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Karo, Georg
Die Schachtgräber von Mykenai (Band 1): Text — München, 1930/​1933

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https://doi.org/10.11588/diglit.14445#0328
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320

III. Ergebnisse

her rätselhaften Gattungen festgelegt ist. Biegen teilt mir freundlichst mit, daß er
und Wace diese Gattungen (oben S. 254 ff.) sämtlich für Erzeugnisse der Argolis
ansehen. Dazu scheinen sie mir vorläufig noch untereinander zu verschieden zu sein.

So gelangen wir zu folgenden Ergebnissen: Zur Zeit der Schachtgräber ist der
Verkehr von Mykenai, man darf wohl sagen, des ganzen Festlandes, auf das ägäi-
sche Gebiet beschränkt. Die besonders intensiven Beziehungen zu Kreta haben
weder die ältere Verbindung mit Anatolien, noch den Handel mit dem Norden
aufhören lassen. Dagegen liegt der Verkehr der Ägäis mit Ägypten und Syrien
noch ganz in kretischen Händen. Innerhalb der Ägäis aber herrschte damals die
kriegerisch angreifende, überlegene Macht von Mykenai; in keiner Weise erscheint
sie als Ausbeutungsobjekt der verfeinerten minoischen Kultur.

16. ANTHROPOLOGISCHE BEMERKUNGEN ZU DEN MASKEN

von EUGEN FISCHER1)

Vom Verfasser dieses Werkes wurde der Wunsch ausgesprochen, daß über
die Goldmasken, wohl die ältesten plastischen Darstellungen des menschlichen
Antlitzes auf griechischem Boden, von anthropologischer Seite ein Urteil abgege-
ben werde. Wenn ich dies Wagnis übernehme — denn das ist es gewiß —, tue ich
es lediglich mit Rücksicht darauf, daß gegenüber so ungeheuren Kostbarkeiten aus
der Vergangenheit einer sicher damals wie heute bewunderten Kultur auch die
kleinste Hilfe wichtig ist und keine Mühe gescheut werden darf, an ihrer Rätsel
Lösung zu arbeiten. Aber ich tue es auch mit der Bescheidenheit und Entsagung,
die mein hochverehrter Freund und Kollege CarlFürst am Schluß seiner eben
erschienenen ausgezeichneten Arbeit2) über die Schädelreste aus derselben Zeit
und Landschaft ausdrückt, das Wesentliche sei, „ein Material für die Zukunft und
für meine späteren Nachfolger liefern zu können, denen ein größeres Material als
mir zur Verfügung stehen wird", und die — möchte ich selber dazufügen — mehr
von den Rassen der Vorzeit wissen, als wir heute.

Es handelt sich um den Versuch, die Goldmasken rassenmäßig zu deuten.
Kann man an diesen Kunstwerken anthropologische Merkmale feststellen3) und

Auch an dieser Stelle möchte ich Herrn Kollegen Fischer aufs herzlichste für seinen so wertvollen Beitrag
danken. Einige ergänzende archäologische Bemerkungen habe ich in eckigen Klammern hinzugefügt. G. K.

2) Carl M. Fürst, Zur Anthropologie der praehistorischen Griechen in Argolis. I.unds Univ. Ärsskrift. N. F. Avd.
Bd. 26, Nr. 8.

3) Ich möchte mich streng auf diese Aufgabe beschränken, nicht etwa auf eine „Anthropologie" der betr. Periode
einlassen. Es sei bei dieser Gelegenheit auf das außerordentlich anregende, das Problem nach dem heutigen Stand er-
schöpfende Werk von Hans F. K. Günther hingewiesen (Rassengeschichte des hellenischen und römischen Volkes.
München 1929). — Es enthebt mich der Notwendigkeit, sehr zahlreiche Schriften anzuführen. Auf die anderen Dar-
stellungen des Menschen, etwa auf den Stelen, einzugehen ist hier ebenso wenig meine Aufgabe wie ein Vergleich mit
solchen anderer Goldmasken.
 
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