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Jugend: Münchner illustrierte Wochenschrift für Kunst und Leben — 8.1903, Band 2 (Nr. 27-52)

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Nr. 52 (zu Schwind’s 100. Geburtstag)
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https://doi.org/10.11588/diglit.3900#0511
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Nr. 52

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A. De Nora

JUGEND -

Jtn Cirkus „keickslag“

erregte jüngst der rothe „Aujust" stürmische
Heiterkeit. Er war nämlich in dem Glauben
befangen, der Kanzler sei nicht aus Eisen,
sondern aus biegsamstem Pappdeckel und
klatschte ihm auf den Kopf. (Tiehe
Zeichnung links!)

Aber da kam Leben in die Figur und
eine furchtbare Ohrfeige traf den vorwitzigen
„Aujust", der zurücktaumelte mit dem Aus-
ruf: „Donnerwetter, der is ja gar
nicht von Pappe!" (S. Zeich. rechts!)

Meihnachcle in äer fremä

von eme alde Frankforder

Mei Bud erkennt mer Widder kaum,

Mer muß sich ersd besinne,

Dann uff cm Disch, do is e Baum,

E Weihnachdsbaum ze sinne.

Ich bin jo sonsd kää Kindskopp net,

Doch dodraa dhu ich henke,

E Weihnachd ohne Baum, des hätt
Ich mer net kenne denke.

Ich Hab des Bäumche ausgeschmickt
Mit Ebbe!, Niß und Flidder,

Schdolz habb mei Werk ich aageblickt
Un hock mich bei em nidder.

Un 's schellt. Un 's kimmt e Mann erei .
Un dhut e Kisd Herrucke,

„Des werd gewiß von Frankford sei",

Wer wolle gleich mol gucke.

Mei Aide hawwe se geschickt, .

Ich mach mich draa un knowel
De Jnhald raus. — Ich bin enzickt,

Ei, diesmol warn se nowelll
E Däubche und e Gänsebrusd,

Un Küche un Makrone,

Un Plätzercher, e wahre Lusd,

O Mage, dhu dich schone!

Un owwedruff leiht e Couvert,

E Wohldhat for mei Auge,

Do hat der Ebbes drie geklerrt,

Des wo ich schdeds kann brauche.

Es fehlt net viel, ich hätt geflennt
Die wunnerscheenste Thräne,

Vor Ebbes, wo mer Heimweh nennt
Un Eisamkeit un Sehne.

O wann ich doch in Frankford war,
Dahääm bei meine Alde,

Do war mer net des Herz so schwer,

Un net mei Schdirn voll Falde.

— Pfui Karl, net melankolisch wer'u!

Ich raff mich uff vom Rabbel
Un meiner Vadderschdadt zu Ehr'n
Freß ich de dickste Abbel.

Aus dem lyrischen

IageöuZ des Leutnants v. Keksewiß:

I. Bülow's Reichstagsrede
Herrliche Rede! Mir Satz für Satz
wie aus der Seele jefprochen!

Endlich den jreulichen Babelmatz
Iründlich mal abjestochen!

Frechheit von Bebel ja bodenlos .. •
Iotterfpaß drum zu schauen,
wie ihn der „blaue Husar" famos
Vorjekriegt un verhauen!

Hieb auf Hieb! Un ihn zujedeckt,

Bis Rerl völlig zu Schanden;

2lls Excellenz Degen einjesteckt —

Bebel nich mehr vorhanden!

„Hamburger Nachrichten" schimpfen zwar:
„Hohle Phrasen jewesen ..

(weil eben Bülow, nich Bismarck, war,
Der Bebeln Text jelesen I)

Bebel indessen scheint mir nich
Irjend was dran zu vermissen.

Dieser hier aber doch sicherlich,

Der, der's am Besten muß wissen

wünschte nur, daß dem Rnoten Eugen
Aehnlich mal was jeschähe!

