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Journal der Goldschmiedekunst: ill. Fachzeitschr. für Juweliere, Gold- u. Silberschmiede u. d. Bijouterie-Industrie ; Zentralorgan für d. Interessen dt. Juweliere, Gold- u. Silberschmiede .. — 29.1908

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Nr. 29
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Vom deutschen Goldschmiedegewerbe und religiöser Kunst
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https://doi.org/10.11588/diglit.55854#0219
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Journal der Goldschmiedekunst

Amtliches Organ des Verbandes Deutscher

der Goldschmiede-Innungen zu BERLIN, BRAUNSCHWEIG,
KOLBERG, LEIPZIG, LIEGNITZ und SCHWEIDNITZ, der
der Goldschmiede-Werkgenossenschaft BERLIN (E. G. m. b.H.),
GÖRLITZ u. STETTIN und der Vereine der Juweliere, Gold-u.
und WESTFALEN, KÖLN, MÜNCHEN, WIESBADEN,


HERm. SCHLAG DACH?.,

Inhaltsverzeichnis u. Bezugsbedingungen
befinden sich am Schlüsse des redakt. Teiles.

Dr. 29

LEIPZIG,


3uwelißre, Gold- und Silberschmiede,
CHEMNITZ, GERA-ALTENBURG, GLEIWITZ, GLOGAU,
Innung pfälz.Gold- u. Silberarbeiter (Sitz: NEUSTADT a.H.),
der Freien Vereinigungen der Gold- und Silberschmiede zu
Silberschmiede von BADEN, WÜRTTEMBERG, RHEINLAND
WÜRZBURG und des Regierungsbezirks FRANKFURT a. O.
LEIPZIG, Rßichsstrasse 18-20 -

:: :: Erscheint jeden Sonnabend :: ::
in zwei sich abwechselnden Ausgaben.

II. Juli 1908.

29.
Jahrgang.


Nachdruck aller Artikel ohne Genehmigung der Redaktion ist verboten

Vom deutschen Goldschmiedsgewerbe und religiöser Kunst.

Lässt sich auch die Beschäftigung der Gold- und
Silberschmiede für kirchliche Zwecke in der Gegenwart
bei weitem nicht mehr mit dem Grade der Inanspruch-

währen, Bestellungen auf mehr oder weniger kunstvolle
Exemplare solcher Geräte gemacht — im Vergleiche zu
dem freilich, was die katholische Kirche an Edelmetall-

nahme vergleichen, die im Mittel-
alter und während der folgenden
Jahrhunderte in dieser Beziehung
zu beobachten war, so spielt
doch auch heute noch für einen
gewissen Teil der Edelmetall-
branche das Arbeiten für Kultus-
zwecke religiöser Art eine be-
deutsame Rolle. Naturgemäss
steht dabei die katholische
Kirche, entsprechend ihrem
reicheren, prunkvollen Ritual,
ihrem von künstlerischen Ideen
durchwebten Zeremoniell, als
Auftraggeberin für das Edel-
metallgewerbe mehr im Vorder-
gründe, als die protestantische
oder reformierte Kirche. Die
letzteren beiden Bekenntnisse
verfügen ja selbst auch in ihren
kleinsten Gotteshäusern über
gewisse kostbare Kultgegen-
stände — Abendmahlskelche,
Hostienschale, Taufbecken usw.,
und meist handelt es sich
da um Erzeugnisse der Gold-
schmiedekunst. Nicht selten auch
werden, namentlich in grösseren
Gemeinden, besonders wenn es
sich um Neubauten oder Reno-
vierungen von Kirchen handelt,
oder wenn hochherzige Stif-
tungen eigens Mittel dafür ge-

Gotischer Leuchter.
Ausgeführt von Wilhelm Rauscher, Fulda. Päpstlicher Hofjuwelier,
Hof- und Domgoldschmied.


gegenständen braucht — man
denke an Monstranzen, Leuchter,
Bischofsstäbe, Ringe, Schreine,
kostbare Rahmen, an goldenen
und silbernen Altar- und Hei-
ligenschmuck usw. — im Ver-
gleiche dazu stehen jene Be-
stellungen an Umfang, künstle-
rischer und materieller Be-
deutung sehr zurück. Es liegt
das eben in den dogmatischen
und sonstigen Verhältnissen be-
gründet.
Je weiter man nach dem
Westen und dem Süden Deutsch-
lands kommt, desto stärker wird
natürlich auch, angemessen der
Vorherrschaft der katholischen
Kirche in jenen Gegenden, die
Beschäftigung derGoldschmiede
für religiöse Zwecke sein. Und
dass sich da auch gewisse
Spezialisten finden, Firmen, die
vorwiegend, wenn nicht aus-
schliesslich ihrer Produktion
einen kirchlichen Charakter
geben, ist ebenso begreiflich.
Als vor gerade 50 Jahren Karl
Gutzkow seinen grossangeleg-
ten, vielfach angefeindeten Ten-
denz- und Sensationsroman:
„Der Zauberer von Rom“ er-
scheinen liess und er darin ein
 
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