■ JOURNAL DER GOLDSCHMIEDEKUNST j-
M 33
218
Heidelberg als Industrie- und Kunststadt.
Statue des Zwerges Perkeo in Heidelberg.
Phot. Dr. Trenkler & Co.
Als Einlage in der Festkarte erhalten die Besucher des
Heidelberger Verbandstages eine knapp gehaltene Übersicht
über die Sehenswürdigkeiten der herrlichen Neckarstadt
und ihrer Umgebung, sowie auch die unumgänglich nötigen
historischen Erläuterungen, namentlich über das Heidel-
berger Schloss und die bemerkenswertesten profanen und
kirchlichen
Bauten der
romantisch
gelegenen
Stadt. Wir
verweisen
also auf das
dort Gesag-
te und wol-
len hier nur
noch einige
Bemerkun-
gen, insbe-
sondereüber
die landwirt-
schaftliche,
industrielle
undgewerb-
lich-künstle-
rische Be-
deutung
Heidelbergs
wiederge-
ben.
Auf den
Höhen um
Heidelberg
wachsen
vornehmlich
Reben, Kastanien, Mandeln und Kirschen; in der grossen
Ebene nach dem Rhein zu, rechts vom Neckar, wohin man
namentlich von der Schlossruine aus eine herrliche Fern-
sicht hat, gedeihen neben Wein besonders Tabak und
Hopfen. Die vielfach verbreitete Meinung, als sei das
Hauptgetränk in der Heidelberger Gegend der Rebensaft,
ist unzutreffend; gewiss wird so mancher „süffige“ Tropfen
hier konsumiert, aber Gambrinus braucht hinter Bacchus
an dem Sitz der uralten Ruperto-Carola nicht zurück-
zustehen. Heidelberg besitzt selbst mehrere grosse Brau-
ereien, die ihre würzigen Produkte äusser für den Lokal-
bedarf auch ausführen.
An guten Hotels und Restaurationen, an Cafes, Garten-
wirtschaften usw. ist ebenfalls kein Mangel.
An industriellen Etablissements weist Heidelberg u. a.
eine grosse Zementfabrik und mehrere Tabak- und Zigarren-
fabriken auf, eine Feuerlösch- und Rettungsapparate-Fabrik,
eine umfangreiche Werkstätte zur Herstellung von Kunst-
wolle und Etablissements zur Anfertigung von chirurgischen
und mathematischen Instrumenten, zur Bearbeitung von
Leder usw. Ausserdem besteht ein ausgedehntes Geschäft
im Vertrieb von Reiseandenken aller Art. Besuchen doch
durchschnittlich im Jahr mehr als 35000 Fremde zu längerem
oder kürzerem Aufenthalte die an so vielen Naturreizen
und historischen Merkwürdigkeiten reiche Stadt. Eine
ganze Kolonie von Ausländern, darunter namentlich viele
Russen und Engländer, wie Amerikaner hat sich überdies
hier angesiedeit, und in den vornehmen studentischen
Korps Heidelbergs spielt besonders das baltische Element
eine bedeutende Rolle.
Auch die Kleinkunst, soweit sie sich speziell mit der
Herstellung studentischer Gebrauchs- und Luxusgegenstände
befasst, hat in Heidelberg eine bleibende Stätte aufge-
schlagen. Hier ist auch die Gold- und Silberschmiede-
kunst in hervorragendem Masse vertreten; es werden da
äusser den üblichen Massenartikeln, wie sie in jeder Uni-
versitätsstadt angefertigt werden, auch entzückende, origi-
nelle kleine Geschenkwerke, Kuriositäten von oft nicht
unerheblichem Metallwert hergestellt. Aber auch darüber
hinaus erweist sich das Heidelberger Edelmetallgewerbe
als leistungsfähig. Wir sind in der Lage, zwei sehr be-
achtenswerte Erzeugnisse derselben auf S. 220 imBilde wieder-
zugeben : beide hervorgegangen aus der Kunstwerkstätte
des Herrn Hofjuweliers N. Trübner-Heidelberg. Es sind
zwei grosse silber-vergoldete Pokale, bestimmt zu Preisen bei
dem Mannheimer Mai-Rennen. DeraufS. 220 unten abgebildete
Pokal, vom Prinzen Wilhelm zu Sachsen-Weimar für jenes
Sportfest gestiftet, stammt im Entwurf von Prof. Hoffacker,
Direktor der Kunstgewerbeschule in Karlsruhe, und zeigt
in modern-gotischem Stil einen vorzüglich gelungenen Auf-
bau. Originell und wirkungsvoll ist auch der Deckel des
Pokals: eine trefflich ausgeführte Nachbildung des Heidel-
berger Schlosses. — Der zweite Pokal (s. Abb. S. 220 oben),
eine Stiftung des Grossherzogs Friedrich II. von Baden,
wurde von Prof. Götz-Karlsruhe im Renaissancestil ent-
worfen — das Modell der Figur oben auf dem Deckel
von Prof. E. Weissenfels-München. Das Ganze macht
einen ebenso vornehmen, wie imposanten Eindruck.
Aeltere Goldschmiedearbeiten finden sich im Heidel-
berger Schloss, in einzelnen der Kirchen und in den
städtischen Altertumssammlungen. -d.
Das Scheffeldenkmal in Heidelberg.
