J. Six, Die Mänaden des Skopas.
41
obgleich dieser einen tändelnden Tanz ausführt, jene einem tollen Wirbel sich
ergibt.
Dabei steht der Hermaphrodit fest auf dem rechten Fuß, und da sich dieser
Stand bei einer weiter unten zu besprechenden Mänade des Skopas wiederfindet,
habe ich die Frage erwogen, ob wir auch vielleicht besser die Mänade auf dem
ganzen Fuß statt auf der Spitze hätten stehen lassen sollen. Werner hat diese
Frage sofort unbedingt verneint, mit
dem Hinweis auf unsere Vorlage,
wo das Standbein bloß mit dem
Fußballen auflag. Dazu kam die
Schwierigkeit, wenn nicht Unmög-
lichkeit, danach die Draperie um-
zugestalten. Auch scheint mir dieser
Stand zu den fließenden Linien des
Ganzen weniger passend und läßt
sich endlich wohl der einen noch
eine andere skopasische Mänade ent-
gegenhalten.
Weiter haben wir dann, weil
der Stand in Vorderansicht zu sehr
Pose blieb und keine Bewegung
ausdrückte, die ganze Figur mehr
nach ihrer linken Seite Überhängen
lassen. Das in Ruhe stehende Modell
konnte selbstverständlich diese Hal-
tung nicht annehmen. Diese ist aber
statisch vollkommen berechtigt durch
den Schwung der Bewegung und das
Gegengewicht des Tierkörpers in der
Rechten, künstlerisch durch feines
Ebenmaß der Massen und vor allem
durch den erreichten Eindruck des
Tanzes.
Noch
der Mänade
hatte ich gedankenlos
ein Messer in die leere
Abb. 2. Rekonstruktionsversuch.
Hand gegeben, bis ich mir vergegenwärtigte,
daß sie es in der linken hielt.
Daß sie keins haben darf und keins haben kann,
wird sich bald zeigen.
Am meisten Mühe machte das Kleid. Der Torso zeigt nur noch eng an-
liegende Falten, worin man gerade noch die bewegliche Fütterung spürt, die
skopasischen Faltenwurf am eigentlichsten charakterisieren dürfte; das Reliefchen
hat die nämlichen strengen Linien, die sich plötzlich aufblähen zu einer breiten
fächerförmigen Basis.
Werner wußte seine Vorlage anfangs nicht zu verstehen, und ich habe selber
41
obgleich dieser einen tändelnden Tanz ausführt, jene einem tollen Wirbel sich
ergibt.
Dabei steht der Hermaphrodit fest auf dem rechten Fuß, und da sich dieser
Stand bei einer weiter unten zu besprechenden Mänade des Skopas wiederfindet,
habe ich die Frage erwogen, ob wir auch vielleicht besser die Mänade auf dem
ganzen Fuß statt auf der Spitze hätten stehen lassen sollen. Werner hat diese
Frage sofort unbedingt verneint, mit
dem Hinweis auf unsere Vorlage,
wo das Standbein bloß mit dem
Fußballen auflag. Dazu kam die
Schwierigkeit, wenn nicht Unmög-
lichkeit, danach die Draperie um-
zugestalten. Auch scheint mir dieser
Stand zu den fließenden Linien des
Ganzen weniger passend und läßt
sich endlich wohl der einen noch
eine andere skopasische Mänade ent-
gegenhalten.
Weiter haben wir dann, weil
der Stand in Vorderansicht zu sehr
Pose blieb und keine Bewegung
ausdrückte, die ganze Figur mehr
nach ihrer linken Seite Überhängen
lassen. Das in Ruhe stehende Modell
konnte selbstverständlich diese Hal-
tung nicht annehmen. Diese ist aber
statisch vollkommen berechtigt durch
den Schwung der Bewegung und das
Gegengewicht des Tierkörpers in der
Rechten, künstlerisch durch feines
Ebenmaß der Massen und vor allem
durch den erreichten Eindruck des
Tanzes.
Noch
der Mänade
hatte ich gedankenlos
ein Messer in die leere
Abb. 2. Rekonstruktionsversuch.
Hand gegeben, bis ich mir vergegenwärtigte,
daß sie es in der linken hielt.
Daß sie keins haben darf und keins haben kann,
wird sich bald zeigen.
Am meisten Mühe machte das Kleid. Der Torso zeigt nur noch eng an-
liegende Falten, worin man gerade noch die bewegliche Fütterung spürt, die
skopasischen Faltenwurf am eigentlichsten charakterisieren dürfte; das Reliefchen
hat die nämlichen strengen Linien, die sich plötzlich aufblähen zu einer breiten
fächerförmigen Basis.
Werner wußte seine Vorlage anfangs nicht zu verstehen, und ich habe selber