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Karl-und-Faber-Kunst- und -Literaturantiquariat <München> [Hrsg.]; Karl und Faber Kunst- und Literaturantiquariat [Hrsg.]
Katalog / Karl & Faber, München (Nr. 27): Sammlung Victor Manheimer: deutsche Barockliteratur von Opitz bis Brockes ; [Versteigerung, München am 12. Mai 1927] — München, 1927

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https://doi.org/10.11588/diglit.24343#0049
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Heraus

Maße. Bekannt ist sein Versuch in übers Kreuz gereimten Hexametern und Pentametern. Das
Buch ist mit kunstkennerischer Köstlichkeit ausgestattet, die Kupfer stellen Aufzüge, Prospekte,
Reiterspiele dar. Man ahnt etwas von dem damals schon etwas „spektakelhaften“, immer aber
kaiserlichen Glanze Wiens.

195 Herdegen (J.) Historische Nachricht von dess löblichen Hirten-Ordens an der
Pegnitz Anfang und Fortgang 7 biss auf das durch Götti. Güte erreichte Hun-
dertste Jahr / mit Kupfern gezieret und verfasset von einem Mitglied dieser
Gesellschafft Amarantes. Nürnberg, bey Christoph Riegel / Buch und Kunst-
händler unter der Vesten. 1744. 8°. Mit 4 Kupfern. Pp. d. Zt.

Nicht bei Goed. Maltzahn 379, 1299. 16 Bll., 950 SS., 6 Bll. Reg.

H. erzählt in der Vorrede selber, wie ihm der Gedanke gekommen sei, zur Jahrhundertfeier
der Pegnesier deren Geschichte zu schreiben. Das Buch ist aus dem Archiv und anderen Original-
quellen ausgezeichnet und zuverlässig zusammengestellt, enthält auch viele Gedichte.

196 Hille (C.G.) Der Teutsche Palmenbaum: D. i. Lobschrift von der Fruchtbrin-
genden Gesellschaft, Anfang, Satzungen, Vorhaben, Namen, Sprüchen, Gemäh-
len, Schriften u. Tugendruhm. Allen Liebhabern der Teutschen Sprachen zu
dienlicher Nachrichtung, verfasset von dem Unverdrossenen. Nürnberg, Wolff-
gang Endter. 1647. Qu.-8°. Mit Frontisp., 38 Kupf. u. Musiknoten. Pgt. d. Zt.

Goed. III, 6. Sehr schöner Druck, ganz in der Art von Harsdörffers Frauenzimmergesprächs-
spielen, nur noch seltener und interessanter. Bemerkenswert das parodistische Gedicht: „Reve-
rierte Dame, Phönix meiner ame“, S. 129—30: ferner über die Ritterorden (mit vielen Wappen),
über die ältere deutsche Sprache und das Bildnis des Großen Kurfürsten (des Untadeligen). Der
untere Rand des Titelblattes hat eine kleine Beschädigung, die in den unteren Teil zweier Buch-
staben eingreift.

Jubiläums-Schrift auf die 30. Wiederkehr des Gründungstages der Fr. Ges. Hält sich ganz
im Rahmen der Festschrift, streift alles für die Fr. Ges. in Betracht kommende, ohne tiefer
einzudringen, außer wenn die antiquarischen Neigungen des Verfassers ihn bei dem altsprach-
lichen Forschungen der Zeit festhalten und er altdeutsche, altenglische und ähnliche Sprach-
proben bringt. Die Namen der Mitglieder werden in 4 Sprachen gegeben, „um dem Vorwurf zu
begegnen, die Ges. wolle alle übrigen Sprachen, außer der deutschen unterdrücken“. Viele Lob-
gedichte „in flüchtigen Reimen“ sind eingestreut. Unter den Widmungsgedichten der berühm-
testen Zeitgenossen ein sehr charakteristisches von Moscherosch. Bieder, spröd und
zürnend, worin er u. A. auf teutschen — peutschen (peitschen) reimt (was übrigens auch sonst
begegnet) und die überheblichen Franzosen „die allmonatsneue Welt“ mit ihrem Alamodewesen
verhöhnt.

