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Deutsches Archäologisches Institut [Hrsg.]; Archäologisches Institut des Deutschen Reiches [Hrsg.]
Jahrbuch des Deutschen Archäologischen Instituts: JdI — 33.1918

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Bieber, Margarete: Der Chiton der ephesischen Amazonen
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https://doi.org/10.11588/diglit.44572#0086
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Margarete Bieber, Der Chiton der ephesischen Amazonen.

Keineswegs ist also die matteische Amazone das Werk des Kresilas, wie Noack
(a. a. O. 178 f.) es für möglich hält.
Strongylion, dem Schöll (Philologus 1863, 427) die matteische Amazone, Noack
(a. a. 0. 176 ff.) die Berliner Amazone zuteilen wollten, hat keinen Anteil an diesen
großen Werken. Plinius (XXXIV 82) berichtet von seiner Amazone: Strongylion
(fecit) Amazonemquam ab exccllentia crurum eucnemon appellant, ob id in comitatu
Neronis principis circumlatam.
Daß eine überlebensgroße Bronze-
statue, besonders wenn sie, wie
der Berliner Typus, doch wohl
einen marmornen Pfeiler neben
sich hatte, von jemand auf Reisen
mitgeführt wird, ist selbst für
einen Nero unwahrscheinlich.
Ferner heißt crus wie κνήμη Unter-
schenkel im Gegensatz zu femur
und μηρός. Es kann also auch
nicht, wie Noack annimmt, die
Schönheit der Schenkel durch
die Gewandanordnung absichtlich
betont gewesen sein, da der
Chiton nur die Oberschenkel be-
deckt. Vielmehr müssen die Unter-
schenkel in dem Gesamtbild eine
bedeutende Rolle gespielt haben.
Das ist bei keiner der drei Statuen
der Fall, wohl aber bei der reiten-
den Amazone aus Plerculaneum
(oben Abb. 11), die bereits mehr-
fach für Strongylion in Anspruch
genommen worden ist ’). Die her-
abhängenden, ungleich bewegten
ζνήμαι ziehen hier sofort den Blick
Abb. 15. Kopf der Stützfigur von Luku. auf sich.


Der als Gegenstück zum Doryphoros des Apol-
lonios gearbeitete Bronzekopf in Neapel, den
Furtwängler (Meisterwerke 299 ff. Fig. 40) für
die Amazone des Phidias hielt, stimmt nicht
mit dem Kopfe dei Stützfigur überein, und das
Fehlen von Repliken verbietet, ihn besiimmt für
ein berühmtes Meisterwerk zu halten. Er würde

wie der Torso der matteischen Amazone die beiden
andern Amazonen. Daß der Kopf zur Seite ge-
dreht, nicht wie auf der Natterschen Gemme
geradeaus gerichtet ist, würde sich aus der Ver-
wendung als dekoratives Gegenstück zum Dory-
phoros erklären. Uber den Stil des Kopfes zuletzt
Bulle, Schönei Mensch S. 518 ff. zu Taf. 246 und
Amelung, Österr. Jahresh. XI 1908, 210 f.

sonst vorzüglich passen, sowohl im Stil wie im
Maßstab, der den der beiden andern Amazonen-
köpfe um etwa ebensoviel an Größe übertrifft

’) Friederichs-Wolters Nr. 1781. Furtwängler,
Meisterwerke 303. Gegen die Zuteilung hat sich
Salomon Reinach (Revue archeol. III 1904 I 31 f.)
 
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