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Justi, Carl
Diego Velazquez und sein Jahrhundert (Band 2) — Bonn, 1903

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https://doi.org/10.11588/diglit.23874#0139
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SECHSTES BUCH

DIE ZWEITE ROMFAHRT
(1649—1651)

VERANLASSUNG DER REISE

Das frühere Rom hinterließ nach dem ersten Besuch immer
ein Heimweh, wenigstens bei denen die verdienten die ewige Stadt
zu betreten. Der zweite Aufenthalt pflegte dann behaglicher, genuß-
reicher zu sein. Dies Verlangen, die Ahnung vielleicht, daß ihm
hier noch einige der glänzendsten Tage seines Lebens bevor-
ständen, trieb den fünfzigjährigen Maler wieder nach dem Lande, wo
er als dreißiger einst zuerst jenes Glück erlebt hatte, das kontem-
plativen Gemütern in Kunst und Altertum Roms aufging, in der
Freiheit eines Orts wo alles im großen Stil war.

Jene erste Fahrt ist eine Studienreise gewesen; die zweite
war offiziell eine Geschäftsreise, der verschwiegene Beweggrund aber
gewis, das ihm damals liebgewordene wiederzusehn; vielleicht auch,
bei dem verbeßerten Verhältnisse Spaniens zum Papste, Hof und
Gesellschaft näher zu treten, und sich in jener großen Arena aller
Talente zu zeigen.

Sein Auftrag, der Vorwand für den langen Urlaub, hing zu-
sammen mit der erlangten amtlichen Stellung als Leiter der da-
maligen Umgestaltung des Schlosses zu Madrid. In den letzten
Jahren waren alte Säle neu ausgestattet, neue Prachträume ge-
schaffen worden. Ihre Ausmalung konnte oder mochte man Ein-
heimischen nicht anvertrauen, zumal seit die Namen zweier in Italien
damals sehr gesuchten Dekorationsmaler nach Madrid gedrungen
Waren; auch für das Mobiliar dachte man dortige Bronzearbeitcr
lri Anspruch zu nehmen. Die neuen Räume hatten zu einer ver-
 
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