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Wagner, Heinrich
Kunstdenkmäler im Grossherzogthum Hessen: Inventarisirung und beschreibende Darstellung der Werke der Architektur, Plastik, Malerei und des Kunstgewerbes bis zum Schluss des XVIII. Jahrhunderts: Kreis Büdingen — Darmstadt: Bergstraesser, 1890

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https://doi.org/10.11588/diglit.18791#0289
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TIERGARTEN

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Die Kirche zu Selters war Filial der Mutterkirche zu Glauberg. Die geistliche Kirche
Gerichtsbarkeit darüber besass der Probst des Marienstifts zu den Greden in Mainz,
bis er sie 1407 dem Abt zu Seibold überliess.*)

Das Meine Gotteshaus, welches auf der Anhöhe inmitten des ummauerten
Kirchhofs liegt, besteht aus Langhaus mit dreiseitigem Chorschluss an der Ostseite
und Turm an der Westseite. Diesen krönt der steile Turmhelm, welcher aus der
quadratischen Grundform mittels der über den vier Seiten errichteten Dachgiebel
in die achtseitige Spitze übergeht. Über der spitzbogigen Turmthüre, deren Öffnung
mit einfacher Fase umrahmt ist, bemerkt man zwei im Schlussstein ausgemeisselte
Wappen: da«, der Herren von Eppenstein nebst einem un-
bekannten Abzeichen. Die Schildform derselben, gleich
wie andere architektonische Merkmale, lassen auf die Her-
stellung des Thorbogens, bezw. des Turmes, in der zweiten
Hälfte des 15. Jahrhunderts schliessen. Weitere Überreste
aus mittelalterlicher Zeit, welche die um 1874 vorgenommene
Erneuerung der Kirche überdauert haben, sind die spitzbogigen Fenster des Lang-
hauses, dessen flache Decke mit Stuckverzierung aus dem Ende des 17. oder Anfang
des 18. Jahrhunderts versehen ist.

Im Turm hängt, ausser einer kleinen, neuen Glocke, eine grössere, ältere mit Glocken
der zweizeiligen Inschrift: IN • GOTTES ■ NAHMEN • FLOSS • ICH • IOHANN .
GEORG • BACH • IN ■ WINDECKEN • GOSS • MICH • DEN • X • FEB ■ \7Q<) ■ ALS
HERR • DAVID Jj THVM • PFARRER • VND • H • GLASS • SCHVLTHEISS-WAREN.

Unten im Dorf finden sich einige schmucke alte Holzhäuser, deren Gefache Holzhäuser
mit den in der Gegend gebräuchlichen, im Putz eingerissenen Ornamenten verziert sind.

TIERGARTEN

OF, unweit Büdingen. Der Tiergarten ist die Schöpfung des Grafen Allgemeines
Johann Ernst von Ysenburg-Büdingen, der nach Ausweis der Bau-
rechnungen**) 1670 den Weiher, die Gräben- und Weganlagen machen,
hierauf bis Ende 1671 die Hofgebäude, das Wohnhaus und »die
Galerie« herstellen liess. Der dicht am Wald gelegene Hof***) dient zu Zeiten der
fürstlichen Familie zum Landaufenthalt.

Durch ein stattliches Eingangsthor der mit Schlingpflanzen bewachsenen Ab- Bauanlage
schlussmauer gelangt man in den Flof, an dessen einer Schmalseite auf hohem
Unterbau das herrschaftliche Wohnhaus errichtet ist. Den Hauptschmuck desselben

*) Würdtwein, Dioec. Mog. III, S. 202, No. 149.
**) Gesamt-Arch. zu Büdingen, Rep. XX, Fase. 75 u. 76.
***) Simon, Gesch. des reichsst. Hauses Y. u. B. I, S. 106, II, S. 367.
 
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