Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Junge, Friedrich
Syntax der mittelägyptischen Literatursprache: Grundlagen einer Strukturtheorie — Mainz/​Rhein: Verlag Philipp von Zabern, 1978

DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.70996#0045
License: Creative Commons - Attribution - ShareAlike
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
wobei diese Sätze allerdings in der Übersetzung nicht mehr unter Beibehaltung der Satzfunk-
tionen wiedergegeben werden können:
- Urk. IV 618,5 sn.tj=k dj.n=j sn m s3 h3=k „Ich habe Deine beiden Schwestern als Schutz
hinter Dich gestellt";
— Schiffbr. 11 t3=n ph=n sw „Wir erreichen unser Land". Im Kontext sollte der Übersetzung
etwa die Form gegeben werden: „So erreichten wird denn unser Land." Es mag sich die Frage
erheben, was denn nun der Unterschied zu etwa *jw ph=n t3=n sein soll; dies ist freilich im
wesentlichen nur die Frage nach entsprechender Wiedergabe in der Übersetzungssprache und
ist nur für den jeweiligen Einzelfall und kontextkonform zu lösen. Für das Ägyptische selbst
liefe es auf die allgemeine Frage hinaus, die sich bei jeder Sprache stellt, nämlich warum drückt
man sich so und nicht anders aus, ist also auch eine Frage nach der Intention, der „verbalen
Strategie", des Stils, nicht unbedingt nach der Grammatik. Daß jedoch wohl ein Unterschied zu
jw sdm=f besteht, soll später (Abschnitt 7) gezeigt werden.
Es scheinen Fälle zu bleiben, die sich der vorgebrachten Erklärung nicht sofort erschließen
wollen:
— Sin. B 101—102 h3s.t nb.t rwj.t.n=j r=s jw jrj.n=j hd=j jm=s ... „Jedes,Fremdland gegen das
ich marschierte, ich habe meinen siegreichen Angriff gegen es vorgetragen ...";
zwar ist jw in der Regel im Mittelägyptischen gerade das Merkmal der „Nicht-Subordination",
dieses Beispiel dürfte aber anders liegen: Einmal macht Blackman (1932, 24 a) den text-
kritischen Vermerk „jw was added later" (Ila), zum anderen handelt es sich zweifellos um den
Gebrauch, den U. Heckel-Kaplony (1957, 22f.) behandelt hat, und der auch hier als Er-
klärung ausreicht: jw wird gesetzt, um die „Unabhängigkeit" von der direkt vorangehenden
Phrase (Relativsatz) zu markieren (alle ähnlich gelagerten Fälle, die Gardiner (1957) etwa
§468,2 und anderswo anführt, und eine Reihe weiterer — keiner davon aus der mittelägyp-
tischen Literatur im engeren Sinne —, werden von Kroeber (1970, 106ff.) behandelt).

4.2 Andere Fälle von Antizipation
Was Gardiner (1957, § 147) sonst noch aufführt unter „Anticipatory emphasis" unter-
teilt sich in drei Gruppen:
(1) Voranstellung bei nfr-sw. In Schiffbr. 62—66 tritt das in Frage stehende Beispiel nicht nur
mit nfr-sw Sätzen auf, es steht auch einem PsP-Satz und einem Satz mit Präp. + Nomen parallel:
— nj-sw mh 30 hbzw.t=f wr-s r mh 2 h'.w=fshr.w m nbw jnh.wj=fj m hsbd m3e 'rq-sw r hnt ...
„sie (die Schlange) hat 30 Ellen; ihr Bart ist größer als 2 Ellen; ihr Leib ist mit Gold über-
zogen; ihre Augenbrauen sind aus echtem Lapislazuli; sie ist aufgebogen nach vorne ..."
(Heckel-Kaplony 1957, 37) — d.h. es steht auch mit dem Satztyp Adverbialsatz zusammen,
gleicht diesem in der Voranstellung des „Subjektnomens" und wäre im Rahmen des Adjektiv-
satzes bei „betonter" Voranstellung ein ganz isolierter Fall. Zumindest sollte man dem Ad-
verbialsatz entsprechend annehmen, daß wr-sj dem hbzw.t=f „adverbiell" angeschlossen ist.
Nun will Heckel-Kaplony (1957, 43) die Verwendung von nfr-sw auf „selbständige, situa-
tionsfreie Sätze" beschränkt sehen, als Ausnahme sollten nur als nfr-sdm=f gekennzeichnete
gelten, die aber von Edel (1955/64, §949) ebenfalls für „Hauptsätze", nicht Umstandssätze
erklärt werden. So kann man annehmen, daß sich die Opposition nfr=f: nfr-sw im Umstandssatz

41
 
Annotationen