Hoffmann v. Hoffmannswaldau

Durchaus nicht der reichste, begabteste und umfänglichste Dichter, aber der vollkommenste
Repräsentant seiner Epoche, ihrer Sitten, ihres Zeremoniells, ihrer Höflichkeit und ihrer Würde,
ist H. dies alles in noch höheren Maßen wie Gryphius oder Lohenstein. Es wäre auch falsch,
ihn zu partikular zu sehen, ihn, was bei allem übrigen angehen mag, vom Schlesischen aus be-
greifen zu wollen. Er ist nicht irgendwoher, nicht örtlich, kaum individuell bedingt, er ist das
Barock schlechtweg, in eigener Person. Er ist vielmehr Typus wie Einzelerscheinung. Infolge-
dessen ist er ganz unspielerisch. Bei aller Pomposität des Wortes, bei allen Ausmaßen der Situa-
tionen, immer gehalten, in Gala, aber nie üppig. Seine religiöse Poesie ist ein feierliches Hoch-
amt, seine episch-heroischen Gedichte (die Heldenbriefe u. drgl.) halten sich in respektvoller
Freiheit an berühmte Muster, wie es etwa Sandrart vom deutschen Maler der Epoche verlangt,
seine „galanten“ Gedichte haben gerade so viele Schwung und Gefühl, wie nötig ist, den Stil-
charakter zu belegen. Starr und steif, wie er wohl genannt wurde, wird man ihn nicht heißen
dürfen, im Gegenteil: nur eine im Grunde lebensvollsaftige Natur, ein Kopf, wie er auf den
Porträtkupfern erscheint, mit fast festlich geschwungenen, durchaus zu Genuß gestimmten, wenn
auch vornehm geschürzten Lippen, den wohlgerundeten doppelkinnlich allongierten Wangen und
dem freien großen Auge kann so vorbildlich monumentale Werke aus sich herausstellen, wie
der im Vergleiche zu anderen seiner Zeitgenossen so schwer imitierbare und dabei so völlig
Muster gewordene Hoffmannswaldau. Wer sich in den eigentlichen Geist des Barock versetzen
will, muß sich an ihn halten. Man kann ihn entgegen aller aus der Unkenntnis und überlieferten
Phrasen stammenden gegenteiligen Meinungen ohne Ermüdung lesen, ja genießen, denn er ist
— immer vom Barock aus erlebt — einfach und immer vom Gegenstand natürlich der Poesie
über ein Thema (nicht von der Identität, vom Gegenstand, Erlebnis und Ausdruck) erfüllt, oft
genug bewegt. Ein Gedicht, wie die „Thränen Johannis unter dem Kreutze“ oder manche seiner
Liebesgedichte sind so schön und echt, wie das beste Barockgemälde, in der schwingenden
Diagonale ihrer Komposition, wie in der Einzelbelebung des Verses, die die streng durchgeführte
architektonische Disposition des Ganzen auflöst.

198 — Sinnreiche Heldenbriefe Auch andere herrliche Gedichte. 0. O. Im Jahr 1680.
Mit Titelportr. gest. v. Melchior Haffner. — Vermischte Gedichte. O. O. u. J.
(32 SS.) .... Hochzeit Gedichte. O. O. u. J. (43 SS.).... Begräbnisgedichte O.

O. u. J. (48 SS.)-Poetische Grabschrifften. O. O. u. J. (Mit einer Schlußvign.

15 Bll.)-Geistliche Oden. O. 0. u. J. (24 SS.)_Poetische Geschieht Reden.

0. 0. u. J. (14 SS.) (Angeb.:) D e r s. Der Sterbende Sokrates. O. O. u. J. —
D e r s. Des Sinnreichen Ritters Baptistae Guarini Pastor Fido Oder: Trauer
und Lustspiel / Der Getreue Schäfer genannt /_Gedruckt im Jahr 1678. 0. O.

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