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Deutsches Archäologisches Institut [Hrsg.]; Archäologisches Institut des Deutschen Reiches [Hrsg.]
Jahrbuch des Deutschen Archäologischen Instituts: JdI — 33.1918

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Klein, Wilhelm: Mikon und Panainos, Mikon und Paionios
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https://doi.org/10.11588/diglit.44572#0013
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Wilhelm Klein, Mikon und Panainos, Mikon und Paionios.

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aus Kolchis handle. Daß die Darstellung die Leichenspiele für Pelias enthalte,
habe ich ausgesprochen und hat Benndorf1) weiter ausgeführt. Robert meint, Akas-
tos könne doch zu Wagen in Begleitung seiner Schwester zu den am Ufer ver-
sammelten Argonauten hinzugekommen sein, und versucht eine genauere Vorstel-
lung der gesamten Komposition zu geben. Ganz entschieden spricht er sich ge-
gen die Annahme der Leichenspiele für Pelias aus. Da müsse Akastos Preisrich-
ter sein, wie bei den entsprechenden Darstellungen auf der Kypsele und der mit
dieser so eng zusammengehörigen korinthischen Vase. »Ein Preisrichter zu Wagen
ist selbstverständlich ein Unding.« Demgegenüber darf man doch fragen, ob die
Vorstellung von diesen Leichenspielen in der Zeit Mikons etwa die gleiche gewe-
sen sein könnte wie die in der Zeit des Dipoinos und Skyllis. Und gar die Pelia-
den sind als zärtliche Schwestern nicht an ihrem Platz. Schon die Art, wie sie
Pausanias später erwähnt, als er bei ihren Gräbern in der Fremde den tragischen
Ausgang ihrer Leichtgläubigkeit erzählt, sieht wie ein Nachtrag zu der Stelle der
Atthis aus, auf die sie auch zurückgreift, indem sie Mikon als den einzigen nennt,
der ihnen Namen gab, was doch auf die Rolle, die sie in seinem Bilde spielten,
einen Rückschluß gestattet. In der Darstellung des Orvietaner Kraters einen Aus-
zug aus diesem Bilde zu sehen, ist doch gewagt, wenn gerade die wenigen Dinge,
die wir von dem mikonischen Gemälde erfahren, hier durch ihre Abwesenheit
glänzen. Ich will nun von dem gleichen Rechte, das sich Robert nimmt, Gebrauch
machen und meiner Phantasie über das mikonische Bild freien Lauf gestatten, nur
zu dem Zwecke, die Deutung, die ich vertrete, anschaulich zu machen. Das Grab-
mal des Pelias bildet den Mittelpunkt der Handlung. Die Totenopfer werden von
den unfreiwilligen Mörderinnen, den Töchtern, in tiefer Trauer gebracht, neben
ihnen Medea, die Anstifterin, die ihren Triumph zur Schau trägt. Jason, der mit
Ruhm bedeckte Prätendent, hat nun, da das Orakel in Erfüllung gegangen ist, die
legitime Herrschaft angetreten und die Leichenspiele für seinen Vorgänger sind
im Beginne. Von den vorfahrenden Quadrigen ist die des Peliassohnes Akastos
die schönste, aber es stehen noch andere zur Abfahrt bereit, sobald ’das Zeichen
gegeben ist. Mit einem Wort, ich denke mir die Schöpfung als malerisches Seiten-
stück zum Ostgiebel des olympischen Zeustempels.
Aber die bekämpfte Deutung des Orvietaner Kraterbildes besteht ja
nicht mehr zu Recht. Es hat Hauser in ihm eine Art Apotheose der Mara-
thonschlacht gesehen, und damit Zustimmung gefunden2), die diese Deutung nicht
glaubwürdiger macht. Der Vorgang, den der Künstler dargestellt hat, ist klar aus-
gedrückt, wenn auch die Namen der handelnden Personen, mit Ausnahme der
göttlichen, unklar bleiben. Es handelt sich darum, Herakles zu der Teilnahme an
einem Kriegszuge zu überreden, der unter dem Schutze der Athena vor sich
geht. In dieser Formel lösen sich sämtliche Schwierigkeiten. Wer der gewaffnete

') Arch. epigr. Mitt, aus Österreich XII, S. 98,
Benndorf, Gjölbaschi S. 166. Behn, Die ficoro-
nische Cista, S. 66, stimmt sowohl Robert wie
seinen Gegnern zu, indem er die Peliastöchter für

die Leichenspiele des Pelias reserviert und vom
Bilde im Anakeion trennt. Diese Probe enthebt
uns der weiteren Nutzung.
») A. a. O. Text II, S. 246 ff.
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