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Journal der Goldschmiedekunst: ill. Fachzeitschr. für Juweliere, Gold- u. Silberschmiede u. d. Bijouterie-Industrie ; Zentralorgan für d. Interessen dt. Juweliere, Gold- u. Silberschmiede .. — 28.1907

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Nr. 1
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Zur Hundertjahrfeier der Firma C. Th. Jahr's Söhne in Gera
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Aus der Werkstatt
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https://doi.org/10.11588/diglit.55853#0032
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JOURNAL DER GOLDSCHMIEDEKUNST gg —... -

beschäftigungen waren wohl auch die Ursache, dass die nach
der grossen nationalen Erhebung vom Jahre 1870 und 1871 ein-
setzende gewinnbringende Geschäftszeit von ihm nicht gehörig
ausgenutzt wurde, so dass die Firma, deren Inhaber zudem ein
Feind jedweder Reklame war, hinter jüngeren Konkurrenz-
geschäften etwas zurückblieb. So kam es, dass die beiden
Söhne Otto und Paul Jahr nach des Vaters am 16. August 1884
erfolgten Ableben zwar ein wohlgeordnetes, aber keineswegs
blühendes Geschäft vorfanden, das sie im Namen ihrer Mutter
bis Ende 1885 fortführten und am 1. Januar 1886 auf eigene
Rechnung übernahmen.
Da aber die bisherige Firma nicht handelsgerichtlich einge-
tragen war, liessen die jungen Inhaber der Firma „C. Th. Jahr’s
Söhne“ ins Handelsregister eintragen. Der jüngere Bruder Otto
übernahm die kaufmännische, der ältere Paul die technische
Führung. Letzterer hatte nach beendeter Lehrzeit vier Jahre lang
in Pforzheim gearbeitet und sowohl in der Werkstatt als durch
den Besuch der dortigen Kunstgewerbeschule Fertigkeit und
Geschmack gebildet. So vereinigten sich nun kaufmännische und
technische Berufstätigkeit zu harmonischem Streben, so dass das

Geschäft bald einen erheblichen Aufschwung nahm. Aber trotz
der schönen Erfolge hatte die Firma noch mit mancherlei
Hindernissen und Schwierigkeiten zu kämpfen. Besonders wurde
das Vorwärtsstreben der brüderlichen Unternehmer durch eine
heimtückische schwere Krankheit des jüngeren Inhabers Otto Jahr
bedroht, der dieser denn auch trotz aller aufgewandten Pflege
und kostspieliger Kuren im Anfang des Jahres 1898 erlag. Dies
bedeutete einen herben, unersetzlichen Verlust für das weitere
Fortkommen des Geschäftes. Da aber seit ihrer Verheiratung
die beiden Ehefrauen der Geschäftsinhaber die Arbeit ihrer Gatten
treulich geteilt und sich namentlich für Ein- und Verkauf eine
treffliche Routine angeeignet hatten, so hielt es der überlebende
Bruder für Pflicht, die Schwägerin als tätige Teilhaberin im
Geschäfte weiter wirken und ihren Namen als Mitinhaberin in
das Handelsregister einfragen zu lassen“.
Noch einmal wiederholen wir die schon ausgesprochenen
Wünsche und hoffen, dass die Firma C. Th. Jahr’s Söhne in bis-
heriger Weise rüstig weitergedeihe und es ihren Inhabern vergönnt
ist, noch lange die Früchte eines blühenden Geschäftes und einer
zielbewussten Arbeit zu geniessen.

Aus der Werkstatt.

