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Deutsches Archäologisches Institut [Hrsg.]; Archäologisches Institut des Deutschen Reiches [Hrsg.]
Jahrbuch des Deutschen Archäologischen Instituts: JdI — 33.1918

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Bieber, Margarete: Der Chiton der ephesischen Amazonen
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https://doi.org/10.11588/diglit.44572#0085
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Margarete Bieber, Der Chiton der ephesischen Amazonen.

5. Jahrhunderts. Auch nicht nur wegen der unleugbar gleichen Stilisierung des
Chitons über dem rechten Schenkel mit der entsprechenden Partie an der sicher
phidiasischen Athena Medici und der gleichen Faltcnbehandlung am Chiton der sitzen-
den Athena auf der östlichsten Nordmetope sowie an der von einem Kentaur fortge-
schleppten Frau auf der Südmetope des Parthenon ■). Sondern wegen des echt phidiasi-
schen Geistes, der in diesem Meisterwerk sich manifestiert hat. Es herrscht eine voll-

kommene, harmonische Einheit von Inhalt und Form, bei der weder dem Motiv noch
der Form Zwang angetan ist, wie ersteres bei der Berliner, letzteres bei der kapito-
linischen Amazone geschehen ist. Die reich bewegte Gestalt ist in einen fest geschlosse-

nen Rahmen hereinkomponiert (vgl. die Natter -
sche Gemme Abb. 14 mit Tafel II Fig. 2) 2).
Ebenso sind die sachgemäß angeordneten Motive
des Chitons bei schönster, reichster und ver-
schiedenartigster Behandlung der Falten wie an
den »Tauschwestern« des Parthenon-Ostgiebels
zu einem einheitlichen Gesamteindruck zu-
sammengefaßt. Die gleichen Eigenschaften
müssen wir an dem Kopf erwarten, der bisher
nur durch die dekorativ umgestaltete, stilistisch
wertlose Stützfigur von Luku (Abb. 15) 3) be-
kannt ist, zumal Lukian (imag. 6) sie wegen
στόματος αρμογήν και τον αυχένα bewundert. Wenn
derselbe geistreiche Schriftsteller (a. a. 0. 4) die
Amazone des Phidias als την έπερειδομένην τώ
δορατίω bezeichnet, so ist damit die matteische
Amazone nach Ausweis der Natterschen Gemme
(Abb. 14) ebenso prägnant charakterisiert wie
die kapitolinische Amazone durch das Beiwort
volnerata, das Plinius der des Kresilas gibt.


Abb. 14. Verschollene Gemme mit Ama-

zone des Typus Mattei.

>) Michaelis Süd XXIX und Nord XXXII. Collig-
non, Le Parthenon PI. 35 u. 40. A. H. Smith,
Sculptures of the Parthenon PI. 23, I und 25, I
Schrader, Österr. Jahresh. XIV 1911, 22 f. Fig. 24
erklärt die sitzende Göttin für Hera, die heran-
schreitende für Athena. Doch ist für Athena das
Sitzen auf Felsen (z. B. Metope von Olympia),
für Hera das Ausbreiten des großen Mantels (z. B.
Metope von Selinunt) typischer.
2) Abb. 14 nach Natter, Traite de la m£th. ant. de
graver en pierres fines PI. XXXI. Klein, Öster-
reichische Jahreshefte XVIII 1915, 30 f. Abb. 9
bis 11, publiziert eine Rekonstruktion der mattei-
schen Amazone, die schon deswegen falsch ist,
weil sie diesen Rahmen verbiegt. Daß sie un-
möglich ist, beweist die Tatsache, daß an der

' kapitolinischen Replik (Tafel II Fig. 4) die linke
Hand mit dem senkrecht gehaltenen Schaftstück
antik ist. Der von Klein aufgesetzte Kopf ist
nicht nur deswegen abzulehnen, weil er nicht mit
der Stützfigur von Luku (Abb. 15) übereinstimmt,
und weil sein Typus der Entstehung nach älter
ist als die Statue, sondern auch, weil ein unter-
lebensgroßer Kopf nicht zu einer überlebens-
großen Statue gehören kann. Vgl· den Kopf des
wohlproportionierten Mädchens, das in Tafel II
Fig. 2 genau die Stellung der Natterschen Gemme
eingenommen hat.
2) Expedition de Moree III PI. 88. Durm, Baukunst
der Griechen 3 361 Abb. 353. Amelung, Skulpt.
vat. Mus. II 459 zu Galeria delle statuc Nr. 265.
Abb. 19 nach Phot. d. Athener Instituts Nr. 614.
 
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