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Karo, Georg
Die Schachtgräber von Mykenai (Band 1): Text — München, 1930/​1933

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https://doi.org/10.11588/diglit.14445#0186
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178

III. Ergebnisse

dem Scheitel aufgebundenes1) und kurzes Haar zeigen, nur kurzes die Dolchklinge
Nr. 394 (S. 95 Abb. 27). Die bärtigen Köpfe der wenig jüngeren mykenischen Sil-
berschale CE(p.ägx.l888 Taf. 7, Bossert Abb. 282—284) tragen halblanges Haar mit
drei kurzen Locken im Nacken, eine von der minoischen durchaus abweichende,
wohl festländische Frisur.

Auch der Bart ist völlig unminoisch. Wohl finden sich vereinzelte bärtige
Köpfe auf Kreta; doch sind es durchweg fremdartige, unminoische Rassetypen").
Demgegenüber ist für Mykenai, abgesehen von der eben erwähnten Silberschale
und dem Jaspisring Furtwängler, Gemmen III 44 Abb. 20, eine ganz eigenartige
Barttracht durch die Goldmasken Nr. 259 (Taf. XLIX, L, Schnurrbart) und 624
(Taf. LH, Schnurr- und Backenbart mit Fliege) sicher bezeugt, obwohl daneben
auch unbärtige Masken vorkommen (unten Kap. 16) und auf den Darstellungen
aus den Schachtgräbern alle Männer glatt rasiert sind.

Über den Schmuck der mykenischen Fürsten sind wir gut unterrichtet. Sogar
der bescheiden ausgestattete Tote von Grab II besaß ein goldenes Stirnband
(Nr. 219, Taf. XXXVIII, LXXII), das jederseits in einen feinen Draht ausläuft,
also auf dem Hinterkopf zusammengeknüpft war. (Über die Verzierung dieses
und der übrigen Diademe unten Kap. 10.) Von den entsprechenden Schmuckstük-
ken des IV. Grabes (Nr. 229—239, 286/7, Taf. XXXVI—XLI) gehören einige ge-
wiß den beiden hier bestatteten Frauen; aber abgesehen von den Nr. 1 entspre-
chenden Kronen 229, 230 (Taf. XLI) lassen sich die Stirnbänder auf die Ge-
schlechter nicht sicher verteilen.

Es kommt auch wenig darauf an, da sich derselbe Typus bei allen diesen
Diademen mit geringen Abweichungen in den Maßen wiederholt, mit Ausnahme
von Nr. 236—239 (Taf. XXXIX, unten Kap. 10). Dieses ganz eigenartige, schmale
Band mit punktierter Verzierung und drei Anhängern möchte man lieber einer
Fürstin zuschreiben: jedoch fehlt jede Möglichkeit, dies zu beweisen. Auf Kreta
ist prunkvoller Kopfschmuck für Männer durch das berühmte Stuckrelief des
„Fürsten mit der Federkrone" (Evans II 773 ff. Abb. 504 und Titelbild Taf. 14)
ausreichend bezeugt. In Grab V und VI fehlen die Diademe, wie auch sonst auf
dem Festlande.

Armbänder erscheinen mehrfach an minoischen Männern, am schönsten
auf dem Wandgemälde des Jünglings mit dem Trichterrhyton (oben S.175 Anm. 1).
Er trägt am rechten Oberarm undHandgelenk je einen blauen, wohl aus Silber oder
Schmelz zu denkenden Reifen, am linken Oberarm deren zwei1), am Handgelenk
eine Gemme, offenbar einen Bandachat, in einer blauen, mit je drei Kugeln ver-

Vgl. den Fürsten auf dem Steatitbecher von Hagia Triada, Evans II 791 Abb. 516.

2) Muschelrelief aus der Messarä, Evans II 46 Abb. 21 (FM.); Steatitfragment aus Knossos, BSA. VII 44 Abb. 13;
K. Müller, a. a. O. 262 Abb. 10; Kopfrhyton aus Pbaistos, Pernier, Rendic. Lincei 1907, 281 ff.; Maraghiannis, Antiqu.
cret. II 50. — Ath. Mitt. XL 1915, 171 Anm. 1 ist irreführend. Die Bartlosigkeit ist im Minoischen kein Altersmerkmal.
Zum Rassetypus unten^Kap. 16.

3) Vgl. die^dref Reifen auf Nr. 605 a, Taf. CXXIX.
 
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