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Karl und Faber Kunst- und Literaturantiquariat; Karl und Faber Kunst- und Literaturantiquariat [Editor]
Katalog / Karl & Faber, München (Nr. 4): Graphik, Handzeichnungen, illustrierte Bücher — München: Karl & Faber, Kunst- und Literatur-Antiquariat, München, 1923

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https://doi.org/10.11588/diglit.58959#0005
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1Y1.IT BESONDERER FREUDE KOMME ICH DEM
Wunsche der Herren Dr. G. Karl und Dr. C. von Faber du Faur nach,
ihrem ersten Lagerkatalog fiür Graphik einige Worte auf
den Weg zu geben.
Die sorgfältige und interessante Auswahl aus sechs Jahrhunderten
künstlerischen Schaffens, die Außergewöhnlichkeit so vieler Zeichnungen
und graphischer Zustandsdrucke machen den vorliegenden Katalog zu einem
Wunschzettel kritischer anspruchsvoller Kunstsammler.
Wenn im allgemeinen das Alter einer Firma beste Gewähr zu bieten
scheint für Verläßlichkeit und Qualität des Gebotenen, wenn alte Antiquariate
begreiflicherweise leichter in die Lage kommen, Seltenes anzubieten als
junge Firmen, weil die Fülle ihrer Beziehungen zu altem und hervor-
ragendem Besitz sie Kostbarstes auf spüren läßt, so bewiesen uns alle bisher
erschienenen Kataloge von Karl und Fa b er, daß — unter gewissen
außergewöhnlichen Voraussetzungen auch ein ganz junges Geschäft, das vor
kaum einem halben Jahre gegründet wurde, Seltenes und Auserlesenes
auf den Markt bringen kann. Die alten und lebhaften Beziehungen der
beiden Geschäftsinhaber zu hochangesehenen Hütern alter Kultur- und
Kunstschätze werden in diesem Katalog, wie in ihren andern über Literatur
und Kunstgeschichte, offenbar. So bieten sie uns heute Kostbarkeiten aus
allen Jahrhunderten der Graphik, oft in erster Qualität, an. Das gilt
z. B. von Blättern Dürers und Rembrandts, von dem großartigen Schab-
kunstblatt des Green-Reynolds „Herzogin von Rutland“. Selbst von Schon-
gauer wird ein gutes Blatt angeboten. Ungewöhnlich wie jenes Angebot ist
das des ganzen Portefeuilles des C. W. von Faber du Faur, dessen höchst
lebendig und malerisch gegebene Aquarelle und Zeichnungen die Vorlagen
zu des Künstlers lithographischem Werk bilden vom „Feldzug 1812 in Ruß-
land“. — Aus der großen Reihe wertvoller Zeichnungen mag hier der
famose Kopf von Greiners Hand, das eminente Bildnis von Käthe Kollwitz,
müssen Zeichnungen Schwinds, Herbert Königs und Führichs erwähnt
werden. Neben einigen Zeichnungen Klimts werden die erotischen Zeich-
nungen Willi Geigers als etwas ganz Außergewöhnliches nicht nur die
Freunde des unheimlichen Erfinders anziehen. Aus den Radierungen und
Stichen neuerer Meister greife ich schließlich nur zwei Zustandsraritäten
heraus: Weltis „Unterwelt“ und Klingers „In Flagranti“. Es ist der ein-
zige Abdruck des allerersten von zwölf Zuständen!
Ein erster Katalog, der solche Kostbarkeiten bietet, macht sich nicht
nur selbst Freunde, er wirbt auch für alle Kataloge, die ferner diese tat-
kräftige Firma herausgeben wird.

München, im November IJ2J

Prof Dr. E. W. BREDT
 
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