbarerer
Einfluß wird dem Piazzetta vonseiten der Kunst
zuteil, die unter allen italienischen Schulen des
XVII Jh. die stärksten Persönlichkeiten und Talente
aufweist, der genuesischen. Am schlagendsten wird
einem das klar, wenn man Piazzettas prachtvolles
Genrebild in der Akademie in Venedig betrachtet
B Vgl. Liberis Kreuzfindung in S. Moise, seine Decken-
bilder bei den Gesuiti und den Scalzi usw,
 
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