Phot. Dr. Trenkler & Co.
M 33
218
Heidelberg als Industrie- und Kunststadt.
Statue des Zwerges Perkeo in Heidelberg.
Phot. Dr. Trenkler & Co.
Als Einlage in der Festkarte erhalten die Besucher des
Heidelberger Verbandstages eine knapp gehaltene Übersicht
über die Sehenswürdigkeiten der herrlichen Neckarstadt
und ihrer Umgebung, sowie auch die unumgänglich nötigen
historischen Erläuterungen, namentlich über das Heidel-
berger Schloss und die bemerkenswertesten profanen und
kirchlichen
Bauten der
romantisch
gelegenen
Stadt. Wir
verweisen
also auf das
dort Gesag-
te und wol-
len hier nur
noch einige
Bemerkun-
gen, insbe-
sondereüber
die landwirt-
schaftliche,
industrielle
undgewerb-
lich-künstle-
rische Be-
deutung
Heidelbergs
wiederge-
ben.
Auf den
Höhen um
Heidelberg
wachsen
vornehmlich
Reben, Kastanien, Mandeln und Kirschen; in der grossen
Ebene nach dem Rhein zu, rechts vom Neckar, wohin man
namentlich von der Schlossruine aus eine herrliche Fern-
sicht hat, gedeihen neben Wein besonders Tabak und
Hopfen. Die vielfach verbreitete Meinung, als sei das
Hauptgetränk in der Heidelberger Gegend der Rebensaft,
ist unzutreffend; gewiss wird so mancher „süffige“ Tropfen
hier konsumiert, aber Gambrinus braucht hinter Bacchus
an dem Sitz der uralten Ruperto-Carola nicht zurück-
zustehen. Heidelberg besitzt selbst mehrere grosse Brau-
ereien, die ihre würzigen Produkte äusser für den Lokal-
bedarf auch ausführen.
An guten Hotels und Restaurationen, an Cafes, Garten-
wirtschaften usw. ist ebenfalls kein Mangel.
An industriellen Etablissements weist Heidelberg u. a.
eine grosse Zementfabrik und mehrere Tabak- und Zigarren-
fabriken auf, eine Feuerlösch- und Rettungsapparate-Fabrik,
eine umfangreiche Werkstätte zur Herstellung von Kunst-
wolle und Etablissements zur Anfertigung von chirurgischen
und mathematischen Instrumenten, zur Bearbeitung von
Leder usw. Ausserdem besteht ein ausgedehntes Geschäft
im Vertrieb von Reiseandenken aller Art. Besuchen doch
durchschnittlich im Jahr mehr als 35000 Fremde zu längerem
oder kürzerem Aufenthalte die an so vielen Naturreizen
und historischen Merkwürdigkeiten reiche Stadt. Eine
ganze Kolonie von Ausländern, darunter namentlich viele
Russen und Engländer, wie Amerikaner hat sich überdies
hier angesiedeit, und in den vornehmen studentischen
Korps Heidelbergs spielt besonders das baltische Element
eine bedeutende Rolle.
Auch die Kleinkunst, soweit sie sich speziell mit der
Herstellung studentischer Gebrauchs- und Luxusgegenstände
befasst, hat in Heidelberg eine bleibende Stätte aufge-
schlagen. Hier ist auch die Gold- und Silberschmiede-
kunst in hervorragendem Masse vertreten; es werden da
äusser den üblichen Massenartikeln, wie sie in jeder Uni-
versitätsstadt angefertigt werden, auch entzückende, origi-
nelle kleine Geschenkwerke, Kuriositäten von oft nicht
unerheblichem Metallwert hergestellt. Aber auch darüber
hinaus erweist sich das Heidelberger Edelmetallgewerbe
als leistungsfähig. Wir sind in der Lage, zwei sehr be-
achtenswerte Erzeugnisse derselben auf S. 220 imBilde wieder-
zugeben : beide hervorgegangen aus der Kunstwerkstätte
des Herrn Hofjuweliers N. Trübner-Heidelberg. Es sind
zwei grosse silber-vergoldete Pokale, bestimmt zu Preisen bei
dem Mannheimer Mai-Rennen. DeraufS. 220 unten abgebildete
Pokal, vom Prinzen Wilhelm zu Sachsen-Weimar für jenes
Sportfest gestiftet, stammt im Entwurf von Prof. Hoffacker,
Direktor der Kunstgewerbeschule in Karlsruhe, und zeigt
in modern-gotischem Stil einen vorzüglich gelungenen Auf-
bau. Originell und wirkungsvoll ist auch der Deckel des
Pokals: eine trefflich ausgeführte Nachbildung des Heidel-
berger Schlosses. — Der zweite Pokal (s. Abb. S. 220 oben),
eine Stiftung des Grossherzogs Friedrich II. von Baden,
wurde von Prof. Götz-Karlsruhe im Renaissancestil ent-
worfen — das Modell der Figur oben auf dem Deckel
von Prof. E. Weissenfels-München. Das Ganze macht
einen ebenso vornehmen, wie imposanten Eindruck.
Aeltere Goldschmiedearbeiten finden sich im Heidel-
berger Schloss, in einzelnen der Kirchen und in den
städtischen Altertumssammlungen. -d.
Das Scheffeldenkmal in Heidelberg.
Phot. Dr. Trenkler & Co.