I
Zwar hat er keine
Konkurrenz,
Sein Oirkus trotzt den
Mettern,
Abwechslung lautet die
Sentenz
Onotzdem auf seinen
Brettern.
Jetzt heisst die neueste
Attraktion
„Pedal-Gqmlibristin.“
Geschickt ist diese Kleine
schon,
(lnd keine Kenommistin.
Potzwetter, was die fertig bringt
Mit ihren kleinen süssen.
Das rnuss man sehen, unbedingt,
Ja, das muss man geniessen.
Nur hütet Such, Jhr Herren, fein,
Bleibt vor den Pappcoulissen.
Sonst müsst Jhr selbst der Spielball
sein,
And werdet mitgerissen.
1600
Die Pedal-Lquilibeistin
Jm grossen Lebensvariete
Gibt s täglich neue Nummern,
Oer Berr Oirektor lässt —
oh je! —
Sein Künstlervolk nicht
schlummern.
Oer Kluge, der bleibt Publikum,
Ond fragt nicht nach dem Meitern,
Oer Chor nur geht auf's Podium,
Zum Gaudium der Gescheidtern.
Kory Towska
Der gute Ton in allen Lebenslagen
Eine frömmeliibc und zugleich adelsstolze Dame in
Göttingen erklärte einem guten Bekannten: mein
lieber Freund, man muß immer auf seinen Tod vor-
bereitet sein, muß immer an sein Tilde denken, ich Habe
stets den Tod vor Augen und alles wohl gerüstet und
wenn der liebe Gott mich eines Tages rufen sollte:
Nr. 6
Eine Katze und ein Kaninchen waren
Freunde, und eines Tages saßen sie in
bester Eintracht unter einem Baume,
als ein großer, wüthender Bullen-
beißer daher gejagt kanr. Das
Kätzchen war mit einem Satze
oben im Gezweig; das Kanin-
chen aber packte der rasende
Hund mit beit Zähnen beim
Genick, schlug es sich ein paar-
mal um die Ohren, und tobt
war es.
Ein alter Nabe hatte allem
zugesehen und sprach nun kopf-
schüttelnd zur Katze: „Du bist
mir eine nette Freundin! So-
bald ein Köter daherkommt, läßt
Du Deinen Kameraden im Stich
und flüchtest auf einen Baum!"
„Wie?" sprach die Katze entrüstet,
„einen Baum nennst Du Das?"
„Ja", erwiderte der Rabe, „ist das
kein Baum?"
„Ich bitte sehr!" versetzte die Katze.
„Du scheinst mir in der Ethik schlecht
beschlagen zu sein! Das ist kein
Baum, das ist der o dj ektive Stand-
punkt!"
„Hm hm!" machte der Rabe.
Otto Ernst.
Salomonisches Urtheil
In einer Weinstube sitzt ein junger Elegant,
der seine Schnurrbartspitzell bis zur Höhe der
Augenlider „hinäufgervichst" hat. Von zwei all
einem entfernteren Tische sitzenden Herren findet
einer die Barttracht des Gastes geschmackvoll,
währelld der alldere gegentheiliger Ansicht ist. —
Die Meinungsverschiedenheiten arten schließlich in
einen heftigen Wortwechsel aus; man ruft endlich
beit erfahrenen wirth, um seine Ansicht zu hören.
„Aber meine Herren," bemerkt dieser, „wie kölliien
Sie sich nur wegen einer solchen Lappalie anf-
das ist ja ein Streit nm des Kai-
sers Bart!"
Ganz kleine, harmlose Geschichte
Die peäal-6quilibristm
Walther Georgi (München)
Zwar hat er keine
Konkurrenz,
Sein Oirkus trotzt den
Mettern,
Abwechslung lautet die
Sentenz
Onotzdem auf seinen
Brettern.
Jetzt heisst die neueste
Attraktion
„Pedal-Gqmlibristin.“
Geschickt ist diese Kleine
schon,
(lnd keine Kenommistin.
Potzwetter, was die fertig bringt
Mit ihren kleinen süssen.
Das rnuss man sehen, unbedingt,
Ja, das muss man geniessen.
Nur hütet Such, Jhr Herren, fein,
Bleibt vor den Pappcoulissen.
Sonst müsst Jhr selbst der Spielball
sein,
And werdet mitgerissen.
1600
Die Pedal-Lquilibeistin
Jm grossen Lebensvariete
Gibt s täglich neue Nummern,
Oer Berr Oirektor lässt —
oh je! —
Sein Künstlervolk nicht
schlummern.
Oer Kluge, der bleibt Publikum,
Ond fragt nicht nach dem Meitern,
Oer Chor nur geht auf's Podium,
Zum Gaudium der Gescheidtern.
Kory Towska
Der gute Ton in allen Lebenslagen
Eine frömmeliibc und zugleich adelsstolze Dame in
Göttingen erklärte einem guten Bekannten: mein
lieber Freund, man muß immer auf seinen Tod vor-
bereitet sein, muß immer an sein Tilde denken, ich Habe
stets den Tod vor Augen und alles wohl gerüstet und
wenn der liebe Gott mich eines Tages rufen sollte:
Nr. 6
Eine Katze und ein Kaninchen waren
Freunde, und eines Tages saßen sie in
bester Eintracht unter einem Baume,
als ein großer, wüthender Bullen-
beißer daher gejagt kanr. Das
Kätzchen war mit einem Satze
oben im Gezweig; das Kanin-
chen aber packte der rasende
Hund mit beit Zähnen beim
Genick, schlug es sich ein paar-
mal um die Ohren, und tobt
war es.
Ein alter Nabe hatte allem
zugesehen und sprach nun kopf-
schüttelnd zur Katze: „Du bist
mir eine nette Freundin! So-
bald ein Köter daherkommt, läßt
Du Deinen Kameraden im Stich
und flüchtest auf einen Baum!"
„Wie?" sprach die Katze entrüstet,
„einen Baum nennst Du Das?"
„Ja", erwiderte der Rabe, „ist das
kein Baum?"
„Ich bitte sehr!" versetzte die Katze.
„Du scheinst mir in der Ethik schlecht
beschlagen zu sein! Das ist kein
Baum, das ist der o dj ektive Stand-
punkt!"
„Hm hm!" machte der Rabe.
Otto Ernst.
Salomonisches Urtheil
In einer Weinstube sitzt ein junger Elegant,
der seine Schnurrbartspitzell bis zur Höhe der
Augenlider „hinäufgervichst" hat. Von zwei all
einem entfernteren Tische sitzenden Herren findet
einer die Barttracht des Gastes geschmackvoll,
währelld der alldere gegentheiliger Ansicht ist. —
Die Meinungsverschiedenheiten arten schließlich in
einen heftigen Wortwechsel aus; man ruft endlich
beit erfahrenen wirth, um seine Ansicht zu hören.
„Aber meine Herren," bemerkt dieser, „wie kölliien
Sie sich nur wegen einer solchen Lappalie anf-
das ist ja ein Streit nm des Kai-
sers Bart!"
Ganz kleine, harmlose Geschichte
Die peäal-6quilibristm
Walther Georgi (München)