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Karo, Georg
Die Schachtgräber von Mykenai (Band 1): Text — München, 1930/​1933

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https://doi.org/10.11588/diglit.14445#0253
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7. Kostbare Geräte

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fünf kleine, runde, flachgewölbte Scheiben gleichen Materials gelten, die auf der
Unterseite eingegrabene Zeichen tragen: 507a, CI.

Schwieriger ist es, drei Paare großer Fayenceschleifen (553/4. 557—564. 569
bis 571, CLI f., S. 115 Abb. 42) und einen Reifen desselben Stoffes (565, CLI)
unterzubringen. Über die Art ihrer Zurichtung vergleiche man die Beschreibungen
auf S. 114 f.; aus diesen ergibt sich, daß das erste Paar auf einer ebenen, die bei-
den anderen auf einer gewölbten Fläche befestigt waren, ferner daß der Reif nicht
als Ringhenkel gedient haben kann. Am wahrscheinlichsten ist immer noch eine
Verwendung der Schleifen als Griffe und Deckelschmuck einer kostbaren Truhe
oder vielleicht eines Kastens für das eben besprochene Spielbrett. Dafür könnte
auch die Gleichartigkeit der Versatzmarken auf 556 und 561, CLI und S. 115
Abb. 42 sprechen: Evans I 484 Abb. 347; vgl. ebda. 485 seine Bemerkungen über
den ägyptischen Ursprung der minoischen Spielbretter und ihr Fortleben in spät-
mykenischer Zeit. Ergänzend muß jetzt auf das wundervolle Spielbrett aus Ur
hingewiesen werden: L. Woolley, Ur of the Chaldees Taf. V; Reallexikon d. Vor-
gesch. XIV Taf. 14c. Zur sakralen Bedeutung der Schleifen im minoischen Kreise
Evans I 430 ff. Abb. 308 ff. II 284 Abb. 168: dagegen Nilsson, Minoan-mycenaean
Religion 137 ff., der mir etwas zu skeptisch zu sein scheint, wenn er auch darin
recht haben wird, daß solche Schleifen bisweilen rein dekorativ, ohne tieferen
Sinn, angebracht sein können. Unseren Fayenceschleifen möchte ich doch einen
solchen beimessen.

Notgedrungen haben wir in den vorstehenden Erörterungen öfter zu der An-
nahme verlorener hölzerner Gegenstände, oder Teile von solchen, Zu-
flucht nehmen müssen. Indessen ist Holz, meist der Zypresse, in den Schachtgrä-
bern mehrfach auffallend gut erhalten geblieben. Abgesehen von der großen
Schüssel mit drei Füßen 890/1, CXLVII, ist auf einige kunstvoll geschnitzte,
wohl einst mit Metall verkleidete kleine Bruchstücke hinzuweisen (813. 817,
CXLVI), vor allem aber auf zwei kostbare Kästchen mit eigenartiger Verzierung.
Das erste (808—811, CXLIII f., S. 143 f. Abb. 61), ist von Stais mit Hilfe von
zwölf längst bekannten rechteckigen Goldreliefs mit Spiralnetzen und Tieren (un-
ten S. 278 f. 297) und einigen bisher unbeachteten Holzplättchen zu einer sechs-
eckigen Büchse eigenartiger Gestalt zusammengesetzt worden (vgl. die Beschreibung
oben S. 143 f.). Die reiche Verzierung der Seiten spricht dafür, daß auch die Ober-
fläche des Deckels nicht schmucklos blieb; und die Profilierung dieser Fläche sowie
eine Reihe von Stiftlöchern deuten auf eine Verkleidung mit Metall, doch wohl mit
Gold. Streifen wie 789. 791. 795, CXLVI könnten hierfür geeignet erscheinen, pas-
sen aber doch nicht recht. Vielleicht ist der Deckelschmuck bei der Beraubung von
Grab V (oben S. 36) abhanden gekommen. Zu diesem und anderen Kästchen kön-
nen übrigens auch einige der Goldstifte 803—807. 844, CXLVI gehören.

Ganz anders geartet ist 812/3, CXLV, eine aus vier Holzbrettchen zusammen-

32 Karo, Schachtgrüber
 
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