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L Handschriften

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und streng verboten, Drucker und Nachdrucker wurden bestrait; darauf wurde das Gedicht heimlich in
Abschriften weiter verbreitet; nach drei solchen Kopien hat es schon L e s s i n g (Beiträge I 113—130)
herausgegeben. Noch seltener ist die folgende Protestation des Verfassers (vgl. Ortloff IV 332
Note 3), die laut Titel hier in direkter Abschrift des Originals vorliegt.

*61 Valerius Maximus. Factorum et dictorum memorabilium libri IX. Papierhs. süddeut-
scher Provenienz v. J. 1471 in großer Schrift mit Durchschuß u. breiten Rändern.
Rubriziert, mit roten Initialen. 443 BI1. Fol. Hldrbd. (225.—)

Aus der Bibliothek der Würzburger Karmeliter (jüngerer Besitzvermerk Bl. lr). Enthält
das vollständige Werk, dazu das sog. zehnte Buch, das hier Bl. 440r die Aufschrift hat: ,,Hec dicitur
esse pars libri decimi Vaierii Maximi de interpretationibus nominum." Der weitläufig geschriebene
Text ist mit Interlinear- u. Randglossen versehen; die letzteren sind z.T. durch rote Buchstaben-
Exronenten mit den erläuterten Worten verbunden u. stammen vermutlich aus dem Kommentar des
Dionysius de Burlo. Als Vorstücke gehen dem Texte voraus: Bl. lr ein Auszug aus den
Mirabilia Romae (Sicut scribit Orosius in cronica .... ähnlich in München Clm 7662 f. 213);
Bl. 5v ein kurzer Modus legendi; Bl. 6r eine Übersicht über die „nomina officialium et digni-
tatum antiquorum Romanorum" (wohl ebenso wie in der ehemals Erfurter Hs. Zbl. f. BW, Beiheft 67,
1935 , 86); Bl. 7v Rubrice librorum Val. Max.; Bl. 8v Tabula super libro Vaierii edita a fratre
Giuncta de s. Geminiano ord. fr. heremit. s. Augustini (diese Arbeit des wenig bekannten
Autors sonst nicht feststellbar); Bl. 15r Commendacio pro auctoritate (Item Valerius Maximus alle-
gatur per s. Thomam .... per Nicolaum de Lyra). — Der ganze Codex ist von bester Erhaltung.

*62 Vermanunge der consciencien u. a. deutsche Texte. Papierhs. des XV. Jhs., von drei
Schreibern hergestellt, rubriziert, mit roten Initialen. 10, 145 Bll. 8". Hübscher blind-
gepr. brauner Orig.-Ldrbd.; beide Deckel gleich behandelt: großes Mittelstück aus
sechs Abdrücken desselben schönen Stempels (Maria im Rosenhag, rechts kniender
Mönch mit hochgehobenem Spruchband), darum Rahmen, gebildet aus einem Stem-
pel mit den Buchstaben „m. e. p.". (250.—)

Der Band enthält anonyme erbauliche Texte in deutscher Sprache. Bl. lr Predigt über den Spruch
„Comcdite amici"; Bl. lr Vermanunge der consciencien; Bl. CIIIv Von deine helien sacramente. Wohl
für ein Nonnenkloster bestimmt gewesen.

Aus dem Besitz von Goethes Großoheim Michael von Loeu in Frank-
furt (Dichtung u. Wahrheit, Buch II), mit dessen gest. Exlibris (Warnecke 1190) im vorderen Innen-
deckel. Darüber die Vermerke „Estimatur 1 Rh. 30 x." und „Ex musaeo Hiegeliano ML 1724". — Sehr
gut erhalten.