Silber von Platinabfall zu trennen.
Der gesamte Abfall wird in kleine Stücke geschnitten, rot-
glühend gemacht (um Fett und organische Substanzen zu zerstören)
und dann in Königswasser (3 Teile Salzsäure, 1 Teil Salpeter-
säure) aufgelöst. Platin und alle anderen damit verbundenen
Metalle werden so gelöst, Silber aber als Chlorid in grauer,
schwammiger Pulverform am Boden abgesetzt, dann wird die
Lösung abgezogen, durch Oxalsäure auf etwaigen Goldgehalt
geprüft, welches als feines gelbliches Pulver gefällt wird. Die
anderen Metalle bleiben hierbei unberührt. Das in der Lösung
noch befindliche Platin wird dann durch allmähliches Zusetzen
von Salmiak als gelblichgraues Pulver gewonnen. Diese ver-
schiedenen Fällungen werden mit warmen Wasser ausgewaschen,
getrocknet und durch geeignete Flussmittel (Schmelzmittel) in den
Metallzustand übergeführt.
Platinfällungen müssen aber zuvor noch gereinigt werden und
sind zu diesem Zwecke zuerst zu glühen. Dann werden alle
etwa vorhandenen Stahl- oder Eisenfeilspäne mittelst Magnet
herausgezogen, das übrige in konzentrierte Schwefelsäure getaucht
und solange mit derselben erhitzt, als noch eine Einwirkung der
Schwefelsäure zu beobachten ist; das verbleibende Pulver ist nun
reines Platin.
Heisse Schwefelsäure löst Silber ohne das Platin zu berühren.
Die zur Scheidung des Platins verwendete Flüssigkeit wird nun
mit ebensoviel Wasser verdünnt und daraus das darin enthaltene
Silber vermittelst gesättigter Kochsalzlösung ausgeschieden, die
Kochsalzlösung wird langsam solange zugesetzt, bis keine Aus-
scheidung mehr bemerkbar ist. Nun wird die Flüssigkeit sorg-
fältig abgezogen (filtriert), der Rückstand in warmem Wasser
ausgewaschen, getrocknet und mit etwas Sodaasche als Schmelz-
mittel zu reinem Silber umgeschmolzen.
Armenischer Kitt.
5 oder 6 Stückchen Mastix werden in genügend warmem
Wasser aufgelöst, damit eine zähe Flüssigkeit entsteht. Ausser-
dem wird ebenfalls in einem anderen Behälter genügend Fischleim
in Wasser aufgeweicht und nach Abschütten des Wassers in
Alkohol gelöst, so dass die Lösung insgesamt aus 60 g dickem
Leim besteht. Letztere wird alsdann mit Ammoniakgummi ver-
mischt, wobei derselbe stets erwärmt werden muss. Der arme-
nische Kitt wird in gut verschlossenem Glasgefäss aufbewahrt,
welches vor jeweiligem Gebrauch in warmes Wasser zu stellen
ist, um den Kitt wieder flüssig zu machen.

Springmechanik an Zigarettenetuis etc.
An Stelle des gewöhnlichen Scharnierstiftes nimmt man, je
nach Stärke des Scharniers, 3 oder4 Streifen 1 mm breiten schwachen
Federstahl. Diese 4 Streifen werden zwischen 2 Schraubzangen mit
den Enden eingespannt und um eine 3/4 Drehung gedreht und
dann als Stift in das Scharnier geschoben. Diese Stahlstäbchen
werden dadurch an der einen Seite des Scharniers befestigt,
dass man einen konisch zugefeilten kurzen Silberstift so fest wie
möglich neben ihnen in das eine Endscharnier eintreibt. Dann
wird das Etuis geöffnet und in dieser Stellung die andere Seite
der Feder befestigt. Ist nun das Etui zu und man drückt auf
den Knopf, so wird es sofort von selbst aufspringen, da die
Federn das Bestreben zeigen, sich flach auszurichten
Patentierte Glasfäden-Scheibenbürste
(D. R. P. No. 174826.)
Die von der Firma Joseph Schmidt, Silberwarenfabrik in Schwä-
bisch-Gmünd erfundene und patentierte Glasfädenbürste ist ein
Stückchen Werkzeug, welches einer langjährigen, praktischen
Erfahrung ihre Entstehung verdankt, jedoch auch nun allen An-


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