Iibt überhaupt noch Manchen, den
Iern so vermöbeln sähe....

II. Unsere Frauen
Excellenz Einem auf der Mensur!
Eine der Siegfriedsjestalten . ..
Unanjreifbar! Rann sagen nur:
Epeellent sich gehalten!

Jestern Bülow mit Elejanz
Bebeln niederjezwungen —

Heute Rriegsminister mit Ilanz
Iungfernlanze jeschwungen!

Ialt, höchst sinnig, den holden Frau'n ..
Heißt das, der Rameraden,

Auf die jetzt jrad so viel jehau'n
wird un Schmutz abjeladen.

Brauchen nur „Simplicissimus-
Forbachnummer" zu sehen,
wie Livilkerls mit Hochjenuß
Offiziersdamen schmähen!

Redner mit Recht darüber empört,

Lügen zurückjewiesen,

Unsere Frauen, wie sich's jehört,

Allen Ranten jepriesen!

Ihnen den schönsten Ruhmeszweig
Durch Ieständniß jewunden,

Daß er selber in ihrem Bereich
Einst Erhebung jefunden!

Alle Verleumder verstummen jemacht,
Höchste Achtung erstritten,
wüthendste Iegner nich jclacht,

Als von Tribüne jeschritten ...

Bravo! Müssen erfahren im Land,

Daß mitsammt seinem Weibe
Richtiger preußischer Leutenant
Allezeit Ehre im Leibe!

Iuristen-Latein

Sine ira et Studio — bas Laienelement in der
Rechtsprechung.

Hokberickl
der „Jugend“

S. Hoheit Prinz
Theophrl ist bekanntlich
trotz Hoch seiner Jugend
schon ein leidenschaftlicher
Waidmann und dabei von
großer Selbständigkeit des
Wesens. Dieser Tage hatte
sich Hochderselbe in aller
Frühe und ditto Stille aus
Hochfeinem väterlichen Pa-
lais entfernt und man war
in größter Sorge um Hoch-
denselben. Schließlich fand
man Hochihn im Aagd-
parke von Sauenlust, wo
Hocher mit gespanntem Ge-
wehr und ebensolcher Auf-
merksamkeit unter einer ur-
alten Tanne saß und in
deren Wipfel hinaufblickte.
Auf die Frage nach Hoch-
desselben Absichten entgeg-
nen der erlauchte Waid-
mann:

„Pst! Pst! Ich bin
auf der Wildschwein-
balz!"

Das hochherrschaffliche
Kammerkätzchen

„Ein bildhübscher Kerl, unter neuer
Lakai, bildtauber! Wenn mir den
nur nicht wieder untere gnädige weg-
schnappt!"

vlord und Süd

Reichstag:

Der Neichstagsmann

thut seine Pflicht
Von eins bis fünf,

doch weiter nicht."

Bayerischer Landtag:
„Der Landtagsmann

thut seine Pflicht
Bis in den Juli —

weiter nicht.

Kilian

Kleines Gespräch

„Warum hast Du denn
dem Bülow nicht Deinen
Plan vom Zukunftsstaat
gezeigt?" wurde Bebel
von einem Genossen ge-
fragt.

— „Ich mag nicht,"
gab August unwillig zur
Antwort. „Seit Pichels-
werder rücken wir mit kei-
nem Plan mehr heraus.'"

/. R. Witzei
Register
Kilian: Nord und Süd
[nicht signierter Beitrag]: Kleines Gespräch
Der alde Frankforder: Weihnachde in der Fremd
Leutnant v. Versewitz: Aus dem lyrischen Tagebuch des Leutnants von Versewitz: I. Bülows
Josef Rudolf Witzel: Das hochherrschaftliche Kammerkätzchen
Monogrammist Frosch: Illustrationen zum Text "Im Cirkus Reichstag"
[nicht signierter Beitrag]: Im Cirkus "Reichstag"
 
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