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Deutsches Archäologisches Institut [Hrsg.]; Archäologisches Institut des Deutschen Reiches [Hrsg.]
Jahrbuch des Deutschen Archäologischen Instituts: JdI — 14.1899

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Wolters, Paul: Vasen aus Menidi, 2
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https://doi.org/10.11588/diglit.41309#0145
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Wolters, Vasen aus Menidi. II. jßß

sich heraussteilen sollte, dafs sie und die genannten kolossalen Dipylongefäfse anders
zu beurteilen sind, würde ihre Ausschliefsung unsere Folgerungen nicht beein-
trächtigen.
Die Funde vom Kuppelgrab bei Menidi lehren, dafs der dortige Kult von
der mykenischen Epoche an ununterbrochen gedauert hat. Das ist eine für die
Beurteilung der mykenischen Zeit in Attika nicht unwichtige Thatsache56. Der
Kult hört im fünften Jahrhundert auf; Reste die jünger wären als der ausgebildete
rotfigurige Stil fehlen durchaus (Kuppelgrab S. 50). Aber der Kult ist nicht langsam
erloschen und in Folge mangelnder Pietät in immer zunehmender Ärmlichkeit er-
storben; grade einige der jüngsten Gefäfse (vgl. Nr. 4 und 80) gehören zugleich zu
den allerstattlichsten ihrer Art. Ich glaube, dafs wir deshalb ein Recht zu der
Annahme haben, der Kult sei durch ein äufseres Ereignifs plötzlich unterbrochen
worden. Als ein solches Ereignifs würde sich der peloponnesische Krieg wie von
selbst darbieten. Im archidamischen Krieg war Acharnai vom Feinde besetzt und
verwüstet, seine Bewohner sicher geflohen, und auch während der Besetzung
Dekeleias durch die Spartaner wird ein ähnlicher Zustand dort geherrscht haben.
In diesen Zeiten ist der Fleroenkult zu Grunde gegangen, der seit der mykenischen
Epoche hier bestanden hatte, und dessen einzige Reste für uns die Scherben bilden,
deren Zeugnifs zu verstehen und zu nutzen ich versucht habe.
Athen, Juni 1899. Paul Wolters.

56) Dafs auch in Mykene Heroenkult an die alten
Gräber sich angeschlossen habe, hat man aus
der Scherbe mit dem Namen des Heros (I. G. A.
29) geschlossen (Furtwängler und Loeschcke,
Mykenische Vasen S. 52) ebenso wie aus dem
Vorkommen jüngerer, besonders geometrischer

Vasenscherben in dem Gang des einen Kuppel-
grabes (des sogenannten der Klytaimestra). Aber
dies, Vorkommen will Tsundas (Μυκήναι S. 133.
140) durch eine gewaltsame Öffnung und Be-
raubung erklären.
 
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