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Karo, Georg
Die Schachtgräber von Mykenai (Band 1): Text — München, 1930/​1933

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https://doi.org/10.11588/diglit.14445#0129
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Grab V

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zugeschnitten. Der Länge nach 2 Reihen leicht eingetiefter, geschweifter Rauten, als wäre der
Stab mit einer Verkleidung ähnlich Nr. 294 bedeckt gewesen. Zu diesem kann er nach seinem
Format nicht gehören.

Taf. CLXII. 2 einst kreisförmige, massive, offene Kupfer- oder Bronzestäbe.

a) Umfang 129. Rechteckiger Querschnitt (1,3:0,6), oben 3 Riefen. — b) Umfang 113. Runder

Querschnitt. Dm. 0,8. — Wohl = Nr. 179. 180, vgl. unten S. 157.

GRAB V.

623. Taf. LI. Goldene Maske. H.31,5. Br.31. H. des Gesichts23. Br.28,5. Tiefe noch5.
Schi. 381 Abb. 473. Sch. 296 Abb. 267. Intakt bis auf ein paar Risse. Etwas verbogen und
eingedrückt.

Aus einem starken, gelben Blech getrieben, mit flach umgebogenem Rand von ganz wechseln-
der Breite: oben und an den Seiten 0,5 (am linken Ohr)—3, unten 6—8. Rechts und links je
ein Loch für einen starken Nagel. Das Vollmondgesicht mit der hohen, kahlen Stirn erinnert an
Nr. 259, auch die Proportionen sind ähnlich, nur noch breiter und voller. Die Brauen sind ganz
schmal, die Augenlider und sogar die Überschneidung des unteren durch das obere am rechten
wenigstens angedeutet. Die Nase ist arg verbogen, war offenbar gerade, breiter und kürzer als
die von Nr. 259. Unten sind die Nasenlöcher angegeben. Die Furchen an der Oberlippe lassen
vielleicht auf einen kleinen Schnurrbart schließen. Der Mund ist ein kleiner, gerader Schlitz, die
ganz schmalen Lippenränder scheinen einem zahnlosen Greis zu gehören. Das Kinn ragt wenig
vor, ist breit und voll; die Ohren sind ganz schematisch, sitzen aber richtig.

624. Taf. LH. Goldene Maske. H.26. Br.26,5. Schi. 332 Abb. 474. Sch. 295 Abb. 266
G. 20,41,31,41a. Evans, Shaft Graves 6 Abb. 2. Intakt bis auf ein paar Risse und Brüche.
Nase verbogen. Die Profilaufnahme unserer Tafel nach Gillierons Nachbildung.

Aus einem gelbrötlichen, starken Blech getrieben und dem Kontur des Gesichtes entsprechend
ausgeschnitten, die Ohren noch besonders. Neben ihnen je ein Loch für einen starken Nagel.
Der Rand ist über der Stirne leicht abgesetzt und innen schmal umgebogen (0,1—0,3); hier lag
also etwas auf, vermutlich ein verdeckendes Tuch oder Band. Auch die Ohrenränder sind umge-
bogen (0,4—0,8), wahrscheinlich auch die glatten Zwickel darüber und darunter. Die Augen-
brauen sind durch schräge Riefen gegliedert, die mandelförmigen Augen zeigen sowohl die
Lidränder eines geöffneten wie die Lidspalte eines geschlossenen Auges, bei der sonst sorgsamen
Arbeit ein sonderbarer Fehler. Die lange, schmale, gerade Nase ist scharf und edel geschnitten,
mit kleinen Nasenflügeln, Nasenlöchern und leicht vorragender Zwischenwand. Der gerade,
kurze Mund mit seinen schmalen Lippen hat einen mürrischen Ausdruck. Die Lippen sind viel
besser modelliert als an den übrigen Masken, ebenso Nase, Wangen, Kinn. Ganz singulär ist die
Barttracht: ein ziemlich starker, leicht aufgebogener, spitzer Schnurrbart, eine kleine „Fliege"
auf dem ausrasierten Kinn unter der Unterlippe, ein langer Bartkranz unter Kinn und Wangen
bis zu den Ohren hinauf. Der Bart ist in unregelmäßige, recht lebendig wirkende Strähnen ge-
gliedert, man spürt auch bei diesem für das Grab gemachten Werk die große Kunst der figür-
lichen Rhyta. Die Ohren sind zwar stilisiert, aber in der Angabe von Läppchen und Knorpeln
ziemlich richtig. Das Ganze steht weit über den anderen Masken. Seit dem Funde der knossi-
schen Siegelabdrücke mit den Köpfen eines Fürsten und jungen Prinzen (Evans, Scripta
Minoa I 272) wird man auch hier unbedenklich den Versuch einer Porträtdarstellung aner-
kennen. Es ist ein Fürst in den besten lahren, von edlem, dem späteren griechischen in der ein-
heitlichen, geraden Profillinie der Stirne und der langen Nase sehr ähnlichem Rassetypus.

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Karo, SchacUtgräbcr
 
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