*63 Vincentius Bellovacensis. Speculi historialis pars IV., deutsch. — Karl IV. Gol-
dene Bulle. — Verzeichnis von Krankenheilungen des Johannes Capestrauus in
Nürnberg 1452. Hs. auf Papier u. P e r g a m e n t, in d. J. 1430, 1431 u. 1452 ge-
schrieben; rubriziert, mit roten Initialen. Im Vorderdeckel acht große farbige
Wappen Nürnberger Patrizier Geschlechter in sorgfältiger Aus-
führung. 375 Bll. Fol. Orig.-Holzdeckel-Schweinsldrbd. mit Messingbuckeln u. zwei
übergreifenden Schließen. (900.—)

Aus dem Besitz der Patrizierfamilie Schürstab in Nürnberg. Im vord. Innendeckel nennen
sich als Besitzer Erhard (?) u. Hans Schürstab; von den eingemalten Wappen sind die ersten vier
Allianzwappen ihres Geschlechtes, die letzten vier solche der Familie Pfintzing; die allierten Wappen
gehören den Familien Pilgrim (?), Muffel, Geuder (?), Streitberg, Ebner, Hcmpfenfeld u. Graser an.
Den Hauptteil des Bandes nimmt die Ubersetzung des vierten Teiles des Sneculum historiale
ein (10 Bll. Capitula, 325 gez. Bll. Text und nochmals 12 Bll. mit denselben Capitula wie vorn); am
Ende die Subskription: „Anno domini M° quadringentesimo Tricesimo primo finem reeepit liber iste
per manus Conradi C z e 1 m a i e r". Dieser Schlußteil des großen Geschichtswerkes behandelt
die Zeit von Karl d. Gr. bis Konradin; nur er scheint ins Deutsche übertragen worden zu sein, weil er
die deutsche Kaiserzeit behandelt, während man die anderen Teile (biblische und alte
Geschichte) einer Übertragung nicht für wert hielt. Die deutsche Übersetzung ist ungedruckt
u. bisher auch unbeachtet geblieben; sie läßt sich nur noch in dem etwas jüngeren Cod. 2902 der
Wiener Nationalbibliothek (v. J. 1438) nachweisen; sie dürfte in Bayern oder Österreich entstanden U.
nicht viel älter sein als die beiden Handschriften. Die vorliegende ist nicht mehr ganz vollständig;
die Bll. 156/57 und 300/01 fehlen jetzt.

Es folgt mit eigener Foliierung (Bl. 1—XXIX) die Goldene Bulle mit der Schreiber-Schlußschrift
„Anno domini M° cccc" xxx'"* Sabbato post festum coneepeionis b. virginis Marie"; dieselbe Jahreszahl
auch am Ende der vorhergehenden Capitula.

Sehr interessant sind die drei letzten Blätter des Bandes mit e. Verzeichnis von 49 Kranken-
heilungen, die Johannes Capestranus (der berühmte Wanderprediger, Husltcn-
missionar, Klosterreformator und Türkenkämpfer) an 9 Tagen zwischen dem 21. Juli und
10. August 1452 in Nürnberg bewirkt hat, mit genauen Angaben über Namen, Alter, Heimat und
Gebrechen der Kranken und jeweils mit Nennung von Zeugen. Die Kranken stammten teils aus Nürn-
berg, teils waren sie aus der näheren oder ferneren Umgegend herbeigebracht worden; zumeist
handelte es sich um Lahme, Blinde, Stumme, Taube bzw. Schwerhörige. Als Zeugen erscheint eine
lange Reihe von Nürnberger Honoratioren aus den Familien Fronhofer, Scheurer, Pfintzing, Haller,
Muffel, Lauber, Kress, Sammenhaymer, Egloffstein, Tucher usw. nebst einer kleineren Zahl aus-
wärtiger Prälaten und Geistlicher. Bemerkenswert ist, daß die ganze Liste zwar von einer u. derselben
Hand stammt, daß aber Duktus, Schriftgröße u. Tinte mehrfach (z.T. tagweise) wechseln; die Auf-
zeichnungen dürften demnach fortlaufend u. gleichzeitig mit den Ereignissen gemacht worden sein.

Karl <k Faber, München, Karolinenplatz 1
 
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